Patzer in Putins Armee: Riesen-Drohne crasht in russisches Wohngebiet
Trotz Entwicklungsproblemen fliegt Putins Kampfdrohne Altius-U Einsätze. Jetzt stürzte ein Exemplar in Kasan ab und zeigt: Das Prestigeprojekt hat Schwächen.
Kasan – Die Videoaufnahmen zeigen die Zerstörung eines Prestigeobjekts der russischen Armee: Die russische Kampf- und Angriffsdrohne namens Altius-U ist am Mittwoch (9. Juli) in Kasan im Südwesten Russlands in ein Wohngebiet gestürzt.
Anwohner filmten, wie die riesige Drohne im Tiefflug über die Häuser gleitet. Augenblicke später schlug sie in ein Gebäude ein und ging in Flammen auf, berichtet ntv. Offizielle Angaben, ob die Drohne im Ukraine-Krieg zum Einsatz kommen sollte, gibt es aber keine.
Russische Riesen-Drohne stürzt in Wohngebiet: Satellitennavigation ist ausgefallen
Als Grund für den Absturz geben russische und ukrainische Medien den Ausfall der Satellitennavigation an. Nicht identifizierte externe, elektronische Kriegsführungssysteme hätten die Steuerung des Hightech-Fluggeräts gestört, zitiert die russische Nachrichtenagentur Tass den Hersteller der Altius. Verletzte gab es den Angaben zufolge bei dem der Drohnen-Absturz keine.
Bei der Altius-U handelt es sich um eine russische Kampf- und Angriffsdrohne mit einer Flügelspannweite von bis zu dreißig Metern. Seit 2011 entwickelt, soll sie in einer Höhe von 12.000 Metern bis zu 10.000 Meter weit fliegen können. Sie kann Sprengkörper mit einem Gewicht von bis zu einer Tonne transportieren. Nach dem Erstflug 2019 wurde sie 2021 in den Dienst gestellt. Die Altius-U ist Russlands verspätete Antwort auf die Aufklärungsdrohne der USA, RQ-4 Global Hawk.
Prestigeobjekt mit Schwierigkeiten: Putin will mit teurer Riesen-Drohne Lehren aus Syrien ziehen
Wie Business Insider nach dem ersten Testflug 2019 berichtete, verfolgte das russische Militär mit der Entwicklung der Altius-U das Ziel, sich unabhängiger von ausländischer Militärausrüstung zu machen und strategische Lehren aus den russischen Einsätzen in Syrien zu ziehen.

Allerdings war das Entwicklungsprojekt von erheblichen Schwierigkeiten geprägt. Das Programm verzögerte sich mehrfach, während die Kosten stark anstiegen. Die Probleme gipfelten in der Verhaftung von Alexander Gomzin, einem der maßgeblichen Manager des Projekts, was die internen Schwierigkeiten des Programms verdeutlichte.
Technisch sollte die Altius-U beeindruckende Fähigkeiten aufweisen. Die Drohne war darauf ausgelegt, bis zu 24 Stunden in der Luft zu bleiben und dabei in sehr großen Höhen zu operieren, um feindliche Luftabwehrsysteme zu überfliegen. Mit einer geplanten Bombenlast von bis zu einer Tonne sollte sie Präzisionsangriffe durchführen können und Ziele weit jenseits der russischen Grenzen erreichen.
Trotz Entwicklungsproblemen: Putin setzt auf Riesen-Drohne im Ukraine-Krieg
Laut der TVD.im, einer militärischen Ausrüstungsdatenbank, wurden bislang drei Prototypen gebaut. Militärexperten schätzten 2019 nach dem ersten Testflug, dass es noch erhebliche Zeit dauern würde, bis solche Drohnen tatsächlich Teil des operativen russischen Waffenarsenals werden würden. Diese Einschätzung macht den aktuellen Absturz in Kasan umso bedeutsamer, da er zeigt, dass Russland trotz der frühen Entwicklungsprobleme das System offenbar zur Einsatzreife gebracht hat.
Der Absturz ist ein erheblicher Verlust für den russischen Präsidenten Wladimir Putin im Ukraine-Krieg – auch finanziell. Offizielle Einschätzungen zum Preis der Kampfdrohnen fehlen zwar, Experten schätzen aber einen zweistelligen Millionenbereich pro Stück. Trotz nachweislich massiver Verluste an militärischer Ausrüstung verstärkte Russland die Angriffe auf die Ukraine jüngst nochmal.
In der Nacht zum Mittwoch (9. Juli) hatte Russland die Ukraine nach Angaben Kiews mit den schwersten Luftangriffen seit Kriegsbeginn überzogen. Die russische Armee habe mit 728 Drohnen und 13 Raketen insbesondere den Westen des Landes attackiert, teilte die ukrainische Luftwaffe am Mittwoch mit. 711 Drohnen und mindestens sieben Raketen seien abgefangen worden. Mindestens ein Mensch wurde den Angaben nach getötet. (bg)