Im letzten TV-Duell vor der US-Wahl überraschen die Kandidaten mit unerwarteter Einigkeit. Doch wer konnte sich durchsetzen? Die Analyse.
New York – Die TV-Debatte in New York City begann traditionell mit einem Handschlag. Im Unterschied zum letzten Fernsehduell vor den US-Wahlen, endeten die freundlichen Gesten diesmal nicht dort. Tatsächlich fanden J. D. Vance, der Vizepräsidentschaftskandidat, und sein Gegner Tim Walz oft Gemeinsamkeiten. „Wir liegen bei diesem Punkt gar nicht so weit auseinander“, bemerkte Tim Walz mehrmals, worauf J. D. Vance zustimmend reagierte.
Im Laufe des TV-Duells bemühten sich beide Kandidaten, ihren Gegner mit den Hauptakteuren der bevorstehenden US-Wahlen in Verbindung zu bringen. J. D. Vance stimmte Tim Walz zu, fügte jedoch hinzu: „Das Problem ist, Kamala Harris sieht das ganz anders.“ Ähnlich äußerte sich der demokratische Kandidat, der wiederholt versuchte, die sachliche Darstellung des Republikaners von Donald Trumps Verhalten zu trennen.
US-Wahl: TV-Duell und die breite Palette an Themen fordern Vance und Walz heraus
Das letzte TV-Duell bot eine breite Palette an Themen, die in den letzten vier Jahren in den USA diskutiert wurden: Migration, Corona, der Krieg in Israel, Waffengewalt und Gesundheitsvorsorge. Diese Vielfalt an Themen forderte sowohl J. D. Vance als auch Tim Walz stark heraus.
Jedoch schien der Republikaner sich auf der Bühne in New York mit dem schnellen Themenwechsel wohler zu fühlen. J. D. Vance präsentierte sich als einfühlsamer und bedachter Politiker. Im Gegensatz dazu wirkte Tim Walz nervös und teilweise überfordert mit der großen Bühne. Bei den für die Demokraten wichtigen Themen wie Waffengewalt und Abtreibungsdebatte konnte der Vizepräsidentschaftskandidat von Kamala Harris Vance nicht in die Enge treiben.
Vance, der Vertreter von Donald Trump, inszenierte sich vor allem beim Thema Geburtenkontrolle als verständnisvoller Republikaner, der das Selbstbestimmungsrecht von Frauen respektieren würde. Dies mag im Widerspruch zu der Politik seiner Partei und den früheren Kommentaren des Senators aus Ohio stehen. Im TV-Duell wirkte Vance jedoch überzeugend. Zudem gelang es ihm, die Debatte immer wieder geschickt auf das Thema Migration zu lenken, eine Schwachstelle der Administration von US-Präsident Joe Biden, zu der auch Harris gehört.
Tim Walz beim TV-Duell: Gouverneur beschuldigt Trump, die Demokratie zu gefährden
Tim Walz konnte im TV-Duell nur bei einem Thema punkten: den Ereignissen rund um den Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021. Der Gouverneur aus Minnesota beschuldigte Donald Trump, die Demokratie zu gefährden, indem er sich weigerte, seine Niederlage in der US-Wahl 2020 zu akzeptieren. „Das muss aufhören“, forderte Walz. An J. D. Vance richtete er die Frage: „Hat er die Wahl verloren oder nicht?“ Vance wich aus und erklärte, er wolle „lieber über die Zukunft Amerikas“ sprechen.
Das letzte TV-Duell vor der US-Wahl bot eine erfrischende Abwechslung zum bisherigen Wahlkampf. Beide Kontrahenten verzichteten auf persönliche Angriffe, unterbrachen sich nicht und führten sogar eine Diskussion über politische Inhalte. Dass ausgerechnet ein Verbündeter von Donald Trump eine solche Debatte für sich entscheiden kann, ist wohl die Ironie der Geschichte. (Daniel Dillmann)