Israel richtet die Augen gen Norden – und droht der Hisbollah: „Werden einen hohen Preis zahlen“
Das israelische Militär kündigt harte Konsequenzen auf Hisbollah-Angriffe an. Die US-Regierung rechnet mit einem Einmarsch Israels in den Libanon.
Meron – Der Konflikt zwischen den israelischen Streitkräften (IDF) und der islamistischen Hisbollah heizt sich weiter auf. Am Dienstag hatte die Miliz eine Militärbasis im Norden Israels angegriffen. Dabei handelte es sich der Organisation zufolge um den „Luftkontrollstützpunkt“ Meron. Der IDF-Generalstabchef Herzi Halevi reagierte bei seinem Besuch an der Nordgrenze Israels mit einer Warnung: „Am Abend des 7. Oktober beschloss die Hisbollah, sich [dem Krieg] anzuschließen, und dafür muss sie einen hohen Preis zahlen.“
Das geht aus einer Pressemitteilung der Streitkräfte hervor, in der Halevi die Antwort des israelischen Militärs noch weiter ausführt: Der Feind müsse zurückgedrängt und an der Grenze zum Libanon eine starke Militärpräsenz etabliert werden. Auch den notwendigen Schutz der ansässigen Bevölkerung betonte er und forderte „Luftschutzbunker und sichere Bereiche in Häusern und Gemeinden“. Der Staat Israel werde sich bemühen, den Menschen wieder ein sicheres Leben zu ermöglichen.

USA rechnen mit Einmarsch Israels in den Libanon
Derweil steigt einem CNN-Bericht zufolge in den USA die Sorge, Israel könne im Frühjahr in den Libanon einmarschieren, wenn die diplomatischen Bemühungen scheitern, die Hisbollah von der Nordgrenze Israels zurückzudrängen. „Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Monaten eine israelische Militäroperation stattfinden wird“, zitiert CNN einen hochrangigen US-Regierungsbeamten.
CNN zufolge führt die Regierung der Vereinigten Staaten derzeit Gespräche mit dem Libanon und Israel. Ziel sei es, eine Art Pufferzone im Südlibanon zu schaffen. In der israelischen Regierung gebe es allerdings Stimmen, die einen Einmarsch befürworten würden. Somit könne jede Aggression zu einer „großen Eskalation“ führen, zitiert CNN einen weiteren Beamten. Israelische Offizielle hätten zudem darauf hingewiesen, dass ein Krieg mit der Hisbollah sehr viel kostspieliger für Israel sein könnte als die Auseinandersetzung mit Hamas.

Ein Panzerabwehreinheits-Kommandeur der islamistischen Miliz gab etwa gegenüber dem Hisbollah-nahen libanesischen Nachrichtensender Al Mayadeen an, dass sich die Gruppe im Libanon aus spezialisierten Divisionen zusammensetze, von denen jede über ein eigenes Kampfsystem verfüge. Zudem sei Hisbollah im Besitz einer neuen Waffe. Diese sei entwickelt worden, nachdem die Kämpfer:innen eine Panzerabwehrwaffe der Sorte „Spike“ nach dem Rückzug der israelischen Soldat:innen aus dem Libanonkrieg 2006 erbeutet und in den Iran geschickt hatten. Das Geschütz trage den Namen „Almas“.
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Ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter: Hisbollah will „rote Linie“ nicht überschreiten
Der ehemalige Mitarbeiter des israelischen Geheimdienstes Avi Melamed gab gegenüber fr.de von IPPEN.MEDIA allerdings an, dass Hisbollah insgesamt bedacht agiere, während israelische Streitkräfte und Führungsfiguren „an der Nordfront die Kriegstrommeln schlagen“ würden. Die Miliz wolle eine „rote Linie“ nicht überschreiten, die einen vollumfänglichen Krieg mit Israel entfachen könnte.
Gerade angesichts der Verluste, die sie im Zuge der gegenwärtigen Auseinandersetzungen mit Israel bereits erlitten habe, sei die Miliz vorsichtig, sagte Melamed. So sind auch beim Angriff der IDF auf Hisbollah-Ziele nahe der ostlibanesischen Stadt Baalbek zwei Kämpfer:innen der Gruppe ums Leben gekommen. Die Offensive war dem Gegenschlag auf Meron vorausgegangen. (ses)