Russland erobert seinen „Panzer-Friedhof“ – die Ukraine verliert ihr Symbol des Widerstands

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Nach langen Kämpfen im Ukraine-Krieg fällt die Stadt Wuhledar an Russland. Putin erobert den Ort einiger gigantischer Debakel – die Ukraine verliert eine symbolträchtige Stadt.

Wuhledar – Es ist ein bitterer Rückschlag für Kiew im Ukraine-Krieg: Die Truppen von Präsident Wolodymyr Selenskyj haben die Stadt Wuhledar an Russland verloren. Der Rückzug der eigenen Truppen trifft die Ukraine besonders hart. Denn die Stadt galt seit mehr als zwei Jahren als hart umkämpft, wurde zu etwas wie einer Art Bastion der Ukraine an der Ostfront, eine Art Symbol des Widerstandes gegen den völkerrechtswidrigen Einmarsch des vermeintlich übermächtigen Gegners aus Russland.

Nun ist der Vorposten der ukrainischen Armee verloren. Das bestätigte das Militär am Mittwoch. Das Oberkommando habe den Rückzug aus der vor dem Krieg knapp 15.000 Einwohner fassenden Stadt genehmigt, „um Personal und militärische Ausrüstung zu retten“, hieß es auf dem Telegram-Kanal der Ukraine-Armee. Zuvor hieß es bereits in Berichten am Dienstag, die Bergarbeiterstadt nahe Donezk sei nahezu eingekesselt gewesen und von Russland schließlich erobert worden.

Wuhledar fällt im Ukraine-Krieg an Russland – Putin-Truppen wurden dort einst in gigantischen Hinterhalt gelockt

Der Verlust Wuhledars ist jedoch nicht irgendein Verlust, er trägt eine gewisse Symbolkraft mit sich. Denn die Stadt war seit Jahren hart umkämpft. Immer wieder versuchten die Truppen von Wladimir Putin, den Ort zu erobern. Allerdings erlitt das russische Militär auch immer wieder horrende Verluste im Ukraine-Krieg in der Region. Bereits im Frühjahr 2023 zeigte sich deutlich, wie sehr der Ort für die große Widerstandskraft der Ukraine stand.

Damals berichtete etwa die New York Times von einer Strategie des ukrainischen Heeres in dem Gebiet, die voll aufzugehen schien. Es hieß, die Ukraine lockte ganze russische Kolonnen in Hinterhalte. Dafür wurden sogenannte „Todeszonen“ eingerichtet. Die Ukraine lockte russische Panzer auf vorgegebenen Wegen in eine Falle. In Waldstücken etwa griffen sie dann die Kolonnen, zu denen auch zahlreiche Panzer gehörten, an, zwangen so die Panzerkommandeure zum Rückzug. Die alternativen Auswege aus der Falle wurden allerdings zuvor vermint. Durch die Minen wurden Panzer bewegungsunfähig – und damit zu leichten Zielen für schwere Waffen.

Das ukrainische Wuhledar: Zahllose Panzer-Wracks stehen auf Feldern.
Szene aus Wuhledar: Hier verlor Russland etliche Panzer im Krieg gegen die Ukraine (Archivbild) © dpa

Riesige Verluste: Widerstandsort Wuhledar im Ukraine-Krieg wurde für Russland zum Panzer-Friedhof

Eine perfide Taktik, die das Gebiet um Wuhledar nahezu in einen gigantischen Panzer-Friedhof verwandelt haben soll. Allein im Frühjahr soll Russland in der Region in nur drei Wochen rund 130 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge verloren haben. Damals hieß es, es sei die „größte Panzerschlacht des Krieges“ gewesen. Unabhängig überprüfen ließen sich die Informationen nicht. Dass Wuhledar regelmäßig zum Debakel-Ort für Putin wurde, zeigen aber weitere Dramen.

Denn die Vorfälle sollten nicht die einzigen dieser Art im Ukraine-Krieg bleiben. Medien berichteten ebenfalls davon, dass in Wuhledar nicht nur der noch recht frische Einmarsch der Russen in die Ukraine zunächst gestoppt wurde. Auch ein geplanter Frontalangriff Russlands im Herbst 2022 wurde zur gigantischen Blamage für Russland. Bilder zeigten damals, wie russische Kommandeure ganze Panzer-Kolonnen nahezu ohne Plan in ukrainische Minenfelder hineinsteuerten. Auch Russlands „Taktik der verbrannten Erde“ im Frühling 2023 fand in der Region keinen Erfolg.

Ukraine zieht sich aus Wuhledar zurück – Ermittlungen wegen russischer Kriegsverbrechen

Nun ist es Russland also gelungen, den symbolträchtigen Ort des Widerstands einzunehmen. Vielleicht auch deshalb hielt sich die Ukraine zunächst mit Meldungen über den Verlust Wuhledars zurück. Der Lagebericht des ukrainischen Generalstabs etwa sah auch am Dienstagmorgen nur einen Vermerk zu Kämpfen in Wuhledar vor, diese wurden in den folgenden Berichten nicht mehr erwähnt. Allerdings folgte am Mittwoch gemeinsam mit der Rückzugsbestätigung auch noch eine dramatische Nachricht: Die ukrainische Staatsanwaltschaft habe Ermittlungen wegen der mutmaßlichen Hinrichtung ukrainischer Kriegsgefangener durch russische Soldaten eingeleitet.

Während Wuhledar für Russland zum Panzer-Friedhof wurde, erregen die deutschen Leopard-Panzer auf ukrinischer Seite weiter Aufmerksamkeit. Etwa sorgte ein Video, in dem ein Leopard-2-Panzer einen T-72-Panzer rettet, kürzlich für Aufsehen.

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