Dreiste Entsorgungsmasche: Wird der Grafinger Schulparkplatz zum Abladeort für Schrottautos?

  • VonAnna Liebelt
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Gegenüber der Grafinger Dreifachturnhalle parkt seit über einem Jahr ein verwaister Mercedes. Die Stadt kämpft seither mit rechtlichen Hürden, um das Fahrzeug vom öffentlichen Parkplatz abschleppen zu lassen. Nun hat sich auch noch ein schwarzer BMW dazugesellt.

Grafing – Vom vorderen Kotflügel splittert der Lack, am Seitenspiegel hängen vertrocknete Äste und auf der zerdepperten Windschutzscheibe vermodert das Laub: Seit über einem Jahr vegetiert ein schwarzer Mercedes auf dem öffentlichen Parkplatz gegenüber der Grafinger Dreifachturnhalle vor sich hin. Längst haben sich die anliegenden Sportler, Schüler und Anwohner an das Schrottauto gewöhnt, es gehört ja quasi schon zum tragenden Landschaftsbild.

Vom Halter einfach abgestellt: Schrottreifer Mercedes auf Schulparkplatz nicht mehr allein

Derweil sollte der verwaiste Wagen, nach dutzenden unbeantworteten Bußgeldbescheiden, im vergangenen Sommer seine letzte Fahrt zum Schrottplatz antreten (wir berichteten). Doch bisweilen ist nichts passiert – und das verschlissene Auto hat mit einem mattschwarzen 3er-BMW nun sogar Gesellschaft bekommen.

Direkt neben dem ramponierten Mercedes parkt der sportliche Kleinwagen seit Silvester – ohne Kennzeichen, versteht sich. Wie einst das Schrottauto mit dem abgefallenen Mercedesstern wurde wohl auch der BMW von seinem Halter einfach auf dem Schotter-Parkplatz abgestellt – und angesichts des zerdellten Zustands ist es fraglich, ob er von dort jemals wieder abgeholt wird.

„Kaum Handhabe“ zum Abschleppen: Stadt steht vor bürokratischen und rechtlichen Hürden

„Jetzt können wir dann bald einen Schrottplatz aufmachen“, klagt Bürgermeister Christian Bauer (CSU) über diese dreiste Entsorgungsmasche. Denn die birgt nicht nur einen enormen bürokratischen Verwaltungsaufwand. Die Stadt tut sich laut Bauer auch rechtlich schwer, die verwaisten Autos aus dem öffentlichen Raum zu schaffen.

„Wir haben kaum Handhabe“, erklärt der Rathauschef seufzend. Denn bevor der Abschleppdienst überhaupt anrücken darf, müsse der Halter zunächst in einem langwierigen Bescheidverfahren „zur Entfernung des Pkw verpflichtet werden“. Da stellt sich der Stadt schon die erste Hürde: Seit Monaten ist zumindest der Fahrzeugbesitzer des schwarzen Mercedes nicht erreichbar, die Bescheide nicht zustellbar. Bauer vermutet, dass sich der Mann im Ausland aufhält.

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Ohne Papiere könne Fahrzeug nicht verschrottet werden

Nun aber den Wagen einfach abschleppen und verschrotten geht nicht. Dafür müsse auf dem Parkplatz in der Kapellenstraße „Gefahr in Verzug“ vorliegen. „Das ist bisher nicht der Fall gewesen“, erklärt Bauer, der den Mercedes deshalb seit dem Sommer nicht abschleppen lassen konnte. „Jetzt muss das Auto aber weg“, schiebt er schnell hinterher. Der Grund: Die Windschutzscheibe ist eingeschlagen. Rechtlich wäre der Grafinger Bauhof jetzt abgesichert, den Wagen abzutransportieren.

Doch auf die Stadt wartet dann schon die nächste Hürde: „Verschrotten lassen können wir das Auto nicht, weil wir die Fahrzeugpapiere nicht haben“, betont Bauer weiter. Er müsste den Mercedes also bis auf Weiteres auf dem Gelände des städtischen Bauhofes zwischenlagern. Wie dann mit dem Auto weiter verfahren wird, stehe noch nicht fest. „Da muss ich mich noch erkundigen“, so der Bürgermeister.

Der verwaiste Mercedes wird den Rathauschef jedenfalls noch weiter beschäftigen – genauso wie der schwarze BMW, der neueste Schrottplatz-Kandidat am Schulparkplatz.