Als Münchner in Berlin: „Wenn du willst, dass die Klischees wahr werden, dann werden sie es“

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Auf der Comedy-Bühne beleuchtet Maximilian Lorenz gängige Klischees über München und Berlin. Er passe in keine der beiden Städte so hundertprozentig, sagt der 31-Jährige.

München – „Ich war Unternehmensberater“, gesteht Maximilian Lorenz mit einem Schmunzeln. „Wie fast jeder Münchner“. Inzwischen lebt der 31-Jährige in Berlin und treibt seine Karriere als Stand-up-Comedian voran. Über 25.000 Menschen folgen ihm auf Instagram, einmal die Woche ist er in einem Podcast zu hören. Mit welchen Gefühlen ist Lorenz vor zweieinhalb Jahren in die Hauptstadt gezogen?

Aus München nach Berlin gezogen: Stand-up-Comedian spricht auf der Bühne über gängige Klischees

„Ich hatte gewisse Vorstellungen, wie es sein muss, in Berlin zu leben“, erklärt der gebürtige Münchner im Video-Interview. Gängige Klischees kamen ihm in den Sinn. „Und wenn du willst, dass sie wahr werden, dann werden sie es“, sagt der Neu-Berliner. „Du findest Orte, an denen die Stadt zu hip, zu laut und zu dreckig ist.“ Um Vorurteile über München zu prüfen, rät der 31-Jährige zum Besuch einer Gastro-Institution. „Wenn du am Samstag vorm Tambosi sitzt, wird ein geschleckter Unternehmensberater daherkommen und seinen Spritz bestellen.“

Maximilian Lorenz, gebürtiger Münchner, lebt seit zweieinhalb Jahren in Berlin. © Charlot van Heeswijk/IMAGO/Dirk Sattler

Erste Erfahrungen in der Comedy-Szene hatte Lorenz in München gesammelt. Vor zweieinhalb Jahren setzte er alles auf eine Karte, zog zu seiner Freundin nach Berlin. „Damals musstest du allein schon wegen der Auftrittsmöglichkeiten dort hin.“ Im Gespräch blickt der 31-Jährige auf seine Erfahrungen zurück: „In Berlin braucht es deutlich mehr, um aus der Masse herauszustechen. Das ist in München etwas einfacher.“

„Brauche keinen Comedian mehr, der erzählt, dass Bayern ab und zu in Lederhosen rumlaufen“

Auf der Bühne und in kurzen Instagram-Videos berichtet der 31-Jährige von Erlebnissen in beiden Städten. Stets auf der Suche nach dem neuen Dreh. „Die typischen Klischees haben natürlich schon sehr viele bedient. Ich brauche jetzt keinen Comedian mehr, der mir erzählt, dass die Leute in Bayern ab und zu in Lederhosen rumlaufen.“

Immer wieder beleuchten die Beiträge des 31-Jährigen auch die Welt der Unternehmensberater. „Natürlich ist Comedy immer ein Überspitzen, aber viele Vorurteile über diese Welt stimmen. So extrem, wie die Charaktere, die ich darstelle, ist wahrscheinlich kein Berater. Aber einige, die ich kennengelernt habe, waren sehr nahe dran“, sagt Lorenz.

Um einen Unternehmensberater geht es auch im ersten Roman des 31-Jährigen, der in wenigen Monaten erscheinen soll. Lorenz kündigt ein „zynisches, ironisches Comedy-Drama“ an. Im Mittelpunkt stehe die Frage, wie man als Mensch alleine glücklich werden könne.

Von München nach Berlin: „Man kann wirklich beides gut finden“

Mit seiner „klassischen Münchner Karriere“ samt BWL-Studium sei er für viele Berliner zu spießig, berichtet Lorenz. „Da schauen manche schon komisch, wenn ich auf der Bühne aus Versehen ein Hemd anhabe.“ Für viele Münchner dagegen sei er zu hip gewesen. „Da haben sich die Leute an den Kopf gelangt, wenn ich mit einer Perlenkette aufgetaucht bin.“

Wo fühlt er sich am besten aufgehoben? „Ich wohne wahnsinnig gerne in Berlin, freue mich aber immer sehr, zuhause zu sein“, erklärt der 31-Jährige. „Man kann wirklich beides gut finden. Vielen ist das nicht bewusst.“

Für Auftritte kehrt Lorenz regelmäßig nach München zurück, viele seiner Freunde leben dort. „Ich rege mich immer noch über die gleichen Sachen auf: dass ab 0 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden, nachts keine S-Bahnen fahren und bei jedem Event einer von der Jungen Union in der Ecke steht“, sagt der 31-Jährige. Gleichzeitig könne er Dinge wertschätzen, die er früher für selbstverständlich gehalten habe. „Dass es so urig und gemütlich ist, und nicht so groß. Das wird alles noch einmal klarer, wenn du aus einer anderen Stadt zurückkommst.“

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