Schicksal von Tausenden Ukrainern - In russischer Haft und vermisst

Russische Behörden sollen laut einer „BBC“-Untersuchung ukrainische Zivilisten illegal nach Russland deportiert und in Straflagern und Untersuchungshaftzentren ohne rechtliche Grundlage festgehalten haben. Die Inhaftierten wurden ohne offizielle Dokumentation ihrer Festnahme behandelt, und es gab keine Möglichkeit, gerichtlich oder verwaltungstechnisch gegen diese Vorgehensweise vorzugehen, da sie formal nicht im russischen Strafsystem erfasst waren.

Ehemalige ukrainische Zivilgefangene berichteten der BBC, dass sie von den russischen Behörden „wie Untermenschen“ behandelt und gefoltert worden seien. Das russische Verteidigungsministerium behauptete auf Anfrage, dass ein Gefangener gemäß „den Anforderungen der Genfer Konvention zur Behandlung von Kriegsgefangenen“ festgehalten werde. Jedoch stellt die BBC fest, dass die Genfer Konvention die Geiselnahme von Zivilisten, die nicht am Kampf beteiligt sind, verbietet und es keinen internationalen Mechanismus für die Freilassung von Zivilpersonen aus der Gefangenschaft gibt.

4.337 Ukrainer in russischer Gefangenschaft

Das ukrainische Ministerium für die Reintegration vorübergehend besetzter Territorien gab an, dass im November 2023 insgesamt 4.337 Ukrainer, darunter 763 Zivilisten, in russischer Gefangenschaft waren. Diese Zahlen basieren auf Informationen des Roten Kreuzes, das nicht immer Zugang zu den Orten hat, an denen die Festnahmen stattfinden.

25.000 ukrainische Zivilisten vermisst

Dmytro Lubinets, der ukrainische Kommissar für Menschenrechte, schätzt, dass rund 25.000 ukrainische Zivilisten vermisst werden, viele davon möglicherweise von russischen Streitkräften entführt. Das ukrainische Projekt „Find Ours“ vermutet, dass etwa 7.500 ukrainische Zivilisten unrechtmäßig in Russland und in der besetzten Ukraine inhaftiert sein könnten. Mehr als 30 Straflager und Untersuchungshaftzentren, in denen ukrainische Zivilisten mutmaßlich festgehalten werden, wurden von russischen und ukrainischen Menschenrechtsaktivisten identifiziert.