Exot unter den Instrumenten: Jakob (12) lernt als einer von drei Schülern Fagott - „Hat mir gleich Spaß gemacht“
Jakob Schäfer ist einer von drei Schülern, der an der Musikschule in Geretsried Fagott lernt. Jeden Tag übt der 12-Jährige auf einem nachgebauten, historischen Instrument.
Geretsried – Es ist relativ schwer, unhandlich und ein nicht gerade alltägliches Instrument. Fagott lernen an der Musikschule aktuell nur zwei Schülerinnen und ein Schüler, der zwölfjährige Jakob Schäfer. Seine Lehrerin, die Niederländerin Sanne Vos, spielt selbst auf einem nachgebauten, historischen Fagott, wie es im 16. Jahrhundert verwendet wurde. Dieses Instrument klinge wie zu Zeiten von Johann Sebastian Bach, sagt die musikalische Leiterin der Musikschule, die auch Blockflöte unterrichtet.
Als einer von drei Schülern: Jakob Schäfern lernt an der Musikschule Fagott
Das Fagott ist das tiefste Instrument der Holzbläsergruppe und gehört zu den sogenannten Doppelrohrblattinstrumenten wegen des Mundstücks. Es ist verwandt mit der Oboe. Jakob hält das über einen halben Meter lange Fagott – es handelt sich um eine kleinere Anfertigung speziell für Jugendliche – schräg vor dem Körper, mit der linken Hand oben und der rechten unten.
Die linke Hand bedient die Grifflöcher und die Klappen des Flügels und der Bassröhre, die rechte die Klappen am Stiefel. Aufgrund seiner Größe und seines Gewichts muss das Fagott beim Spielen gestützt werden. Jakob benutzt daher einen Tragriemen, der um seine Schultern gelegt und an einer Öse am Stiefel eingehakt wird. Seit zweieinhalb Jahren lernt der Gymnasiast Fagott.
Beim Besuch unserer Zeitung zeigt er, wie der Klang erzeugt wird. Jakob bläst kräftig ins Rohr, das die Luft über den S-Bogen zum Flügel überträgt. Von dort aus wandert sie in den einen Teil des Stiefels. Ganz am Boden kehrt sie nach einer Haarnadelkurve im anderen Teil nach oben zurück in die schwach konische Bassstange und endet zuoberst im Schallstück. Im Duett mit Sanne Vos wird hörbar, wie gut der Zwölfjährige sein Instrument – eine Leihgabe der Musikschule – schon beherrscht. Weich, samtig und warm erklingen die Tenor- und Basstöne, manchmal auch etwas schwer und düster.
Jakob Schäfer lernt in Geretsried Fagott - Er stammt aus einer musikalischen Familie
Was das Cello für die Streicher, sei das Fagott für die Bläser, sagt Vos. Die tiefste Note sei das Kontra-B, die höchste ein e oder sogar g. Die Literatur sei vielseitig und reiche von klassischen Mozart-Symphonien und Bach-Stücken bis zu modernen Werken. Das Fagott ersetze dort manchmal die Bass-Gitarre. In jedem Fall sei es ein beliebtes Element in Orchestern und Kammermusik-Ensembles. „Solltest du mal in einem Studentenorchester mitwirken, bist du als Fagottist sehr begehrt“, ermuntert Vos ihren Schüler, bei der Stange zu bleiben. Doch das braucht sie eigentlich gar nicht.
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Der Spross einer musikalischen Familie – sein Vater Benjamin Schäfer ist Lehrer für Gitarre, Klavier und Kontrabass an der Musikschule sowie Mitglied der Band max.bab – denkt nicht daran, das Fagott aufzugeben, auch wenn er seit Kurzem zusätzlich noch Bass-Blockflöte lernt. Jakob besucht die Bläserklasse des Gymnasiums unter der Leitung von Alfred Menzinger, die seit Jahren erfolgreich mit der Musikschule kooperiert. „Beim Tag der offenen Tür der Musikschule bin ich auf das Fagott gestoßen. Ich hab’ es ausprobiert und es hat mir gleich Spaß gemacht“, erzählt der Bub, wie er zu seiner Leidenschaft gekommen ist.
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Beim Tag der offenen Tür der Musikschule bin ich auf das Fagott gestoßen. Ich hab‘ es ausprobiert und es hat mir gleich Spaß gemacht.
Tägliches Üben sei unerlässlich für ein tonisch schönes und befriedigendes Spiel, sagt seine Lehrerin. Bauchmuskeln, Lippenbeweglichkeit und Zungenstoß müssten trainiert werden, ähnlich wie beim Sport: „Das ist echtes Fitnesstraining.“ Das Instrument aus Ahornholz und Messing ist teuer. „Ein Neues kostet etwa 5000 Euro“, so Vos. Das Schilfrohr für das Mundstück, das regelmäßig gewechselt wird, fertigt sie oft selbst mit Jakob. Um das Schilf weich und biegsam zu machen, wird es über Nacht in Wasser eingelegt.
Vos hat noch freie Plätze für den Unterricht auf ihrem Lieblingsinstrument, auch auf dem historischen, mit dem sie in verschiedenen Gruppen in ganz Deutschland und den Niederlanden auftritt. Sie hofft auf die weitere Zusammenarbeit mit der Bläserklasse, die in der fünften und sechsten Jahrgangsstufe angeboten wird. „Dadurch haben die Schüler relativ schnell Erfolge und die Möglichkeit des Zusammenspiels, was sie natürlich motiviert.“ Von Tanja Lühr
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