In einer Sondersitzung des Kirchdorfer Gemeinderats wurden am Dienstagabend die Ergebnisse des Arbeitskreises Hochwasser vorgestellt. Dabei standen vor allem präventive Maßnahmen im Vordergrund.
Kirchdorf – Beim Jahrhunderthochwasser im Juni hat es das Ampertal besonders schlimm erwischt. In Kirchdorf und seinen Ortsteilen hieß es: Land unter, alle Mann zur Sandsackabfüllung und schlichtweg hoffen, dass die Pegel nicht weiter steigen. Nach dem ersten Schrecken verfielen aber weder die Gemeinde noch ihre Bürger in eine Schockstarre, sondern entschieden sich früh, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. An die 20 Kirchdorfer haben sich daher zum Arbeitskreis Hochwasser zusammengefunden, um in unterschiedlichen Gruppen diverse und vor allem schnell umsetzbare Hochwasserschutzmaßnahmen auszuarbeiten. In einer Sondersitzung des Gemeinderats am Dienstag, bei der die Stühle entsprechend knapp wurden, wurden nun die Ergebnisse vorgestellt.
Gemeinderat Andreas Schmitz (FWG), der eine wichtige Rolle beim Arbeitskreis einnahm und durchaus als dessen Triebfeder bezeichnet werden kann, schickte eines vorweg: Der Eigenschutz der Gemeinde, wie aber auch der Bürger, stehe jetzt im Mittelpunkt, umsetzbar durch kurzfristige, aber auch langfristige Lösungsansätze. Beteiligt am Arbeitskreis Hochwasser waren die Feuerwehr Kirchdorf, der Bauhof und die Verwaltung sowie Bürger aus allen Ortsteilen wie etwa Schnotting oder Helfenbrunn.
Ortsteile berichteten und lernten voneinander
Das Besondere an dieser Gemeinschaft stellte Schmitz, der die Vorstellung zusammen mit Bürgermeister Uwe Gerlsbeck (CSU) übernahm, so heraus: „Ein jeder hat von dem anderen gehört, was in seinem Ortsteil los war und was gemacht wurde – und so haben wir auch voneinander gelernt.“ Völlig unabhängig davon, was nun in den jeweiligen Ortsteilen gemacht werden könne und müsse, stünden jetzt vor allem erst einmal präventive Beschaffungen für die Gemeinde im Vordergrund, darunter eine eigene Sandsackfüllanlage samt passendem Förderband, die Vorhaltung von rund 25 000 Sandsäcken, sogenannten „Bigpacks“ zur Deichbildung, und ein Stromaggregat für den Bauhof.
Eine weitere Notwendigkeit sei ein Kraftstoffvorhalt am Bauhof, um bei Stromausfall zügig reagieren zu können, etwa durch eine mobile Tankstelle. Weil die Kommunikation unter den Feuerwehren während des Hochwassers schwierig gewesen sei, soll auch hier nachgerüstet werden – beispielsweise durch Starlink-Satellitentelefone. Die Erstellung und Pflege eines Hochwasserschutzmeldeplans seitens der Gemeinde, in dem festgelegt sei, welche Personen im Krisenfall für was zuständig und wie die Abläufe zu managen sind, lagen Schmitz ebenfalls sehr am Herzen.
Dem Ratsmitglied schwebt aber auch noch etwas anderes vor: Feuerwehrübungen, in die die Bürger eingebunden werden und in denen sie etwa das Abfüllen von Sandsäcken üben können. Was sich die Gemeinde auf jeden Fall zulegen möchte, sind Regenmesser und Pegelmesslatten für die Bäche sowie Sättigungssensoren wie Grünflächen.
Ausgearbeitet auf über 20 Seiten folgten dann die einzelnen Ortsteil-Probleme samt Lösungsvorschläge – aber auch für neuralgische Hochwasserpunkte wie die Sternstraße. Sollte es erneut zu einem Starkregenereignis kommen, schützen jetzt schon vorsorglich ins Gewässer eingebrachte Bigpacks vor einer weiteren Überflutung. Als langfristige Lösung möchte die Gemeinde allerdings ein „festes Drosselbauwerk“ samt einem damit einhergehenden natürlichen Rückhaltebecken installieren, ähnlich wie im Bereich Hirschbach.
Was im Bereich Hirschbachstraße zuvor eine Verbesserung herbeiführen kann: Die alte Brücke soll abgerissen werden, um dort einen besseren Wasserablauf zu gewährleisten. Die Bigpacks oder „Lego-Steine“ – beides dient zum Zurückdrängen und Abdrosseln des Wassers – sollen auch zwischen Aufham und Nörting für einen besseren Bürgerschutz sorgen.
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Lange Diskussion über Priorisierung der Maßnahmen
Für Helfenbrunn hingegen, das immer wieder unter Starkregen oder Hochwasser der Amper extrem leidet, war die Problem- und Lösungsliste sehr lang. Auch, weil der Ortsteil nicht ganz so einfach durch Sandsäcke zu schützen ist. Der Grund: Das Wasser tritt hier auf einer Länge von über einem Kilometer über das Ufer. Mobile Schutzwände wären, so Schmitz und Gerlsbeck unisono, die beste Lösung, allerdings wäre das wiederum finanziell ein Desaster für die Gemeinde. Der Bürgermeister machte zum Verständnis eine Rechnung auf: „Rund 1000 Euro kostet da der laufende Meter, da wären wir dann bei 1,2 Millionen Euro.“ Schutzwände mit Paletten, Vlies und Siloplanen selbst zusammenzubauen, sei hingegen schon möglich. Rund 3000 Stück würde die Kommune davon benötigen.
Der Eigenschutz gelte vor allem für Schnotting, erklärte Schmitz. Die Errichtung eines Schutzwalls um die Ortschaft herum sei hier dringend nötig, erste Gespräche und Verhandlungen laufen wohl schon. Zudem stehe in Schnotting laut Gerlsbeck eine Deichsanierung an. „Solange ich Bürgermeister bin und dann die Amper bis zum Rand vollläuft, stellt sich kein Feuerwehrler mehr auf diesen Damm. Hier geht’s um Leib und Leben.“
Nach rund einer Stunde Ergebnispräsentation diskutierten die Räte eine weitere Stunde darüber, welche Maßnahmen zuerst umgesetzt werden sollten. Der Kauf einer Sandsackfüllanlage samt Förderband und die Beschaffung von bis zu zwei „Mulden“ für den Transport der Sacksäcke sollen demnach sofort in Angriff genommen werden. Um die gesamten Geräte und Mittel lagern zu können, braucht die Gemeinde allerdings eine zusätzliche Halle auf dem Bauhof, die laut Bürgermeister aber vermutlich nicht vor 2026 errichtet werden könne. Denn wie viel das alles kosten und wie dann die Finanzierung aussehen werde, stelle sich erst bei den kommenden Haushaltsberatungen dar. Einen Wunsch hatten jedoch alle Räte: Man darf das Thema jetzt ja nicht mehr aus den Augen verlieren und sollte einmal pro Jahr eine Sitzung über den aktuellen Stand der Dinge abhalten.