Kostenfalle Eissporthalle Sonthofen? Der Stadtrat ringt um Lösungen

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Ohne Eissporthalle stürzt der ERC und der Eishockey-Sport in Sonthofen ab, befürchten viele Menschen in der Stadt. Eine Entscheidung wie es weitergeht, wird es so schnell nicht geben. ©  Josef Gutsmiedl

Zeit und Geld sind knapp: Auf die Zukunft der Sonthofer Eissporthalle trifft das jedenfalls zu. Lange warten kann die Stadt angesichts vieler baulicher Mängel und Defizite ohnehin nicht. Und die Finanzierung der notwendigen Sanierung wird schwierig – ein Neubau erst recht.

Sonthofen – Die jetzt dem Stadtrat vorgestellte Machbarkeitsstudie beschreibt den Ist-Zustand, mögliche Sanierungsschritte und auch die Kosten für die „sehr komplexe Aufgabe“. Eine Sanierung wird rund 19 Millionen Euro kosten, ein Neubau rund 6 Millionen mehr. Der Stadtrat nahm die Studie zur Kenntnis; eine weichenstellende Entscheidung gab es noch nicht; erst sollen vertiefende Untersuchungen und Beratungen folgen.

Rund 40 Fans des ERC und Freunde des Eissports beobachteten die gut zweistündige Präsentation der Machbarkeitsstudie und die Diskussion des Stadtrates. Nach der Sitzung meinte ein ERC-Fan, die Stadt hätte es versäumt, rechtzeitig gegenzusteuern, rechtzeitig zu sanieren, kurz: die Hausaufgaben zu machen.

Jetzt müsse Schluss sein mit der Flickschusterei und den Notlösungen. Eine Sperrung der Halle über zwei Spielzeiten des ERC, würde das Aus für den Eishockey-Sport in der Stadt und den Verein bedeuten. Zuvor hatte der Sportreferent des Stadtrats, Christian Feger in der Diskussion betont, dass die Eissporthalle über den Eishockey-Betrieb große Bedeutung für den Breitensport und den Tourismus habe. Man müsse auch an eine bessere Sommernutzung der Halle denken.

Sanierung oder Neubau? Die Zukunft der Eisporthalle ist ungewiss

Eine Entscheidung, wie es mit der Halle weitergehen könne, werde es in dieser Sitzung nicht geben, schickte Bürgermeister Christian Wilhelm der Vorstellung der Studie durch das Büro Schlenker Architekten voraus. Jetzt gehe es zunächst um die Frage, wie man an die Sache herangehen sollte: „Wie geht es die nächsten 30 Jahre weiter?“

Man stehe am Prozessbeginn und müsse die Herangehensweise festlegen – Sanierung oder Neubau – und die Finanzierung klären. Er setze große Hoffnung auf die Ideen und Konzepte der Architekturbüros. Ewig warten kann die Stadt ohnehin nicht, weil das Landratsamt auf ordentliche Brandschutzmaßnahmen drängt und die Nutzung der Halle nur befristet duldet.

Lange Mängelliste

Die Liste der Mängel ist in der Tat lang. Neben einer Reihe von baulichen Mängeln, geht es um Fluchtwege, das Raumprogramm, Brandschutzmaßnahmen, Stellplätze, die Kältetechnik und Lüftung, und auch um Planungsrecht. Für die Gesamtheit der Eishalle „mit all den Baumaßnahmen, die in der Vergangenheit durchgeführt wurden“, liegt dem Landratsamt zufolge kein Bauantrag vor.

„Ohne diese baurechtliche Genehmigung steht eine Nutzungsuntersagung zum Betrieb der Eishalle im Raum“, stellt der Chef des städtischen Gebäudemanagements, Jürgen Remke“ in seiner Sitzungsvorlage fest. Die Sonthofer Eishalle sei „kein Einzelfall“, stellte Christian Schlenker eingangs seiner Erläuterungen der Machbarkeitsstudie klar.

Fluch und Segen

Auch in Sonthofen habe man noch den Anfängen in den 1950er Jahren „sukzessive Verbesserungen“ eingebracht. Den hohen Sanierungsbedarf solcher Gebäude habe traurigerweise das Einsturzunglück der Eishalle in Bad Reichenhall offenbart. Das Hauptstück der Halle, die imposante Dachkonstruktion sei „Fluch und Segen“, so die Studie. Einmalig ist die Spannweite der Dachkonstruktion. „Aus Architektensicht absolut erhaltenswert“, so Schlenker. „Fast eine Kathedrale.“ Allerdings werde durch den dauernden Wechsel von Lüftung und Entfeuchtung das Dach fast gezielt „aufgearbeitet“.

Unterm Strich müsse die Tragfähigkeit verbessert werden, Risse und Fäulnis angegangen und dauerhaft saniert werden, ebenso die Stahlbauteile und Verbindungen. Ohne eine Klimatisierung der Halle wird es wohl nicht gehen. Ob und wie das Dach letztlich erhalten werden könne - und zu welchem Preis - müsse noch geprüft werden. Handlungsbedarf sieht die Studie auch bei den Tribünenkonstruktionen und den weiteren Räumlichkeiten im Übergang zur benachbarten Sporthalle.

Noch tauglich sei dagegen die Kälteanlage. Die Untersuchung spricht von einem „sehr gepflegten und guten Zustand“; einige Komponenten der Gesamtanlage bedürften jedoch der Optimierung und Erneuerung. Der Kühlturm wird noch heuer durch Kondensatoren ersetzt.

Was ist das Ziel?

Unterm Strich könne durch eine verkleinerte Eisfläche – statt 30 x 60 Meter nur 26 x 60 Meter – Platz gewonnen werden. Das würde schließlich auch die Betriebskosten reduzieren für die verkleinerte Eisfläche, folgert Schlenker. Alles in allem müsse sich die Stadt klar werden, welche Ziele sie mit der Eishalle verfolge: Vereins- und Breitensport, Schulsport, mögliche Sommernutzung? Christian Schlenker spricht hier von einem „Puzzle“, das es gelte zusammen zu setzen.

Angesichts des jetzigen Zustands der Eishalle müsse die Begeisterung der Besucher für den Eissport schon groß sein, deutete der Architekt an und folgert: Das Büro plädiere für eine Sanierung der Eishalle. Ein Neubau wecke „andere Begehrlichkeiten“, könne aber auch kleiner als die bestehende Halle ausfallen.

Der Verein, der ERC 99 Sonthofen, stelle „keine übermäßigen Ansprüche“ auch was den weiteren Liga-Spielbetrieb angehe. Jetzt gelte es, einen Weg zu finden. „Wir empfehlen tiefergehende Betrachtungen.“ Auch einen Blick auf die möglichen Kosten wagte die Machbarkeitsstudie von Schlenker Architekten. Eine umfassende Sanierung werde auf knapp 19 Millionen Euro hinauslaufen, ein Neubau auf rund 25 Millionen – je nach Größe.

Dauerthema Eissporthalle

Und der Zeitplan? Konkrete Planungen würden ab 2026 anlaufen, eine Realisierung könnte 2027 beginnen und rund drei Jahre dauern. Die eigentliche Dachsanierung, der 3. Bauabschnitt, würde 2029 erfolgen. „Erst dann haben Sie eine genehmigungsfähige Halle.“ Planungen und Ausschreibungen müssten aber bereits im kommenden Jahr erfolgen.

In seinem Beschluss wies der Stadtrat die Verwaltung an, eine Risikobetrachtung und Vertiefung der Machbarkeitsstudie anzustellen, baurechtliche Fragen zu klären und die Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten auszuloten. Bürgermeister Wilhelm: „Das Thema wird uns beschäftigen.“

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