„Kann gerade den Auto-Standort treffen“: Trump bereitet Bayern Sorgen – CSU hofft auf Merz

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Auch Bayerns Auto-Industrie schwächelt. Donald Trump könnte neue Probleme bereiten. Was tun? Ein CSU-Experte und ein Wirtschaftsvertreter antworten.

Brüssel/München – Noch scheinen die Folgen von Donald Trumps Amtsübernahme im Weißen Haus fern und vage – wer weiß schon so genau, was der erratische Republikaner in seiner zweiten Amtszeit umsetzen wird. Doch erste Versprechen und Drohungen schüren bereits Unruhe. Etwa mit Blick auf den Ukraine-Krieg. Aber schmerzhafte Konsequenzen sind auch mitten in Bayern möglich.

Denn die Wirtschaft im Freistaat befürchtet negative Auswirkungen von Trumps angedrohten Zöllen. „Das kann gerade auch den Automobilstandort Bayern treffen“, sagte der CSU-Europaabgeordnete und bayerische JU-Chef Christian Doleschal Merkur.de von IPPEN.MEDIA im Interview in Brüssel: „Man muss sich darauf einstellen, dass der Export beeinträchtigt wird.“

Trump beunruhigt Bayerns Export – nicht nur die Autohersteller

Bayern ist ein Autoland – mit BMW in München, Dingolfing, Landshut, Regensburg, Wackersdorf oder Audi in Ingolstadt. Hinzu kommen viele Zulieferer. 200.000 bayerische Arbeitsplätze hängen am Auto. Und tatsächlich waren „Personenkraftwagen und Wohnmobile“ im ersten Halbjahr 2024 nach Daten des Statistischen Landesamtes Bayerns wichtigstes Exportgut. Die Autobranche in Deutschland ist bereits in der Krise – Doleschals Parteifreund Ulrich Lange warnte in einem Gastbeitrag vor einem „Automobil-Kollaps“. Eine aggressive Zollpolitik könnte die Lage nun verschärfen.

Das Problem beschränkt sich natürlich nicht nur auf die Autohersteller. Doleschal verweist auf die seit dem Zweiten Weltkrieg historisch gewachsene Verflechtung der bayerischen mit der US-Wirtschaft. Im Jahr 2023 habe Bayern Waren im Wert von über 30 Milliarden Euro nach Amerika exportiert: Die USA seien der zweitwichtigste Exportmarkt für den Freistaat.

„Als exportorientierte bayerische Wirtschaft sehen wir Trumps Ankündigungen von Strafzöllen auf US-Importe in Höhe von zehn bis 20 Prozent mit Sorge“, sagt auch Bertram Brossardt unserer Redaktion – „das würde Produkte bayerischer Hersteller teuer und damit weniger wettbewerbsfähig auf dem US-Markt machen“, erklärt der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft.

Trump droht mit Zöllen: Bayerns Wirtschaft hofft auf weniger Steuern – aber auch auf Investitionen

Auch vor heftigen Gegenreaktionen warnt Brossardt: Neue Handelshemmnisse weltweit würden Deutschland und Bayern „überdurchschnittlich“ betreffen. Was also tun?

Doleschal, Binnenmarktpolitiker und Mitglied der US-Delegation im Europaparlament, blickt auf Europa: „Europa muss ein Stück weit erwachsen werden. Wir sollten die Hemmnisse im Binnenmarkt abbauen, unsere eigene Stärke ausbauen“, fordert er. Nötig sei zudem „Derisking“, weniger Abhängigkeit von einzelnen ausländischen Märkten. Auch neue Handelsabkommen könnten helfen, meint er. Gegen die werde aber „von linker Seite immer wieder Stimmung gemacht“.

Dunkle Wolken über dem BMW-Vierzylinder: Wird Donald Trump höhere Zölle verhängen?
Dunkle Wolken über dem BMW-Vierzylinder: Wird Donald Trump höhere Zölle verhängen? © Montage: Imago/Newscom/GDA/Manfred Segerer/fn

Brossardt meint: Bayern, Bund und EU sollten nun „ihre eigenen Hausaufgaben machen“. Den bayerischen Unternehmen sei vor allem mit besseren Standortbedingungen in Deutschland und Europa geholfen. Der Wirtschaftsvertreter nennt bekannte Schlagworte wie Bürokratieabbau, Steuersenkungen für Unternehmen, verlässlichere Energiepolitik und bezahlbare Energiepreise. Aber auch „mehr Investitionen“ wünscht sich Brossardt: in „Bildung, Forschung und Infrastruktur“. Ein Wunsch mit Konfliktpotenzial, angesichts der Debatten um die Schuldenbremse.

Deutschland und Europa schlecht auf Trump vorbereitet? CSU hofft auf Merz

Doleschal sieht Europa indes politisch nicht optimal auf Trumps Amtsübernahme vorbereitet. Deutschland – mit den anstehenden Neuwahlen – und auch Frankreich befänden sich nicht in „höchster Stabilität“. Der Ruf der Bundesregierung habe unter der Ampel-Koalition „schwer gelitten“. Doleschal hofft, wenig überraschend, auf einen CDU-Kanzler Friedrich Merz; der Wahlkampf hat begonnen.

„Man kann über Angela Merkel sagen, was man will, aber abseits der Flüchtlings-Thematik war Merkel eine sehr angesehene Bundeskanzlerin“, meint er. Merz könne nun „eine neue Stabilität in Richtung Amerika und EU herstellen“, glaubt Doleschal. Brossardt setzt neben Einsatz für die „transatlantische Beziehungen“ auch auf „kühlen Kopf“. Man müsse „die Lage analysieren und Szenarien für mögliche Maßnahmen einer künftigen Trump-Administration entwickeln“. (fn)

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