1400 Menschen demonstrieren in Schongau gegen Rechtsextremismus
50 waren angemeldet, 1400 sind gekommen: Bürger aus dem ganzen Landkreis setzen in Schongau bei der „Demo gegen Rechts“ deutliches Zeichen für Vielfalt.
Schongau – Der Andrang war vielleicht nicht ganz so groß wie eine Woche zuvor in der Landeshauptstadt, dennoch überwältigend: „Ich war in München dabei und hab in der Nacht danach noch die Demo für Schongau angemeldet, mit 50 Personen“, sagt Organisator Moritz Poppler. Er gehört der ÖDP an, hat hier aber zusammen mit einer Gruppe anderer junger Leute als Privatperson innerhalb einer Woche eine Veranstaltung auf die Beine gestellt.
Statt der angemeldeten 50 Personen, hat die Polizei vor Ort sogar rund 1400 Menschen gezählt.
Der Demonstrationszug biegt gerade in die gesperrte Marktoberdorfer Straße in Schongau ein, Passanten am Straßenrand schließen sich spontan noch an. „Nie wieder ist jetzt! Schongau ist bunt!“, steht auf dem Banner, das die Spitze des Zugs und das Motto der Demo bildet. Und das gemeinsame Ziel, ein Zeichen für Vielfalt und Demokratie, gegen Rechtsradikalismus und Ausgrenzung zu setzen, eint Familien, Senioren, Punks, Künstlerinnen, Trachtler, Junge und Alte aus dem ganzen Landkreis Weilheim-Schongau.

Stadträte ergreifen bei der „Demo gegen Rechts“ in Schongau das Wort
Am Ende war tatsächlich der ganze Marienplatz voller Menschen, als Mitglieder des Schongauer Stadtrats aus verschiedenen Fraktionen sowie Vertreterinnen verschiedener Institutionen bei der Schlusskundgebung das Wort ergriffen.
Stadtrat Tobias Fuhrmann (SPD) gab einen Denkanstoß: „Kann man stolz sein auf ein Heimatland? Vielmehr wollen wir stolz sein auf die Werte und Errungenschaften, die wir gemeinsam gestalten.“
75 Nationen bildeten die Schongauer Stadtgesellschaft, so Stadträtin Esra Böse (Grüne) und bedankte sich dafür, „dass ihr alle aufsteht für ein harmonisches Miteinander.“ „Es ist höchste Zeit, Farbe zu bekennen und im Alltag Haltung zu zeigen“, ergänzte Stadtrat Gregor Schuppe (ALS), etwa nicht zu schweigen, „wenn der komische Kollege wieder rassistische Witze macht“.
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Hava Sirin von der türkisch-islamischen Gemeinde Schongau erklärte: „Wir sind hier für eine Gesellschaft, in der alle willkommen sind. Wir lassen uns nicht spalten.“ Julia Steller, evangelische Pfarrerin in Schongau, verwies auf die Jahreslosung 2024, die mehr denn je passe: „Alles, was ihr tut, tut in Liebe“. Man wolle nicht gegen etwas stehen, sondern für etwas, für Demokratie, für Vielfalt: „Die Welt ist bunt, Gottseidank.“
„Wir haben alle Fraktionen im Stadtrat eingeladen, zu sprechen“, betonte Moritz Poppler für das Organisationsteam. Nicht alle politischen Meinungen, die bei der Kundgebung zum Ausdruck kamen, wurden von allen geteilt.
Einig waren sich jedoch alle im gemeinsamen Einstehen für Vielfalt, vor allem auch zwei Redner aus Weilheim. Sie luden zur Demo dort kommenden Samstag, 3. Februar, ein, mit einem Zitat von Erich Kästner, mit dem dieser die Entwicklung der NS-Diktatur 1933 analysierte: „Man muss den Schneeball zertreten, die Lawine hält keiner mehr auf.“
Eleonore Fähling