Sorge vor AfD-Wahlsieg: „Im schlimmsten Fall müssen wir den Standort Thüringen verlassen“

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AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke tritt bei der Landtagswahl als Direktkandidat in Ostthüringen an. © Heiko Rebsch/dpa

Thüringen wählt am 1. September einen neuen Landtag. Die Umfragewerte der AfD sorgen in der Wirtschaft für Besorgnis. Unternehmen äußern Bedenken.

Thüringen – Kurz vor den Landtagswahlen in Thüringen wird die Kritik aus der Wirtschaft an die AfD lauter. Im Kreuzfeuer steht der als sicher rechtsextrem eingestufte Thüringen-AfD-Chef Björn Höcke. Unternehmen in Thüringen sorgen sich über die Folgen bei einem Wahlsieg der AfD. Für einige könnte die Wahl richtungsweisend sein.

Kritik an AfD vor Landtagswahlen in Thüringen 2024: Unternehmen äußern sich

So befürchtet das Thüringer Unternehmen Maximator Hydrogen, einer der führenden Anbieter und Entwickler von Wasserstofftankstellen, dass ein AfD-Wahlsieg keine guten Voraussetzungen für den Ausbau von Wasserstoff bedeuten könnte. Aus dem AfD-Wahlprogramm geht hervor, dass die Partei den Ausbau von Wasserstoff kritisch sieht, insbesondere die Produktion von grünem Wasserstoff.

Wasserstoff hält die AfD nur regional begrenzt für die Deckung des Energiebedarfs geeignet. Eine flächendeckende Wasserstoff-Infrastruktur stellt sie infrage. „Im schlimmsten Falle würde das für uns also heißen, dass wir den Standort Thüringen verlassen, unser Geschäft verlagern und woanders hochfahren müssen“, sagte CEO Matthias Kurras im Gespräch mit der Wirtschaftswoche.

Wahlen in Thüringen: Wirtschaftsvertreter attackieren AfD

Doch nicht nur Thüringer Wirtschaftsvertreter schlagen Alarm. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, hat der AfD vor der Landtagswahl in Thüringen wirtschaftliche Inkompetenz vorgeworfen. Er fürchte, die aggressive Ausländerfeindlichkeit der AfD werde das bestehende Problem des Fachkräftemangels in Deutschland verschärfen, sagte Russwurm der Welt

Er griff zudem gezielt Höcke an. Dieser hatte zuvor gegen die Initiative „Made in Germany – Made by Vielfalt“ gewettert und den beteiligten Unternehmen wirtschaftlichen Schaden gewünscht. Die Äußerungen Höckes auf der Bühne im thüringischen Sömmerda zeigten, „dass eine Regierungsbeteiligung der AfD Wirtschaft und Wohlstand in Ostdeutschland massiv schaden würde“, betonte Russwurm. Die Partei stelle sich zu Unrecht als Stimme der mittelständischen Wirtschaft am Ort dar.

Landtagswahlen 2024 in Thüringen: AfD führt in Umfragen – Sorge um Wahlsieg

Aktuellen Umfragen zufolge könnte die AfD mit 30 Prozent stärkste Partei des Bundeslandes bei der Wahl am Sonntag (1. September) werden. Die Umfragewerte der AfD sorgen in der Wirtschaft für Besorgnis. Mehrere Branchenverbände raten von einer Stimme für die AfD ab. Die Supermarktkette Edeka veröffentlichte einen ganzseitigen Aufruf in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in der Wochenzeitung Die Zeit sowie in den sozialen Netzwerken. Die Anzeige ist betitelt mit dem Satz „Warum bei Edeka Blau nicht zur Wahl steht“. Dies ist als Anspielung auf die AfD zu verstehen, die Blau seit ihrer Gründung als Parteifarbe benutzt.

In der Anzeige sind zahlreiche Obst- und Gemüsesorten wie Gurken, Brokkoli, Bananen, Kirschen und Erdbeeren abgebildet. „In der Obst- und Gemüseabteilung herrscht die bunte Vielfalt“, steht im Text. „Die Evolution hat uns gelehrt: Blau ist keine gute Wahl“, heißt es. „In Deutschland sind die Blauen schon heute die größte Bedrohung einer vielfältigen Gesellschaft.“ (bohy mit Material der dpa)

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