Brutale Schlägerei: Junge Frauen aus Freising schreiten mutig ein

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Sie kennen sich seit der Grundschule: Jasmin Hochleitner (l.) und Anne Hillreiner. Sie bewiesen viel Zivilvourage, für die sie jetzt ausgezeichnet wurden. © Lorenz

Zwei Frauen aus Freising haben dank mutigen Eingreifens dem 19-jährigen Opfer einer brutalen Attacke das Leben gerettet. Dafür wurden sie jetzt ausgezeichnet.

Freising/München - Feiern, tanzen und Spaß haben: Für Anne Hillreiner und Jasmin Hochleitner aus Freising war es ein lustiger Abend im bekannten Münchner Club „Neuraum“. Als sie draußen auf einen Freund warteten, wurden sie allerdings plötzlich mit brutalen Szenen konfrontiert. In Sichtweite prügelte und trat nämlich plötzlich ein Unbekannter auf einen jungen Mann ein, der bereits zu Boden gegangen war.

Nur durch das beherzte Eingreifen der zwei jungen Frauen konnte Schlimmeres, womöglich sogar eine Tötung, verhindert werden. Vor kurzem wurden die beiden Lebensretterinnen vom bayerischen Innenminister Joachim Herrmann mit der „Medaille für innere Sicherheit“, kurz Courage-Medaille ausgezeichnet.

Mit einem Schlag endet die gute Laune

„Es war schon ziemlich kalt“, erinnert sich Anne (24), wenn sie an den Novembertag im Jahr 2022 zurückdenkt. Sie und ihre Freundin Jasmin (23) hatten den Abend in dem bekannten Club „Neuraum“ in München verbracht – ausgelassen mit Tanzen und Feiern und guter Laune. Gegen 2 Uhr morgens haben beide dann den Club verlassen, um draußen auf einen gemeinsamen Freund zu warten. „Zuerst dachte ich, da rangeln zwei Freunde, jedenfalls sah das auf den ersten Blick so aus“, berichtet die Freisingerin.

Er schrie sein Opfer an: „Ich bringe dich um“

Doch ihr wurde schnell klar, dass es sich nicht um ein Gerangel, sondern um eine Schlägerei handelte – und die hatte es in sich. Denn das Opfer ging wohl relativ schnell zu Boden, der Täter schlug und trat in Rage weiter auf den jungen Mann ein. „Ich bin dann losgelaufen, und hab gar nicht drüber nachgedacht, was mir passieren könnte“, erzählt Anne, die sofort versuchte, den Täter vom Opfer abzubringen und weiter Schläge zu verhindern. Sie werde nie vergessen, was der Täter dem Opfer entgegenschrie, nämlich „Ich bring dich um!“

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und ber bayerische Landespolizeipräsident Michael Schwald verleihen die Medaille für Verdienste um die Innere Sicherheit an 33 couragierte Personen am 11.09.2024 im Odeo ds bay. Innenministeriums in München
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann übergab den beiden Freisingerinnen die Medaille für Verdienste um die Innere Sicherheit. Recht: der bayerische Landespolizeipräsident Michael Schwald. © Alexandra Beier/Innenministerium

Was danach passierte, sei sehr schnell gegangen. Während längst auch ihre Freundin Jasmin dazugekommen war und ebenfalls couragiert eingriff, wurde Anne selbst zum Opfer. Der unbekannte Mann schlug der damals 22-Jährige mit äußerster Brutalität gegen das Kiefer. Danach rannte der Täter davon.

„Wir haben uns dann erst mal um das Opfer gekümmert und geschaut, ob er bei Bewusstsein ist. Er hat ja einige Schläge und Tritte gegen den Kopf bekommen“, erinnert sich Anne. Jasmin verständigt währenddessen die Polizei und die Rettungskräfte. Das Opfer, ein damals 19-Jähriger, erlitt diverse Brüche, darunter auch einen Nasenbruch und zahlreiche Hämatome. Die sofort eingeleitete Fahndung nach dem Täter verlief ergebnislos, bis heute ist somit nicht geklärt, wer auf den jungen Mann vor dem Club eingeprügelt hat.

Was sich allerdings im weiteren Verlauf und vor allem nach der Zeugenaussage des Opfers herauskristallisiert hatte: Es handelte sich bei diesem Vorfall um einen Raubüberfall, bei dem die Bankkarte des Opfers gestohlen wurde. An verschiedenen Zigarettenautomaten in München wurden damit Zigaretten im Wert von rund 400 Euro gekauft.

Noch heute leidet die Retterin unter Schmerzen

Auf die Frage, ob sie wieder so handeln würde, muss Anne nicht lange nachdenken und sagt: „Ja, natürlich.“ Was sie sehr traurig macht, aber gleichzeitig auch fassungslos: „Da war eine Männergruppe in der Nähe – und die haben nichts gemacht und auch nicht geholfen“. Was sie sich von der Gesellschaft wünscht: „Nicht wegschauen und lieber einmal zu viel nachfragen, ob alles in Ordnung ist. Und sich selbst nicht in Gefahr bringen“, sagt sie. „Aber das ist immer leichter gesagt als getan.“

Auch wenn sich die beiden jungen, mutigen Frauen sehr freuten, dass sie von Innneminister Joachim Herrmann mit der Courage-Medaille ausgezeichnet wurden, bleibt ein Wermutstropfen. Anne hat nämlich nie wie vor immer Schmerzen und Probleme im Kieferbereich. „Ich bräuchte eigentlich eine Schiene“, sagt sie. „Aber ich kann mir die aktuell nicht leisten.“    

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