Ausschuss streicht Gelder: Integrationsberatung im Landkreis Freising steht vor dem Aus

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Freising
  4. Freising

Kommentare

Soziale Wunden: Der Sparkurs des Landkreises Freising trifft die Schwächsten. Der Sozialausschuss hat die Gelder für die Integrationsberatung gestrichen. © IMAGO

Landrat Helmut Petz sprach von einer „Richtungsentscheidung“. Am Ende der Debatten im Sozialausschuss stand fest: Die Integrationsberatung steht vor dem Aus.

Freising - Die extrem klamme Kasse des Landkreises fordert nun aller Wahrscheinlichkeit nach ein weiteres Opfer: Das Diakonische Werk Freising, das Caritas Zentrum Freising und In Via München werden sich aus der Flüchtlings- und Integrationsberatung im Landkreis Freising zurückziehen, weil der Landkreis die freiwilligen Zuschüsse für Sachkosten in Höhe von rund 90 000 Euro in 2025 nicht mehr weiter gewähren will. Einen entsprechenden Antrag der drei Träger hat der Sozialausschuss mit 6:8 Stimmen am Donnerstag abgelehnt. Die endgültige Entscheidung liegt beim Kreisausschuss.

Derzeit beschäftigen die freien Träger in der Flüchtlings- und Integrationsberatung 10,34 Vollzeitstellenäquivalente. Die dezentralen Unterkünfte werden durch die Asylsozialberater des Landratsamtes im Rahmen der Übergangsberatung betreut. Die sozialpädagogische Betreuung der Bewohner wird ergänzend durch die freien Träger im Rahmen der Flüchtlings- und Integrationsberatung übernommen.

Das Motto des Landrats: „Sparen, sparen, sparen“

Der Landkreis Freising hat dazu mit den freien Trägern eine Zusammenarbeit vereinbart, in der unter anderem festgelegt ist, wie die geförderten Beratungsstunden auf das Landratsamt Freising und die freien Träger verteilt werden. Um diese Beratungsleistungen zu ermöglichen, gewährte der Landkreis bisher einen jährlichen Sachkostenzuschuss in Höhe von maximal 9000 Euro pro Vollzeitstelle als freiwillige Leistung. Die freien Träger haben diese Leistungen nun auch für 2025 beantragt.

Doch schon die Landkreisverwaltung hatte angesichts der Haushaltslage diese Summe nicht in Aussicht gestellt, dafür aber die kostenlose Nutzung von Räumlichkeiten in dezentralen Unterkünften in Eching, Hallbergmoos, Allershausen und Freising angeboten. Landrat Helmut Petz gab das Motto „Sparen, sparen, sparen“ mit auf den Weg in die Diskussion, prophezeite mehrmals, der Kreisausschuss würde eine mögliche Befürwortung von Geldleistungen durch den Sozialausschuss wohl sowieso aufheben.

Einige Räte verkämpfen vergebens für die Sozialleistung

Einige Räte wollten den beantragten Geldzuschuss jedoch nicht kampflos aufgeben: Robert Wäger (Grüne) verwies darauf, dass man noch im Oktober 100 000 Euro vorgesehen habe, der Vorschlag mit den Räumlichkeiten sei „ein reines Deckmäntelchen“. Herbert Bengler (SPD) war sich zwar bewusst, dass der Haushalt „auf Kante genäht“ sei, man dürfe aber die Asylbetreuung nicht weiter zurückfahren. Albert Schindlbeck (Linke) betonte, diese Beratung sei „unverzichtbar“, das Landratspersonal habe ja wohl keine Kapazitäten, das aufzufangen. Hans Sailer (FW) warnte, dass, sollten die drei freien Träger aussteigen, die ehrenamtlichen Kräfte noch frustrierter seien und sich zurückziehen könnten.

Die einzige Stimme für die Gelbe Tonne kam von Herbert Bengler (SPD).
Herbert Bengler (SPD) betonte: „Man darf Asylbetreuung nicht weiter zurückfahren.“ © FT-Archiv

Greg Wild (CSU) hingegen sagte, er würde die Zuschüsse auch gerne weiterzahlen, könne dem Antrag der drei Träger aber „nicht mit gutem Gewissen zustimmen“. Mögliche Kompromisse – Ozan Iyibas (CSU) hatte angeregt, fünf Vollzeitstellen finanziell zu fördern – stießen bei den Antragstellern auf wenig Gegenliebe: Philipp Blümle, Geschäftsführer des Diakonischen Werks Freising, versicherte, dass schon die beantragten 9000 Euro ein Kompromiss seien. Ohne dieses Geld werde man sich aus der Integrationsberatung zurückziehen.

Der Antrag der drei freien Träger fiel im Sozialausschuss mit 6:8 Stimmen durch, der Vorschlag der Verwaltung zur Bereitstellung von Räumlichkeiten wurde dann mit 14:0 Stimmen angenommen – wohl zu wenig für Diakonie & Co.

Auch interessant

Kommentare