Ebersberger Team hilft in Sierra Leone den Ärmsten

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Nils Niederstebruch vom Aßinger Verein Globolab und Doris Sixt, Laborleiterin an der Kreisklinik Ebersberg, fahren mit Teams immer wieder nach Sierra Leone, um Menschen in der Klinik in Lunsar zu helfen. © privat

Die Menschen in den Dörfern sind ärmer denn je, sagen die Helfer aus dem Landkreis Ebersberg. Unter anderem wurden Klinikkosten für die Patienten übernommen.

Landkreis – Es sind vor allem zwei wichtige Erkenntnisse, die die Helfer aus dem Landkreis Ebersberg bei ihrem jüngsten Einsatz in Sierra Leone gesammelt haben. Die Arbeit der vergangenen Jahre zeigt im Krankenhaus in Lunsar Wirkung. „Der Gesamteindruck der Klinik hat sich im Vergleich zu den letzten Malen deutlich gebessert“, sagt der Ebersberger Arzt Wolfgang Haller vom Verein „Orthopädie für die Dritte Welt“. Aber, und dies ist der zweite Eindruck, das gelte nur für die Klinik.

Sämtliche Klinik-Kosten für die Patienten übernommen

Die Menschen auf den Dörfern seien ärmer denn je. Sie können sich keinerlei klinische Behandlung leisten, selbst bei minimalen Preisen. Die Jugendarbeitslosigkeit sei hoch mit rund 50 bis 60 Prozent, die Inflationsrate liegt bei ungefähr 30 Prozent. „Aus diesem Grund haben wir sämtliche Klinik-Kosten für die Patienten übernommen mit Ausnahme der kleinen Eintrittsgebühr.“

„Die Menschen sind unfassbar arm“: Marktszene in Sierra Leone in Westafrika. Einsatz Globolab und ODW Ende 2023
„Die Menschen sind unfassbar arm“: Marktszene in Sierra Leone in Westafrika. © privat

Ein Angestellter der Klinik verdient rund 70 Euro monatlich

Bioingenieur Nils Niederstebruch vom Aßinger Verein Globolab, der unter anderem das Labor in der Klinik in Lunsar betreut, ergänzt: „Das Land selbst ist in einem so katastrophalen Zustand, dass ich tatsächlich nicht verstehe, wie die Menschen dort, selbst wenn sie einen Job haben, überleben können.“ Ein Angestellter der Klinik verdiene derzeit rund 70 Euro monatlich. Preise für Benzin und andere „Luxusgüter“ entsprächen jedoch denen in Europa. Ein Sack Reis aus China, die heimische Produktion sei zu teuer, koste für etwa 50 Kilo 35 bis 40 Euro. Menschen „von der Straße“ kämen in der Regel nicht mehr in die Klinik, selbst wenn man sie kostenlos behandele. Sie hätten einfach kein Geld für die Fahrt zum Krankenhaus.

Unterernährung ist allgegenwärtig

„Sicher gibt es eine sehr gut verdienende Oberschicht“, so Niederstebruch. „Aber das sind sehr wenige Menschen.“ Fragt man die „normalen Arbeiter“ in der Klinik wie Labortechniker oder Krankenschwestern, wie oft sie sich eine Mahlzeit mit Hühnerfleisch leisten können, so antworten die allermeisten: „Etwa ein mal im Monat“. Das Hauptnahrungsmittel ist immer noch der chinesische Reis. Als Beilage gibt es nur pflanzliche Proteine in Form von Cassava-Blättern (Maniok) oder Kartoffelkraut. Mangel- und Unterernährung ist allgegenwärtig.

OP-Personal ist mittlerweile gut geschult

Das Krankenhaus John of God in Lunsar liegt rund 100 Kilometer von der Hauptstadt Freetown entfernt. Die Klinik wird geführt von den „Barmherzigen Brüdern“, die ihre Zentrale in Spanien haben. Rein medizinisch gibt es ein positives Fazit des rund zweiwöchigen Aufenthalts des Teams aus dem Landkreis Ebersberg: „Das OP-Personal ist mittlerweile gut geschult, auch die Schwestern auf der Station waren engagiert und haben immer auf Probleme hingewiesen und vor allem – sie haben Fragen gestellt und waren wissbegierig“, so der Orthopäde Haller.

Dieses Mädchen kann nach einer orthopädischen Behandlung wieder lächeln. Einsatz globolab und ODW sierra Leone Ende 2023
Dieses Mädchen kann nach einer orthopädischen Behandlung wieder lächeln. © privat

Erster Einsatz für Ärzte-Ehepaar aus Vagen

33 Operationen wurden durchgeführt. Im Team waren mit dem Ehepaar Dr. Monika und Dr. Michael Strobelt aus Vagen erstmals eine Zahnärztin und ein Kinder- und Jugendarzt dabei. Für sie war es der erste Arbeitsaufenthalt in einem afrikanischen Land. „Wir beide haben das Arbeiten unter speziellen Umständen und Rahmenbedingungen in einem interdisziplinären und internationalen Team als sehr bereichernd und horizonterweiternd erlebt und den Eindruck mit nach Hause genommen, dass trotz der begrenzten Zeit sinnvolle medizinische Hilfe geleistet werden konnte“, so das Ehepaar am Ende der Reise.

Für Nils Niederstebruch und Doris Sixt (Kreisklinik Ebersberg) war es sehr beruhigend zu wissen, dass der örtliche und von Globolab geschulte Mitarbeiter Abdul mittlerweile „so gut ausgebildet ist, dass er die Mikrobiologie das ganze Jahr über ohne Probleme stemmen kann“. Auch einheimischen Ärzte der Klinik würden immer Tests häufiger beantragen.

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