Land gegen Frieden: Selenskyj bietet Trump einen Deal an

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Überraschend erklärt sich die Ukraine zu Gebietsabtretungen bereit. Das setzt Putin bei Trump unter Druck. Ein Kommentar von Georg Anastasiadis.

Binnen 24 Stunden, so hat es Donald Trump seinen Wählern versprochen, werde er für das Ende des Ukraine-Kriegs sorgen. Jetzt legt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sogar noch vor Trumps Amtsantritt in einer bemerkenswerten Kehrtwende ein „Land gegen Frieden“-Angebot auf den Tisch: Kiew ist demnach bereit, die von Russland eroberten Gebiete zumindest für die Lebenszeit von Wladimir Putin unter russischer Kontrolle zu belassen.

Adressiert ist der Vorschlag an den Kreml, doch in Wahrheit zielt Selenskyj auf einen Deal mit Trump. Der soll seinen Frieden bekommen – aber dazu, so der Subtext, muss der künftige US-Präsident den Kriegsherrn Putin an den Verhandlungstisch zwingen. Dem Kremlchef wird das nicht gefallen. Denn er zielt auf die „Entnazifizierung“, was nichts anderes ist als die Kreml-Chiffre für die Auslöschung der Ukraine als Staat und Nation.

Ein Deal von Trump mit Putin setzt Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj unter Druck, kommentiert Georg Anastasiadis. © Imago/Zuma Press/Montage

Selenskyj geht bei Friedensangebot taktisch vor – und nutzt Trumps Ego

Nicht mal ein Isolationist wie Trump, der Amerika als Weltpolizist von den globalen Konfliktherden abziehen und ganz auf Wirtschaftsthemen konzentrieren will, kann sich auf russische Maximalforderungen einlassen. Es würde ihn vor seinen Amerikanern als Schwächling dastehen lassen.

Für einen Narzissten wie Trump wäre das eine schlimme Verletzung seines Egos. Genau darauf zielt Selenskyj, wenn er sich der US-Öffentlichkeit als derjenige präsentiert, der den ersten Schritt zum Frieden geht und dafür ein enormes Opfer bringt. Denn hunderttausende seiner tapferen Landsleute haben für die Verteidigung ihrer Heimat ihr Leben gelassen.

Putin unter Druck durch ATACMS-Freigabe – Chance auf Frieden nach Trump-Amtseinführung?

Im von 1000 Tagen Krieg erschöpften Kiew, aber auch in vielen europäischen Hauptstädten hofft man auf ein Szenario, in dem Trump den Russen Zuckerbrot und Peitsche gibt: Das Kriegsregime in Moskau darf seine Beute behalten – aber nur, wenn es von der Rest-Ukraine ablässt und Kiew unverrückbare Sicherheitsgarantien erhält; für den Fall jedoch, dass Putin ablehnt, würde Trump die Ukraine bis zu den Zähnen bewaffnen.

Der noch von der Biden-Administration genehmigte Einsatz weitreichender ATACMS-Raketen gegen russische Ziele im Raum Kursk setzt Putin bereits erheblich unter Druck. Ein Wahlsieg von Friedrich Merz bei der Bundestagswahl im Februar mit der absehbaren Freigabe von Taurus-Raketen würde für Putin das Kosten-Nutzen-Kalkül weiter zu Ungunsten einer Fortführung des Krieges verändern. Auch wenn der Kreml die Europäer gerade wieder mit seinem erneuten Herumfummeln an der Atomdoktrin zu erschrecken versucht: Nie waren die Chancen auf ein Ende des Krieges so gut wie jetzt vor den Regierungswechseln in Washington und Berlin. (Georg Anastasiadis)

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