„Wollen die Grieser denn eine Belebung?“: Diskussion über Tölzer Stadtteil – Geschäfte als Frequenzbringer

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„Wollen die Grieser denn eine Belebung?“: Diskussion über Tölzer Stadtteil – Geschäfte als Frequenzbringer

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Ein kleine Pause zwischendurch: Bettina und Walter Glattenbacher vor ihrem kürzlich in die Konradgasse umgezogenen Lotto-Geschäft. Geschäfte, da waren sich die Stadträte einig, beleben den Gries. © cs

Die Stadt Bad Tölz hatte geplant, mit einer Universität zusammenzuarbeiten, um den Gries zu beleben. Doch die Kosten und der Zeitrahmen des Projekts passen nicht zu den Erwartungen der Stadt. Nun wird nach alternativen Lösungen gesucht.

Bad Tölz – Die Anregung von Doris Bigos (Grüne) hatte bei den Stadträten und Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) Interesse geweckt: Zur Belebung der Innenstadt, insbesondere des Stadtteils Gries, sollte man sich mit einer Universität kurzschließen und im Rahmen eines studentischen Projekts (SolutionLab) schnell und günstig neue Initiativen kreieren. Im vergangenen Vierteljahr hat die Tölzer Wirtschaftsförderin Sandra Herrmann dazu recherchiert und trug nun in der Sitzung des Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsausschusses die Ergebnisse vor.

Belebung des Gries: Kooperation der Stadt Bad Tölz mit der Hochschule München geplatzt

Sie habe sich mit der „Hochschule München“ in Verbindung gesetzt, die allerdings kein solches Praxisprojekt anbietet. Die Hochschule biete aber ein alternatives Forschungsvorhaben an, das mit Experten und Studenten durchgeführt wird. Es könne zum Semesterbeginn im Herbst 2024 gestartet werden und beinhalte ein klassisches Vorgehen im Sinn von Befragungs- und Workshop-Formaten. Das Projekt dauert ein halbes Jahr. Die Kosten dafür würden im „niedrigen fünfstelligen Bereich“ liegen.

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Das Ziel, schnell innovative Ideen zur Stadtteilentwicklung zu bekommen, könne so nicht erreicht werden, zog Sandra Herrmann Bilanz. Auch sei dafür kein Geld im Haushalt eingeplant. Deshalb schlug Herrmann vor, von einem akademischen Projekt Abstand zu nehmen. Das wurde einmütig beschlossen. Es entwickelte sich aber eine muntere Diskussion über die Frage, wie man den Gries beleben und dem wöchentlichen Bauernmarkt mehr Besucher zuführen könne.

Debatte über Tölzer Stadtteil: „Eine Veranstaltung ist keine Belebung“

Bürgermeister Mehner hatte Probleme mit der Fragestellung: „Wir haben im Gries ja eigentlich keinen Leerstand.“ Er war ganz grundsätzlich der Meinung, dass die Hauseigentümer da selbst tätig werden müssen. „Einiges ist ja schon geschehen.“

„So etwas braucht Zeit“, gab ihm Gries-Bewohner Willi Streicher Recht. Er erinnerte aber daran, dass die Stadt versprochen habe, dass am Jungmayrplatz etwas geschieht. Der SPD-Politiker wünschte sich eine regelmäßige Veranstaltung.

Richard Hoch (Grüne) war nicht dieser Meinung: „Eine Veranstaltung ist keine Belebung. Was wir brauchen, wäre eine Gastronomie oder Geschäfte. Das haben wir aber nicht in der Hand.“ Auf Hochs Wunschzettel stand auch „mehr Grün“. Es sei schade, dass – auf Wunsch der Anwohner bei der Bürgerbefragung – keine Bäumchen am Brunnen gepflanzt worden seien. „Ich hätte sie trotzdem gepflanzt.“

Michael Lindmair (FWG) hielt Geschäfte für „die besten Frequenzbringer“. Zwei, drei Veranstaltungen im Jahr seien trotzdem nicht falsch. Ihm schwebten immer noch so etwas wie ein Töpfer-, Mittelalter- oder Künstlermarkt vor. „Dann sehen die Leute, dass sich da unten was rührt.“

„Betonwüste“ Gries?

Toni Kollmeier (Grüne) war es wichtig, dass die Stadt infrastrukturelle Unterstützung leistet, wenn sich Privatinitiativen für Veranstaltungen entwickeln. Etwa für das Aufstellen einer Bühne oder Strom. Mehner sah da kein Problem: „Da sind wir kooperativ.“

Es sei nur eine Frage, sagte Christof Botzenhart (CSU), aber: „Wollen die Griesler in namhafter Zahl überhaupt eine Belebung? Oder sind sie am Ende heilfroh, wenn sie ihre Ruhe haben?“ Willi Streicher konterte gleich. Er bekomme viele Rückmeldungen. Es gebe eine große Blase, „wo viele Wünsche und Hoffnungen da sind.“ Zum Beispiel, „dass es keine solche Betonwüste ist“. Bei dem vom Rehazentrum Isarwinkel organisierten Fest im Gries seien vor kurzem jedenfalls viele Anwohner da gewesen.

Michael Lindmair warf zum Thema Betonwüste ein, dass die Stadt es auch jetzt noch unterstützen würde, wenn Hausbesitzer kämen und Bepflanzungen wünschten. 

Einig waren sich die Räte schließlich, dass die zur Diskussion stehenden digitalen Infosäulen in der Stadt nicht unmittelbar zur Belebung des Stadtteils Gries und des Bauernmarktes beitragen. (cs)

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