Mit hohen Verlusten bei Einkesselung: Russland erobert wichtige Frontstadt Wuhledar
Russische Truppen setzen ihren Vormarsch in der Ostukraine fort. Nach inoffiziellen Berichten hat Russland die Bergarbeiterstadt Wuhledar erorbert.
Wuhledar – Die Ukraine hat nach inoffiziellen Berichten an ihrer Ostfront einen seit mehr als zwei Jahren verteidigten Vorposten verloren: die Bergarbeiterstadt Wuhledar. Russische Militärblogs veröffentlichten Fotos von russischen Flaggen auf mehreren Gebäuden. Auch ukrainische Militärbeobachter markierten auf ihren Karten Wuhledar als russisch kontrolliert. Der Telegramkanal DeepState berichtete am 1. Oktober, russische Streitkräfte seien von Westen und Süden aus in die Stadt eingedrungen.
Auch das Institute for the Study of War schrieb, dass russische Truppen Wuhledar vermutlich am 1. Oktober eingenommen hätten. Analysten des ISW erklärten, dass die Besetzung von Wuhledar den Verlauf der Angriffsoperationen im Westen der Region Donezk wahrscheinlich nicht wesentlich ändern werde – die Stadt sei im Ukraine-Krieg kein besonders wichtiger logistischer Knotenpunkt. Es sei jedoch unklar, ob sie in naher Zukunft rasche Vorstöße über Wuhledar hinaus erzielen werden.
Truppen aus Russland rücken ins Zentrum der ukrainischen Stadt Wuhledar vor
Der Leiter der regionalen Militärverwaltung von Donezk, Wadym Filaschkin, erklärte am Nachmittag des 1. Oktober, dass russische Truppen sich fast im Zentrum von Wuhledar befänden. Nach seinen Angaben waren zu dem Zeitpunkt noch 107 Menschen in der Stadt, für die kaum humanitäre Hilfe geleistet werden könne. Nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur hatte die Stadt vor dem Krieg knapp 15.000 Einwohner. Filashkin fügte laut dem ukrainischen Nachrichtendienst Pravda hinzu, dass alle Kinder aus der Stadt gebracht worden seien.

Von offizieller ukrainischer Seite wurde der Verlust der Stadt bislang nicht bestätigt. Präsident Wolodymyr Selenskyj widmete seine abendliche Videoansprache der ukrainischen Kooperation mit ausländischen Rüstungsfirmen. In Kiew findet derzeit zum zweiten Mal ein Forum der Verteidigungsindustrie mit Vertretern aus mehr als 30 Ländern und fast 300 ukrainischen und ausländischen Unternehmen statt.
Ukraine-Krieg: Russische Truppen setzen Offensive in der Ostukraine fort
Russische Truppen sind seit Monaten in der Ostukraine auf dem Vormarsch. Die Situation hat sich seit dem ukrainischen Vorstoß ins russische Grenzgebiet Kursk im August und der Verlegung von mehreren Brigaden aus der Ostukraine in das neue Operationsgebiet verschlechtert. Mehrere Kleinstädte konnten seither erobert werden.
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Im Fall Wuhledar versuchte die russische Armee seit langem vergeblich, die Stadt einzunehmen, erlitt aber mehrmals hohe Verluste. Zuletzt gelang es den russischen Truppen, die zur Festung ausgebaute Stadt im Osten und Westen zu umgehen und nahezu einzukreisen. Berichte über einen geordneten Rückzug der letzten ukrainischen Verteidiger gab es nicht. Russische Militärblogger gingen davon aus, dass in der Stadt noch einzelne versprengte ukrainische Soldaten seien. (dpa/jal)