Neben den Feinden im Nahen Osten kämpft Israel auch gegen wachsenden Antisemitismus weltweit. Tayla Lador-Fresher warnte davor im Gespräch mit IPPEN.MEDIA.
Vor einem Jahr, am 7. Oktober 2023, überfiel die Hamas mit einem beispiellosen Terrorangriff Israel mit mehr als tausend Toten. Die Terroristen verschleppten mehr als zweihundert Menschen, darunter Kleinkinder, Frauen und alte Menschen. Einige wurden von der Hamas ermordet, andere werden immer noch als Geisel im Gaza-Streifen gefangen gehalten. Seitdem kämpft Israel gegen die Terrororganisationen Hamas im Süden und die Hisbollah im Nord. Seitdem ist Israel im Krieg.
IPPEN.MEDIA sprach mit der israelischen Generalkonsulin in München, Talya Lador-Fresher. Sie sieht mit großer Sorge in die Zukunft. Israel werde, so die Generalkonsulin, an sieben Fronten bedroht. Das Land müsse sich nicht nur gegen die Hamas im Gaza-Streifen und gegen die Hisbollah im Norden, sondern auch gegen den Terror im Westjordanland, die Milizen in Syrien und dem Irak, gegen die Huthi-Rebellen im Jemen und gegen den Iran wehren und schützen. Lador-Fresher: „In einem Jahr wird die Situation nicht total anders sein. Wir werden immer noch unfriedliche Akteure in unserer Nachbarschaft haben.“ Sie hoffe, dass es Israel gelinge, einige Gegner zu schwächen. Sie hoffe aber auch, „dass es eine diplomatische Lösung für die Situation im Norden geben wird. Ich glaube, es ist schon möglich.“
Eine Zwei-Staaten-Lösung zwischen Palästina und Israel hält die Generalkonsulin aktuell für kaum möglich. Sie störe es, wenn Europäer mit erhobenem Zeigefinger auf Israel zeigen würden und die Zwei-Staaten-Lösung forderten, ohne den Einfluss von Terrororganisationen wie der Hamas zu beachten: „Das ist wirklich die falsche Haltung. Wenn die Palästinenser diese Zwei-Staaten-Lösung wollten, dann hätten sie es schon lange haben können.“
Eskalation im Nahen Osten nach Raketenangriffen auf Israel: „Haben die Wahrheit erfahren“
Aktuell eskaliert die Situation im Nahen Osten. Nach Raketenangriffen des Iran kündigte Israel einen Vergeltungsschlag an. Erstmals seit Beginn der israelischen Bodenoffensive im Libanon hat die Schiitenmiliz Hisbollah dort direkte Kämpfe mit israelischen Bodentruppen gemeldet Außerdem bombardierten nach Angaben der israelischen Armee Dutzende Kampfflugzeuge auch im rund 1800 Kilometer entfernten Jemen Ziele, unter anderem Kraftwerke und einen Hafen, über den die Huthi-Miliz iranische Waffen und militärische Vorräte transportiert haben soll. Wie die Hisbollah greift auch die Huthi-Miliz Israel immer wieder an – aus Solidarität mit der Hamas, gegen die Israel seit fast einem Jahr Krieg führt.
„Die, die Hoffnungen hatten, dass das iranische Mullah-Regime mit seinem neuen Präsident, der bei einigen als moderater eingeschätzt wurde, gemäßigter werden würde, haben am Dienstagabend die Wahrheit erfahren“, sagte Lador-Fresher. „Rund 180 Raketen wurden aus dem Iran auf ganz Israel gefeuert. Es ist eine Erleichterung, dass es Israel mit den USA und seinen Verbündeten gelungen ist, den Angriff weitestgehend abzuwehren. Alle, die Frieden im Nahen Osten möchten, sollten diese Attacke, die ein Ziel von Irans fortlaufender Destabilisierung ist, auf das Schärfste verurteilen.“
Israel im Krieg: „Diese neue Welle von steigendem Antisemitismus gehört zum 7. Oktober“
Neben den feindlichen Nachbarn im Nahen Osten müssen sich die Jüdinnen und Juden weltweit gegen einen steigenden Antisemitismus wehren. Die Generalkonsulin sagte dazu: „Diese neue Welle von steigendem Antisemitismus gehört zum 7. Oktober. Und ehrlich gesagt, ich kann es nicht verstehen.“ Und weiter: „Wer wollte Frieden am 6. Oktober, dem Tag vor dem Angriff? Wer hat überhaupt nicht über Krieg nachgedacht? Wir Israelis!“
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Sie glaubt, dass es eine Art von Kettenreaktion gab. Als die erste Kritik an Israel auf die Reaktionen des Landes auf das Massaker am 7. Oktober aufkam, sahen sich viele Menschen ermutigt, sich anzuschließen. „Wenn Leute auf die Straße in München, in Frankfurt, in Düsseldorf, in Berlin gehen und ,From the River to the Sea‘ schreien, ist das eigentlich ein Schrei nach der Vernichtung des Staates Israel.“ Und weiter: „Natürlich macht uns das Sorge, aber nicht nur uns als Israelis. Auch Juden und Jüdinnen überall in Deutschland fühlen sich nicht sicher.“ Sie glaube aber auch, dass viele Deutsche auf politischer Ebene und aus der Mitte der Gesellschaft gegen Antisemitismus seien und wüssten, wie wichtig jüdisches Leben in Deutschland sei. „Es ist bereichernd. Es ist die Geschichte unserer Länder. Wir hoffen, dass die Mehrheit, die wirklich gegen Antisemitismus ist, das in der Öffentlichkeit mehr zeigen wird“, so Talya Lador-Fresher.
Israelische Konsulin: „Wir als israelische Diplomatie haben keinen Kontakt zur AfD“
Im Gespräch mit IPPEN.MEDIA warnte die Generalkonsulin vor der AfD und populistischen Parteien: „Sie sind nicht nur für Israel, sondern auch für Deutschland gefährlich. Wir als israelische Diplomatie haben keinen Kontakt zur AfD.“ Zu viele Angehörige dieser Partei hätten sich zu Themen wie Antisemitismus, Zweiter Weltkrieg und der Shoah in einer inakzeptablen Art und Weise geäußert. Talya Lador-Fresher: „Sie haben viele rote Linien überschritten.“
„Das Ziel von diesem Attentat war unser israelisches Generalkonsulat in München“
52 Jahre nach dem tödlichen Terrorangriff auf israelische Sportler in München bei den Olympischen Spielen 1972 fielen wieder Schüsse. Am Gedenktag am 5. September lief der österreichische Terrorist Emra I. (18) durchs Viertel rund ums NS-Dokumentationszentrum und das israelische Generalkonsulat, drang in zwei Gebäude ein und lieferte sich ein Gefecht mit der Polizei – bei dem er erschossen wurde. Der Terror dauerte zwölf Minuten. Generalkonsulin Tayla Lador-Fresher sagte: „Das Ziel von diesem Attentat war unser israelisches Generalkonsulat in München, das für Süddeutschland verantwortlich ist. “
IPPEN.MEDIA beschrieb sie, wie sie den Anschlag ganz persönlich erlebt hat: „Ich brauchte ein paar Stunden, um das alles zu verarbeiten. Ich war so froh, dass wir geschlossen waren. Ich war froh, dass durch diesen Terrorakt niemand von meinen Mitarbeitern oder Mitarbeiterinnen verletzt oder vielleicht noch andere verletzt wurden.“ Sie sei sehr stolz auf ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, weil gleich am nächsten Tag das Generalkonsulat wieder geöffnet war. „Wir machen weiter. Diese Terroristen werden unsere Leben nicht bestimmen.“