Deutschland abgehängt: Italien erwartet Wachstumswunder für 2024
Italiens Wirtschaft wächst offenbar schneller als die in Deutschland. Für den Wachstumsschub gibt es mehrere Gründe – doch wie lange setzt sich der Trend fort?
Rom – Während die Perspektiven der deutschen Wirtschaft eher kritisch sind, geht es in Italien deutlich bergauf: Die italienische Wirtschaft ist laut Politico im letzten Quartal 2023 um 0,5 Prozent gewachsen. Der positive Trend dürfte sich auch weiterhin fortsetzen. Die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) erwartet ein Wirtschaftswachstum im Jahr 2024 von 0,7 Prozent. Was steckt hinter dem Wachstumsschub?
Italiens Wirtschaft wächst – was sind die Gründe für den Boom?
Analysten zufolge hebt sich das wirtschaftliche Wachstum in Italien positiv hervor, weil die Wirtschaft in anderen Ländern, wie zum Beispiel Deutschland, vergleichsweise schlecht abschneidet. Immerhin erwartet die Ampel für das Jahr 2024 nur eine Wachstumsprognose von 0,2 Prozent. Zudem gibt es laut dem Bundeswirtschaftsministerium Anzeichen dafür, dass sich die deutsche Wirtschaft noch nicht erholt hat.

Deutschland sei laut Politico zudem besonders betroffen von Chinas wirtschaftlicher Abkühlung. Im Jahr 2020 gingen immerhin rund 8 Prozent der deutschen Exporte nach China, im vergangenen November waren es nur noch knapp über 5 Prozent und ein Rückgang von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Im Vergleich zu Deutschland: Italiens Wirtschaft erlebt Wachstumswunder
Das Wachstum der Wirtschaft in Italien wird auch durch den Anstieg der Verbraucherausgaben und den schnelleren Geldfluss aus dem Konjunkturprogramm der Europäischen Union angekurbelt. Das gaben jüngst mit der Angelegenheit vertraute Personen gegenüber Bloomberg bekannt.
Weil Italien stark von der Corona-Pandemie betroffen war, bekam das Land sehr viel Geld aus dem Corona-Wiederaufbaufond der EU. Bislang hat Italien erst rund 45 der zugesagten 195 Milliarden Euro ausgegeben. Da der Fonds offiziell nur bis 2026 läuft, dürfte es in den kommenden Jahren „zu einer deutlichen Beschleunigung der Ausgaben kommen“, sagte Ökonom Lorenzo Codogno von der Londoner School of Economics gegenüber dem Handelsblatt.
Italiens Wirtschaft wächst schnell – unter anderem wegen „Superbonus 110 Prozent“
Italien erlebte zudem einen Mega-Boom für Wärmepumpen und Haussanierungen. Die Regierung von Ex-Ministerpräsident Giuseppe Conte wollte mithilfe des „Superbonus 110 Prozent“ die Bauwirtschaft ankurbeln – was ihm auch gelang, allerdings hat das den Staat 150 Milliarden Euro gekostet.
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Jahrelang konnten Hauseigentümer ihre Fassaden energetisch sanieren oder Solarmodule auf ihren Dächern installieren und bekamen dafür nicht nur die kompletten Kosten über die Steuererklärung zurück, sondern auch noch zehn Prozent der Investition obendrauf.
Italiens Wirtschaft auf dem Vormarsch? Wirtschaftsexperten machen Prognose
Auch Nicola Nobile führt Italiens bessere Wirtschaftsleistung „auf die starken steuerlichen Anreize im Bauwesen“ zurück. Steuerliche Anreize „halfen der Bautätigkeit viel mehr als in anderen Ländern, zum Beispiel wurde das BIP-Wachstum von 0,2 Prozent im vierten Quartal des letzten Jahres [ausschließlich] vom Bau getragen“, sagte der Ökonom bei Oxford Economics gegenüber Financial Times.
Der Boom könnte jedoch zurückgehen, warnen Wirtschaftsexperten. Zudem drückt der Superbonus massiv auf den Staatshaushalt: Allein für das Jahr 2024 könnten laut dem Handelsblatt dadurch bis zu 30 Milliarden Euro in der Planung fehlen. Dennoch bleiben Ökonomen und Investoren optimistisch. So sind seit Jahresbeginn sind die Zinsen für zehnjährige italienische Staatsanleihen laut dem Handelsblatt relativ konstant bei 3,66 Prozent geblieben. (bohy)