Nach ATACMS-Beschuss: Russland droht mit Einsatz von Atomwaffen

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Nach dem ersten Einsatz von ATACMS-Raketen durch die ukrainische Armee gegen Ziele in Russland hat Moskau mit Härte gedroht – und die Atomdoktrin verändert.

Moskau – Es war ein Tabu-Bruch im Ukraine-Krieg: Nach Freigabe der USA hat die Ukraine russisches Territorium mit ATACMS-Raketen beschossen – und damit mögliche Konsequenzen heraufbeschworen. Russlands Außenminister Sergej Lawrow kündigte jedenfalls eine „entsprechende“ Antwort auf den Beschuss an und schloss dabei auch den möglichen Einsatz russischer Atomwaffen nicht aus. 

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums erfolgte der ukrainische Angriff mit von den USA gelieferten Waffen auf russisches Gebiet an der Grenze zum Nachbarland. Ein ukrainischer Regierungsvertreter bestätigte der Nachrichtenagentur AFP den Einsatz der Raketen. Den Berichten zufolge griff die Ukraine-Armee in der Nacht zu Dienstag eine Militäreinrichtung in der russischen Grenzregion Brjansk mit sechs ballistischen ATACMS-Raketen an. Dabei seien auch von den USA gelieferte weitreichende Raketen des Typs ATACMS eingesetzt worden, hieß es.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow
Russlands Außenminister Sergej Lawrow. © picture alliance/dpa/POOL AFP | Alexander Nemenov

Lawrow warnt nach ATACMS-Einsatz im Ukraine-Krieg: Russland spricht von „neuer Phase des Krieges“

Dem Ministerium zufolge wurden fünf der Raketen von der russischen Luftabwehr abgeschossen. Trümmerteile einer sechsten Rakete seien auf eine nicht näher spezifizierte „Militäreinrichtung“ gefallen und hätten einen kleinen Brand verursacht. Verletzte oder Schäden gab es demnach nicht. Ein hochrangiger ukrainischer Verantwortlicher bestätigte wenig später den ATACMS-Einsatz im Ukraine-Krieg in Brjansk.

Russlands Außenminister Lawrow sagte zu dem ATACMS-Beschuss: „Wir werden dies als eine neue Phase des westlichen Krieges gegen Russland betrachten und entsprechend reagieren.“ Es handele sich um ein „Zeichen“ der Ukraine und ihrer westlichen Verbündeten, dass diese eine Eskalation suchten. „Wenn Raketen mit größerer Reichweite von der Ukraine aus in Richtung russisches Territorium eingesetzt werden, bedeutet dies, dass sie von US-Militärexperten bedient werden“, sagte Lawrow zudem am Rande des G20-Gipfels in Brasilien. In Richtung der westlichen Verbündeten der Ukraine warnte er zudem, diese sollten die russische Nukleardoktrin „vollständig“ lesen. 

Nach Beschuss von Russland mit ATACMS-Raketen: Kreml erlaubt teilweise Einsatz von Atomwaffen

Der russische Präsident Wladimir Putin hat die bisherigen Regeln für den Einsatz von Atomwaffen gelockert. Ein von ihm unterzeichneter Erlass erlaubt Russland nun, Atomwaffen gegen Nicht-Atomstaaten einzusetzen, sofern diese von Atommächten unterstützt werden. Zudem sieht die neue Doktrin eine nukleare Reaktion auf „massive“ Luftangriffe vor, selbst wenn dabei nur konventionelle Waffen eingesetzt werden. Kremlsprecher Dmitri Peskow begründete die Änderungen mit der Notwendigkeit, die Grundsätze an die aktuelle Lage anzupassen. Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine droht Putin immer wieder mit dem Einsatz von Atomwaffen.

Weißes Haus kritisiert russische Rhetorik – Selenskyj warnt vor Kriegsverlust ohne US-Hilfe

Das Weiße Haus verurteilte den Erlass scharf als „unverantwortliche Rhetorik“. „Dies ist mehr von der gleichen unverantwortlichen Rhetorik Russlands, die wir in den vergangenen zwei Jahren erlebt haben“, sagte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA der Nachrichtenagentur AFP

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf seinerseits den Staats- und Regierungschefs der G20-Staaten massive Versäumnisse bei der Entwicklung einer „starken Strategie“ gegen Putin vor. Er warnte später im US-Sender Fox News, dass die Ukraine im Fall von Einschnitten bei der US-Militärhilfe für Kiew den Krieg verlieren werde. (afp)

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