Bundeswehr-Bericht schlägt Alarm wegen neuem Fallschirm - am nächsten Tag wird er einkassiert
EPC-B heißt das neue Fallschirm-Modell, dass die deutschen Fallschirmjäger sicher zur Erde befördern soll. Die damalige Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer beschaffte im Jahr 2021 insgesamt 4336 Haupt- und 3090 Reservesysteme beim französischen Hersteller Safran. Kostenpunkt: 56,7 Millionen Euro. Im Frühjahr 2023 wurden erstmals in einem Testeinsatz in Hessen verwendet. Das Fazit auf der Bundeswehr-Website damals: "Unbeschadet landen die ersten Springer auf den weichen Wiesen des Absetzplatzes nördlich der Franz-Josef-Strauß Kaserne."
Bundeswehr-Papier: Neuer Fallschirm ist "potenzielle Gefahr"
Ein internes Bundeswehr-Papier enthüllt nun allerdings, dass der Fallschirm wohl alles andere als sicher für den Gebrauch im Einsatz ist. Nach Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung haben die Qualitätsmanager der Bundeswehr (das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, kurz BAAINBw) erhebliche Zweifel an der Sicherheit des Fallschirms. EPC-B stelle "im Regelsprungbetrieb dauerhaft eine potenzielle Gefahr für die körperliche Unversehrtheit der Fallschirmspringer dar", so ein Oberstleutnant in dem Bericht.
Demnach gebe es sowohl gravierende technische als auch betriebswirtschaftliche Mängel.
Ein Szenario beschreibt das ranghohe Bundeswehr-Mitglied als besonders brisant: Sogenannte "Beinahe-Kappenkollisionen" und sogar "Schirmdurchfahrten" seien im Falle eines gleichzeitigen Sprungs aus beiden Seitentüren des Flugzeugs A400M deutlich häufiger aufgetreten als mit dem vorherigen Modell T-10. Das T-10 verwendete die Bundeswehr seit den 60er-Jahren.
Einen Tag nach Verbreitung wird brisanter Fallschirm-Bericht wieder einkassiert
Bei einer "Kappenkollision" stoßen zwei Fallschirmspringer mit ihren Schirmen zusammen. Die "Schirmdurchfahrt" meint, dass ein Springer zwischen die Schirmleinen eines anderen Springers gerät. Extreme Risiken, die "nicht beherrschbar" seien, so das Fazit in dem Papier.
Auffällig: Nur einen Tag nach der internen Verbreitung des Berichts wird selbiger vom BAAINBw wieder einkassiert. Begründung: "Gegenstandslos", beim Versenden sei "ein Bürofehler passiert".
Auf konkrete Nachfragen von NDR, WDR und SZ reagierte das Verteidigungsministerium nicht, die Existenz des Berichts wird allerdings nicht dementiert, schreibt das Recherchenetzwerk.