20.000 Kinderpornos gesammelt: Knast für Ex-Mitarbeiter des Ebersberger Kreisjugendamts
Die Polizei hat bei einem Kirchseeoner 20 000 kinderpornografische Dateien gefunden. Der Mann stand jetzt vor Gericht. Früher war er im Kreisjugendamt für Pflegekinder zuständig.
Ebersberg/Kirchseeon – „Eine Bewährung ist hier heute nicht vertretbar“, sagt Amtsrichter Frank Gellhaus an diesem Donnerstag, 9. Januar, im Gerichtsaal zu dem Angeklagten (77) vor ihm, den er zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten verurteilt. Der ehemalige Mitarbeiter des Kreisjugendamts Ebersberg sitzt im gebügeltem hellblauen Hemd und mit geneigtem Kopf vor ihm. Rund 20 000 kinderpornografische Bild- und Videodateien wurden auf den privaten Geräten des 77-Jährigen gefunden. Darunter befanden sich „abscheulichste und verabscheuenswerte Inhalte“, wie Richter Gellhaus mehrmals in der Verhandlung betont. Kinder, betäubt oder bei Bewusstsein, teils gefesselt und geknebelt, die von Erwachsenen brutal misshandelt werden.
Angeklagter hat selbst zwei Pflegekinder
Der Kirchseeoner hat selbst zwei Pflegekinder aus erster Ehe und war nach Informationen der Ebersberger Zeitung im Kreisjugendamt für die Unterbringung und Betreuung von Pflegekindern zuständig. Ein sexuelles Verlangen, die gesehenen Inhalte in der Realität umzusetzen, habe er jedoch weder in der Arbeit, noch zu Hause verspürt, betonte der 77-Jährige mehrmals.
Nach der Hausdurchsuchung habe er eine Therapie begonnen, die er jedoch nach drei Sitzungen abbrach. „Sie bringen heute ja gar nichts mit“, sagt Gellhaus mit Blick auf diesen Umstand. Er sei naiv gewesen, erklärt der Kirchseeoner. Er habe gedacht, die Therapie sei ein Selbstläufer.
Kirchseeoner: „Ich habe gedacht, ich bin sicher“
Angezeigt worden war der Rentner durch das „Nationale Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder“ (NCMEC). Dieses bekommt automatisierte Hinweise, sollten sich als Kinderporno identifizierte Inhalte auf bestimmten Plattformen befinden. Der Rentner verwendete ein Peer-to-Peer-Netzwerk zur Datenerhebung, was ihn auf das Radar der Organisation katapultierte. „Ich habe gedacht, ich bin sicher“, sagt der ehemalige Sozialpädagoge vor Gericht. Er habe sich die Dateien nur aus einem bestimmten Grund heruntergeladen.
Ich hab‘ auch mal böse sein wollen.
Dieser sei: Als Kind sei er sehr oft bei seinen Großeltern gewesen, die viel mit ihm gespielt hätten. Seine Großmutter habe beim Spielen sein Glied berührt. „Das war eine Mordsgaudi, da war nichts Schlimmes dabei“, sagt der Angeklagte. Doch losgelassen habe ihn dieses Erlebnis nicht. „Ich habe versucht, eine Erklärung oder Bestätigung zu finden“, versucht der Kirchseeoner seine Pornosucht zu erklären. Schon als Kind habe er viel gesammelt, unter anderem das Papier, in das früher Orangen eingewickelt wurden.
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Richter: Pornos sind kein Orangenpapier
„Verkaufen Sie mich nicht für dumm“, sagt Gellhaus zu dem Mann. Man könne das Sammeln von Pornos nicht mit dem Sammeln von Orangenpapier vergleichen. „Ich musste immer brav sein als Kind“, sagt der Angeklagte, der nach eigener Aussage als Kind sehr angepasst erzogen worden sei. „Ich begehe keinen Ladendiebstahl, fahre nicht schwarz., aber hab‘ auch mal böse sein wollen“, so die Erklärung des 77-Jährigen.
Nach der Hausdurchsuchung habe ihn die Polizei vernommen. „Hihi, habt´s mich erwischt“, sagte der Angeklagte laut Polizeibericht damals zu den ermittelnden Beamten.
„Ich glaube nicht, dass bei Ihnen die Einsicht gereift ist, dass man da was unternehmen muss“, sagt Richter Gellhaus am Ende. Auch, dass der Angeklagte als „geübter User“ wieder zu solchen Bildern und Videos greifen würde, spreche gegen eine Strafe, die zur Bewährung ausgesetzt wird.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.