„Legal Wall“ für Moosburg: Öffentliche Wand zum ungestraften Sprühen gefordert
Ein breites Bündnis an Stadträten und Jugendvertretern hat für Moosburg eine „Legal Wall“ gefordert. Damit sollen Graffitikünstler eine öffentliche Wand gestalten dürfen. Am Montag entscheidet der Stadtrat darüber.
Moosburg – Graffiti ist längst nicht mehr bloß etwas, das illegal im Verborgenen abläuft und Sachschäden hinterlässt. Immer öfter werden heute Graffitikünstler ganz offiziell engagiert und für ihre Arbeit gut entlohnt: etwa am Freisinger Lindenkeller-Aufgang, wo im Auftrag der Stadt und gefördert mit EU-Geldern die Freisinger Geschichte grafisch interpretiert wurde. Oder vor ein paar Jahren, als das neue Trikot des TSV 1860 München vor den Augen hunderter Fans zur Live-Präsentation riesengroß an einen Zaun gesprüht wurde. Dafür, dass diese urbane Kunstform, die es aus dem Untergrund auf die Vorzeigeebene geschafft hat, vom interessierten Nachwuchs auch entsprechend ausprobiert und eingeübt werden kann, macht sich jetzt eine Gruppe von Moosburger Stadträten in einem Haushaltsantrag stark.
Vertreter von Fresh, CSU, ÖDP, Grüne, FDP und Linke sowie der städtische Jugendbeauftragte greifen damit einen Wunsch des Jugendparlaments auf, die gerne eine sogenannte Legal Wall (zu Deutsch: legale Wand) im Stadtgebiet hätten. Damit wird eine Fläche im öffentlichen Raum bezeichnet, an der das Aufsprühen von Graffiti explizit erlaubt und erwünscht ist. „Legal Walls bieten Raum für Kreativität und fördern den Zugang zu künstlerischer Betätigung“, heißt es in der Begründung des Antrags. „Sie ermöglichen es jungen Menschen, ihre Talente zu entdecken beziehungsweise zu entwickeln und schaffen Anknüpfungspunkte für pädagogische Programme wie Workshops und Schulprojekte.“ So werde nicht nur die Kunstform an sich gefördert, sondern auch ein Verständnis für urbane Ästhetik und gesellschaftliche Debatten vermittelt.
Ein weiteres Argument ist in den Augen der Unterzeichner eine präventive Wirkung gegen Sachbeschädigung an fremdem Eigentum: „Auch, wenn der Lenkungseffekt unterschiedlich groß ausfällt, tragen Legal Walls an einigen Orten dazu bei, die Zahl illegaler Graffiti zu reduzieren. Künstler:innen wird ein alternativer, akzeptierter Raum geboten, wodurch unerlaubte Beschädigungen privater oder öffentlicher Gebäude mitunter seltener vorkommen“, schreiben die Initiatoren. Dazu sorge eine Legal Wall für eine „farbenfrohere und lebendigere Stadt“.
Die Kosten sind nach Meinung der fraktionsübergreifenden Antragsteller überschaubar: „Auch wenn eine Realisierung an einer bestehenden Betonwand besonders wertig wäre, lassen sich bereits durch die Aufstellung wetterfester OSB-Platten an geeigneten Stellen legale Möglichkeiten für Graffiti schaffen.“ Der Materialaufwand bleibe dabei recht überschaubar, und es würden lediglich niedrige Beträge für Montage und gelegentliche Wartung anfallen.
In Vorgesprächen mit Verantwortlichen der Stadtverwaltung habe sich bereits als favorisierter Ort das Gelände der alten Staatsstraße an der BayWa Unterführung herauskristallisiert. Vier Platten, passende Pfosten und eine Abdeckung an der Oberkante würden die Stadt etwa 2000 Euro und knapp zwei Arbeitstage Aufwand für den Bauhof bedeuten. „Bei Bedarf könnten die Wände auch so platziert werden, dass sie am Ortseingang sichtbar sind“, betonen die Initiatoren. Abgestimmt werden soll über ihren Antrag an diesem Montag in der öffentlichen Stadtratssitzung um 19 Uhr im Moosburger Feyerabendhaus am Stadtplatz.