Bergbus in die Eng: CSU drängt auf Beteiligung der Tiroler
Der Kreistag befasste sich mit der Neuvergabe verschiedener Buslinien. Darunter ist auch der Bergbus in die Eng. Der fährt ab 2025 komplett im MVV-Tarif.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Es ist eine Übung, die der Kreistag in nächster Zeit vermutlich noch öfter absolvieren wird. Der RVO zieht sich aus den eigenwirtschaftlich betriebenen Buslinien im südlichen Landkreis nach und nach zurück. Das ist nicht verwunderlich, bietet doch das System im MVV, dem der Süden vergangenen Dezember beigetreten ist, deutlich weniger Risiken für den Busunternehmer und mehr finanzielle Stabilität. Doch nicht nur die Verbunderweiterung, sondern auch „die Großwetterlage“, wie es Matthias Schmid, ÖPNV-Experte am Landratsamt, nannte, führte zum Umdenken beim RVO. Dazu gehören die Nachwirkungen von Corona mit immer noch geringeren Fahrgastzahlen oder auch das Deutschlandticket mit seiner nach wie vor unklaren Einnahmenaufteilung.
Wenn bei der Einnahmeaufteilung nichts passiert, ist das Ticket nächstes Jahr Geschichte.
Letztere wurmt Landrat Josef Niedermaier (FW) immens. Derzeit gehe das Geld an den Partner, bei dem der Kunde das Deutschlandticket kaufe. „Wenn man es also über den DB-Navigator kauft, bleibt das Geld bei der Deutschen Bahn.“ Er appelliere eindringlich an alle, das Ticket über die MVV-App zu erwerben. Davon profitieren dann nämlich die beteiligten Landkreise. Hier brauche es dringend gerechtere Regelungen. „Wenn bei der Einnahmeaufteilung nichts passiert, ist das Ticket nächstes Jahr Geschichte“, prophezeite Niedermaier.
Bei einigen Linien bleibt nur eine Notvergabe
Die letzte Konzession für die zwölf bislang eigenwirtschaftlich betriebenen Linien läuft 2029 aus. Einige enden aber bereits demnächst. Möchte der Landkreis, dass die Busse weiterfahren, muss er die Linien übernehmen und sie über den MVV ausschreiben lassen. Für drei Linien, deren Konzession 2025 ausläuft, hat der Kreistag das nun beschlossen. Da sich der RVO relativ kurzfristig zum Rückzug entschlossen hat, muss der Landkreis bei zwei Linien auf eine Notvergabe zurückgreifen. An diese schließt sich dann eine Regelausschreibung an. Davon betroffen ist die Linie 368, die zwischen Holzkirchen und Bad Tölz fährt. 270 000 bis 300 000 Euro wird das für die acht Monate Notvergabe kosten – Einnahmen allerdings nicht eingerechnet.
Bergbus: CSU drängt weiter auf Beteiligung der Tiroler
Tatsächlich ist es ein wenig mehr Geld als ursprünglich angenommen. Verantwortlich dafür ist, dass noch einmal genau vermessen wurde, wie viele Kilometer der Bus im Tölzer Land und wie viele im Landkreis Miesbach zurücklegt. Das veränderte die Kostenaufteilung leicht zu Gunsten der Miesbacher. Das gilt auch für die Linie 353 von Holzkirchen über Bad Tölz nach Lenggries. 509 000 bis 566 000 Euro kostet sie den Landkreis pro Jahr. Da die Konzession aber erst Ende 2025 ausläuft, ist hier eine Regelausschreibung möglich.
Um eine Notvergabe kommt man beim Bergbus in die Eng nicht herum. Über diese Linie gab es im Vorfeld auch die meisten Diskussionen (wir berichteten). Schon im Kreisausschuss hatte CSU-Fraktionschef Martin Bachhuber darum gebeten, mit den Tirolern Kontakt aufzunehmen. Die würden schließlich in ganz erheblichem Maße von der Buslinie profitieren und sollten sich daher auch an den Kosten in Höhe von 181 000 bis 200 000 pro Jahr beteiligen.
Österreicher „wollen sich abspatzen“
„Was ist bei den Gesprächen herausgekommen?“, wollte Bachhuber jetzt in der Kreistagssitzung wissen. Auf die Schnelle gebe es hier keine Lösung, weil verschiedene Tarifbestimmungen in Einklang gebracht werden müssten, sagte Schmid. Im Vorfeld der nächsten Vergabe könne man sich aber zusammensetzen.
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Franz Schöttl (CSU) war das zu wenig. Schließlich gebe es doch die gemeinsame Euregio und auch andere Projekte, die sich mit der Zukunft der Mobilität im Rißtal beschäftigen. Das bekräftigte Werner Weindl (CSU). „Ich finde, man darf die Tiroler hier nicht so einfach aus der Verantwortung lassen. Die wollen sich abspatzen.“ Man selbst sei den Tirolern immer entgegengekommen, nicht zuletzt beim Bau der Behelfsbrücke während der Sanierungsarbeiten am Sylvensteindamm, um die Eng, Hinterriß und das Bächental nicht von Tirol abzuschneiden, erinnerte Weindl. Heute seien „die Tiroler froh um jedes Auto, das nicht in die Eng fährt. Sie sollten sich an den Buskosten beteiligen.“ Der Bergbus sei bislang mit einem Landkreiszuschuss in Höhe von 30 000 Euro gelaufen. „Jetzt kostet er uns 200 000 Euro. Das kann uns nicht wurscht sein“, sagte Weindl. Er habe ja auch kein klares Nein vernommen, merkte Niedermaier an. Nur so schnell lasse es sich nicht umsetzen.
Gespräche über Beteiligung laufen mit dem Alpenverein
Während die Ausschreibung der beiden anderen Linien einstimmig beschlossen wurde, stimmte Bachhuber beim Bergbus dagegen. Es blieb allerdings die einzige Gegenstimme. Gut für die Fahrgäste: Ab 2025 fährt der Bergbus komplett im MVV-Tarif. Bislang müssen Fahrgäste, die über die österreichische Grenze wollen, ein weiteres Ticket lösen. Das entfällt künftig. Zudem laufen noch Gespräche mit der Tölzer Alpenvereinssektion über eine Beteiligung an den Kosten.