Trockenste Wüste der Welt blüht in voller Pracht – und bringt Superpflanze zum Vorschein

Die Atacama-Wüste, gelegen zwischen den Anden und dem Pazifik, erhält im Durchschnitt weniger als einen Millimeter Niederschlag pro Jahr. Der kalte Humboldtstrom und Hochdruckwetterlagen verhindern Regen, wodurch manche Gebiete jahrzehntelang trocken bleiben. Doch starke Regenfälle im chilenischen Winter, hohe Luftfeuchtigkeit durch Nebel und milde Temperaturen können ein farbenprächtiges Blütenmeer auslösen – wie in diesem Jahr.

Das Phänomen der Blumenwüste

Das Phänomen beginnt typischerweise im September und erstreckt sich bis November, abhängig von den Wetterbedingungen. Für 2025 wird der Höhepunkt zwischen Ende September und Mitte Oktober erwartet. Bis zu 200 Pflanzenarten, wie die violette Guanako-Pfote (Cistanthe longiscapa), die orangefarbene Löwentatze (Bomarea ovallei) oder die weißen „Seufzer des Feldes“ (Nolana baccata) blühen auf.

Passanten fotografieren Blütenmeer in Atacama Wüste
Das Naturspektakel mit rund 200 Pflanzenarten lockt auch Touristen in die Atacama-Wüste. IMAGO / Aton Chile

Superkraft gegen Dürre: die Guanako-Pfote

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, untersucht ein Forschungsteam der Universität Andrés Bello derzeit die Guanako-Pfote, um ihre Anpassung an extreme Trockenheit zu verstehen. Die Pflanze überlebt lange ohne Wasser und blüht nur bei ausreichender Feuchtigkeit. 

Was die Superpflanze so besonders macht, ist ihre Fähigkeit, zwischen verschiedenen Arten der Photosynthese zu wechseln. Bei Trockenheit aktiviert die Pflanze eine wassersparende Methode, die CAM-Photosynthese. Verbessern sich die Bedingungen, kehrt sie zur C3-Photosynthese zurück:

  • CAM-Photosynthese: Pflanzen nehmen nachts CO2 auf, speichern es als Säure und verarbeiten es tagsüber, ideal für trockene Wüstenregionen.
  • C3-Photosynthese: Pflanzen nehmen tagsüber CO2 auf und wandeln es direkt in Zucker um, effizient in gemäßigten Klimazonen, aber wasserintensiv.
     

Durch genetische Sequenzierung wollen die Wissenschaftler die Eigenschaften der violetten Blume entschlüsseln, um sie auf Nutzpflanzen zu übertragen. Das könnte helfen, dürreresistente Kulturen zu entwickeln. Für die Region wäre das ein wichtiger Schritt, denn Chile gehört zu den weltweit am stärksten von Wasserknappheit betroffenen Ländern. „Wir brauchen Pflanzen, die diese Dürre vertragen“, so die Forscher. Durch den Lithiumabbau in der Atacama-Wüste werden die Wasserprobleme weiter verschärft.

Die Guanako-Pfote (Cistanthe longiscapa)
Die Guanako-Pfote (Cistanthe longiscapa) besitzt eine besonders ausgeprägte Resistenz gegen Dürre. IMAGO / Aton Chile

Klimawandel und El Niño bringen Natur durcheinander

Der Klimawandel stört den Rhythmus der Atacama-Blüten. Unvorhersehbare Wetterverhältnisse, beeinflusst durch Phänomene wie El Niño, führen zu verfrühten oder intensiveren Regenfällen, die das Blütenmeer unregelmäßig machen. 2022 blühte die Wüste flächendeckend, 2023 hingegen verfrüht im Juli, vermutlich durch El Niño, das den Humboldtstrom abschwächt und feuchte Luft bringt. Längere Trockenphasen könnten hingegen die Blüten ausbleiben lassen.