„Weidachklause“ als Flüchtlingsunterkunft: Was der Vorbesitzer zu den Plänen sagt
In der früheren Gaststätte „Weidachklause“ in Peiting sollen ab 1. März bis zu 35 Geflüchtete ein Heim finden. Jetzt meldet sich der einstige Besitzer des Anwesens zu Wort. Rainer Friedl versichert: Von den Plänen des Investors habe er nichts gewusst.
Peiting – Als Rainer Friedl am vergangenen Freitag nichtsahnend die Heimatzeitung aufschlägt, ist es mit der entspannten Morgenlektüre schnell vorbei. Grund dafür ist der Bericht über die „Weidachklause“, die ab 1. März zur Flüchtlingsunterkunft werden soll. „Als ich das gelesen habe, hat mich fast der Schlag getroffen“, sagt der 56-Jährige.
Um die Aufregung zu verstehen, muss man wissen, dass die ehemalige Gastwirtschaft für den Peitinger nicht irgendein Gebäude ist. „Ich bin dort aufgewachsen, habe meine ganze Jugend dort verbracht, das Anwesen war über viele Jahre in unserem Familienbesitz“, sagt Friedl. Bis zum vergangenen Jahr hätten seine Mutter sowie sein Schwager und sein Bruder noch in dem Haus gelebt. Doch als Letzterer gestorben sei, habe er sich auf die Suche nach einem Käufer gemacht. Mit dem Erlös sollte der Umzug der Mutter ins Altersheim finanziert werden.
Friedl beauftragt deshalb im Sommer einen Immobilienmakler, und tatsächlich findet sich schon bald ein Interessent für das in die Jahre gekommene Anwesen. Ende 2023 ist das Geschäft notariell unter Dach und Fach.
Info-Veranstaltung für Anwohner geplant
Davon, dass der neue Besitzer das Haus als Asylbewerberunterkunft nutzen wolle, sei jedoch nie die Rede gewesen, betont Friedl. Er sei vielmehr davon ausgegangen, dass dieser „Wohnungen reinmache“, das Haus saniere. Entsprechend fiel der Peitinger nach eigenem Bekunden buchstäblich aus allen Wolken, als er nun in der Heimatzeitung von dem Vorhaben seines Käufers las.
Der ist, wie ebenfalls berichtet, beim Landratsamt kein Unbekannter, schon in der Vergangenheit trat er gegenüber der Behörde als Investor in Sachen Asylunterkünfte in Erscheinung. Die „Weidachklause“ ist laut Landratsamt das erste Objekt in Peiting, bei dem man kooperiert.
In der Nachbarschaft freilich ist man offenbar alles andere als begeistert über die künftige Nutzung der ehemaligen Wirtschaft. Als Friedl jüngst nach Bekanntwerden der Pläne zum ersten Mal wieder in der Weidachstraße war, wo er noch einen Bulldog stehen hat, musste sich der Peitinger einiges anhören. Dabei könne er ja gar nichts dafür, klagt er. „Hätte ich gewusst, was der Käufer vorhat, hätte ich nicht verkauft“, betont der 56-Jährige. „Da hätten wir als Familie einen anderen Weg probiert.“
Währenddessen ist auch im Landratsamt der Unmut der Anwohner bereits angekommen. „Wir haben schon einige Anrufe bekommen“, bestätigt Bernhard Pössinger von der Kontaktstelle Asyl und Integration. Zur Vorgeschichte des Mietobjekts möchte sich Pössinger nicht äußern. „Das geht uns auch nichts an.“ Die Bedenken und Sorgen der Nachbarschaft nehme man ernst. In nächster Zeit sei eine Infoveranstaltung für die Anwohner geplant, der genaue Termin werde noch bekannt gegeben. Ob schon mit Mietbeginn am 1. März die ersten Bewohner einziehen, könne man nicht sagen. „Bei uns ändert sich die Lage nahezu täglich.“
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