„Immer größeres Problem“: Verwaiste Autos und Fahrradleichen auf öffentlichen Parkplätzen

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Unter einem Baum abgestellt: Dieser Mercedes steht mit einem platten Reifen am Parkplatz an der Dreifachturnhalle in Grafing. Derzeit läuft ein sogenanntes „Bescheidverfahren“ gegen den Halter, sagt die Stadt. © ali

Seit Monaten steht ein scheinbar verwaister Mercedes auf einem öffentlichen Parkplatz in Grafing. Die Stadt hat mittlerweile erste Schritte eingeleitet und den Halter kontaktiert. Doch nicht selten bleibt das ohne Reaktion und der Bauhof muss das Fahrzeug abschleppen.

Grafing – Schlapp ragt der rechte Vorderreifen aus der braunen Wasserbrühe, die einen Teil des Parkplatzes an der Dreifachturnhalle in Grafing bedeckt. Die lädierte Felge setzt am Schotterboden auf, an der sportlich anmutenden Karosserie haben sich Wasserflecken, Dreckpatzer und Vogelkot eingebrannt. Auf der Windschutzscheibe pappt vermodertes Laub und vom Seitenspiegel hängen vertrocknete Äste herab.

Verwaistes Auto steht seit Wochen auf Parkplatz in Grafing

So steht der schwarze Mercedes unter einem Laubbaum auf dem öffentlichen Parkplatz unweit der Grund- und Mittelschule. Der Zustand des Autos lässt nur eines vermuten: Es parkt dort schon länger – und wird wohl so schnell auch nicht mehr abgeholt werden. Zwar hängen unter den Mercedessternen an Heck und Motorhaube noch die ramponierten Kennzeichen, von der einstigen Zulassungs-Plakette mit dem bayerischen Staatswappen ist jedoch nichts mehr zu erkennen.

Immer wieder finden sich solche verwaisten Fahrzeuge auf öffentlichen Parkplätzen im Landkreis Ebersberg. Von den Haltern dort abgestellt, weil auf dem eigenen Grundstück kein Platz ist, vegetieren sie dort über Wochen und Monate vor sich hin – und scheinen langsam in Vergessenheit zu geraten. Nur ab und zu bleibt der Blick von aufmerksamen Spaziergängern und Anwohnern an den verrostenden Karren hängen – bis sie eines Tages urplötzlich verschwinden.

„Immer größeres Problem“: Bauhöfe müssen Fahrradleichen an Bahnhöfen entfernen

Ein ähnliches Schauspiel zeigt an so manchem Bahnhof – nur mit Fahrrädern. Zwischen hochmodernen Mountainbikes und einfachen Stadtradln blitzt auch dort regelmäßig rostendes Aluminium hindurch. „In den letzten Jahren ist das ein immer größeres Problem geworden“, berichtet Grafings Bürgermeister Christian Bauer. Immer öfter müsse der Bauhof ausrücken, um die Fahrradleichen zu beseitigen. Ganz so einfach sei das bei den vermodernden Autos auf den Parkplätzen von Städten und Gemeinden aber nicht.

Die Zulassungsplakette am Kennzeichen des verwaisten Mercedes in Grafing ist abgekratzt.
Die Zulassungsplakette am Kennzeichen des verwaisten Mercedes in Grafing ist abgekratzt. © ali

Denn grundsätzlich ist es kein Problem, sein Fahrzeug – egal in welchem Zustand – längerfristig auf öffentlichen Grund abzustellen, erklärt Martin Schedo, Verkehrssachbearbeiter bei der Polizeiinspektion in Ebersberg. Solange die Parkdauer nicht überschritten, ein etwaiges Halteverbot eingehalten und der Wagen zugelassen ist, „kann er so lange stehen bleiben, wie er will“, sagt er. Schließlich würden die Verkehrsregeln beachtet und es gelte der notwendige Versicherungsschutz. Problematisch werde es erst, wenn die Zulassungs- oder TÜV-Plakette abgelaufen sei. Dann müsse die Kommune und das Ordnungsamt tätig werden.

Einige Fälle in Grafing: Halter „entsorgen“ Pkws auf öffentlichen Grund

Ein bürokratischer Aufwand, den die Landkreisgemeinden und Städte jedes Jahr etliche Male durchlaufen müssen. So seien allein in Grafing in den letzten vier Monaten sechs Fahrzeuge ohne Zulassungsplakette auf öffentlichen Parkplätzen entdeckt worden, berichtet Bauer weiter. Einen Pkw habe der Bauhof sogar vom Volksfestplatz abschleppen müssen. „Der wurde bis heute nicht abgeholt“, betont der Rathauschef. „Oft sind die Ermittlungen schwierig, da die Eigentümer ins Ausland gezogen sind.“ Ihre Pkw „entsorgen“ die Halter dann auf öffentlichen Plätzen.

Dort schleppen die Mitarbeiter des Bauhofs die Autos ab und lagern sie erst einmal auf dem eigenen Gelände zwischen, ehe sie irgendwann verschrottet werden. In der Regel entfernen die Halter ihre Fahrzeuge nach einer Mahnung der Stadt allerdings recht schnell von den Stellplätzen, sagt Bauer.

Im Fall des schwarzen Mercedes laufe derzeit das „Bescheidverfahren“. „Das Auto ist uns bereits seit Juni bekannt“, berichtet der Bürgermeister. „Der Halter wurde zur Entfernung des Pkw verpflichtet.“ Sollte der Wagen in den kommenden Tagen nicht entfernt werden, folge ein Bußgeld. Fruchtet auch das nicht, wird der Wagen wohl zum Bauhof abgeschleppt und reiht sich dort erstmal neben den anderen verwaisten Autos und Fahrrädern ein.

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