Tölzer Inklusionsprojekt für Preis nominiert - „Café Miteinand“ sucht dringend eine Bleibe

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In Jubelstimmung: Für das Team des Tölzer „Café Miteinand“ war die Teilnahme an einer Preisverleihung im Ägyptischen Museum in München ein ganz besonderes Erlebnis. © Tanja Rudolph

Das „Café Miteinand“ in Bad Tölz schaffte es beim „Preis für offenherzige Weitergabe“ in die Endrunde. Nächstes Ziel: Feste Räumlichkeiten für den Gastronomiebetrieb.

Bad Tölz - Große Freude beim Team des „Café Miteinand“ in Bad Tölz: Beim bundesweiten „Preis für offenherzige Weitergabe“, der kürzlich in München verliehen wurde, schaffte es das inklusive Projekt unter die letzten Zehn. Auch wenn es am Ende nicht für den Sprung aufs Treppchen reichte, spricht Geschäftsführerin Tanja Rudolph von einem „ganz tollen Ergebnis, das für uns ganz wichtig ist“ – zumal das „Café Miteinand“ ein großes Ziel verfolgt: Gesucht werden Räumlichkeiten, in der man die ganze Woche einen Gastronomiebetrieb betreiben kann.

Das nächste Ziel ist eine feste Bleibe

Das „Café Miteinand“ gibt es seit fast fünf Jahren. Jeden Donnerstag von 8 bis 12 Uhr kredenzen junge Mitarbeiter mit Handicap den Gästen im evangelischen Gemeindehaus in Bad Tölz Speisen und Getränke. „Das Angebot könnte noch bekannter sein  –  aber eigentlich ist es immer voll“, sagt Tanja Rudolph. Außerdem wird das Team immer wieder gebucht, um das Catering bei Veranstaltungen zu übernehmen, zuletzt zum Beispiel bei Jubiläumsfeierlichkeiten des Walchenseekraftwerks, beim Sommerfest der Tölzer Tafel oder an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Wie Rudolph berichtet, gibt es aktuell zehn Mitarbeiter, die ansonsten zum Beispiel die Heiglhofschule in München besuchen oder in den Oberland-Werkstätten beschäftigt sind. Zum Team gehören außerdem aktuell 14 Ehrenamtliche.

Nominiert für den „Preis für offenherzige Weitergabe“

Initiatorinnen waren die Sachsenkamerin Tanja Rudolph und Sabine Richter aus Ellbach, Mütter je einer geistig behinderten Tochter. In Bezug auf das „Café Miteinand“ sehen sie ihre Rollen aber weniger als „engagierte Eltern“, sondern sie haben mittlerweile die gemeinnützige GmbH „SichtBar im Oberland“ gegründet und fungieren als Geschäftsführerinnen.

Der nächste Schritt soll die Eröffnung eines festen Cafés sein, das täglich geöffnet hat und feste Jobs bietet. Dies könne für die Mitarbeiter ein großer Schritt zur Teilhabe in der Gesellschaft und zu einem selbstständigen, unabhängigen Leben sein. „Dazu suchen wir dringend eine Immobilie“, sagt Rudolph. Die sollte zentral in Bad Tölz liegen und barrierefrei sein.

Coaching aus Bad Tölz für ähnliche Projekte

Mit dem „Preis für offenherzige Weitergabe“, ausgelobt vom Verein „Wohn:Sinn“, der Stiftung „Bürgermut“ und der Organisation Ashoka Deutschland, wurde vor allem die „Verbreitung guter sozialer Konzepte“ ausgezeichnet. Auf das „Café Miteinand“ trifft das insofern zu, als sich andere an dem Konzept ein Beispiel genommen haben. So konnten durch das Coaching aus Bad Tölz das „Inklusionscafé Lila“ in Miesbach, das „Christopheruscafé“ in Garmisch-Partenkirchen und das „Café Stimmt so“ in Hebertshausen eröffnet werden. Im Oktober folgt das „Café Miteinand“ in Gauting.

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Unter 74 Bewerbern um den Preis schaffte es das „Café Miteinand“ unter die Top-Zehn. Eine Delegation des Projekts war zur Preisverleihung im Ägyptischen Museum in München eingeladen. Das war nicht nur für alle ein ganz besonderes Erlebnis, sondern half auch, wertvolle Kontakte zu knüpfen. „Ein Teilnehmer aus St. Pauli hatte zum Beispiel eine KI in Leichter Sprache entwickelt, die wir jetzt auch nutzen können“, sagt Tanja Rudolph. Außerdem traf das Team auf Holger Kiesel, der als Beauftragter für die Belange von Menschen mit Behinderung die bayerische Staatsregierung berät. Er plant nun, dem „Café Miteinand“ demnächst einen Besuch abzustatten. (ast)

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