Großer Deal für Russlands Wirtschaft: Putin plant offenbar den weltweit zweitgrößten Ölkonzern

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Exporte von Öl sind die Lebensader von Russlands Wirtschaft. Weil Sanktionen Putins Einnahmen schmälern, will der Präsident wohl einen großen Deal anstoßen.

Moskau – Der Druck der Sanktionen lastet auf Russlands Wirtschaft. Präsident Wladimir Putin versucht sich deshalb Alternativen aufzubauen, um seine Einnahmequellen zu sichern. Geplant ist offenbar der Bau eines Öl-Exportmeisters, welches zum zweitgrößten Ölproduzent der Welt werden soll.  Mit fast der dreifachen Fördermenge des größten amerikanischen Ölproduzenten Exxon Mobil will Russlands Wirtschaft höhere Verkaufspreise erzielen.

Russlands Wirtschaft arbeitet an Ölkonzern – und will mit Saudi-Arabien konkurrieren

In der Umsetzung soll die Planung wie folgt aussehen: Putin will angeblich drei große russische Ölkonzerne fusionieren, alle betroffenen Unternehmen stehen unter Sanktionen. Der staatlich unterstützte Ölriese Rosneft Oil würde den ebenfalls staatlichen Ölproduzenten Gazprom Neft – eine Tochtergesellschaft des Erdgasexporteurs Gazprom – und den unabhängigen Ölkonzern Lukoil übernehmen. Das teilten mit der Angelegenheit vertraute Personen dem Wall Street Journal mit. Das neue Unternehmen soll nach dem saudi-arabischen Ölkonzern Aramco mit Abstand zum zweitgrößten Ölproduzent der Welt werden. 

Wladimir Putin in Moskau.
Deal für Russlands Wirtschaft: Putin plant offenbar den weltweit zweitgrößten Ölkonzern.  © IMAGO / Russian Look

Laut Angaben der Quellen gab es in den vergangenen Monaten Gespräche zwischen Führungskräften und Regierungsvertretern. Demnach soll es Anzeichen geben, dass die Gespräche zu einem möglichen Deal führen könnten. Putin könne sich sogar vorstellen, mit Saudi-Arabien zu konkurrieren – und das zu einer Zeit, in der die Ölnachfrage zwar immer noch enorm ist, angesichts umweltfreundlicherer Alternativen aber zurückgeht.

Allerdings steht in der Hinsicht noch nichts fest, zudem könnten sich die Details der Pläne noch ändern. Ein Sprecher von Rosneft wies den Bericht des WSJ zurück. Ein Lukoil-Sprecher teilte zudem mit, dass weder das Unternehmen noch seine Aktionäre führten derzeit Fusionsverhandlungen führen würden.

Möglicher Deal für Russlands Wirtschaft: Sanktionen schmälern Putins Einnahmen beim Öl

Seit geraumer Zeit gibt es laut dem WSJ Spekulationen über Fusionen und Energiedeals in Russland. Einige der Befürworter des Plans glauben, dass ein fusioniertes Öl-Unternehmen deutlich mehr Geld verdienen könnte. Vor allem durch die Zusammenarbeit mit Lukoil besteht die Hoffnung, dass Russlands Wirtschaft profitieren und die Gewinne beim Ölverkauf maximieren kann. Laut dem WSJ ist verfügt Lukoil als einer der beiden letzten großen unabhängigen Ölproduzenten Russlands auch über ein Tankstellennetz, besitzt Raffinerien in Osteuropa und ist an der Moskauer Börse notiert.

Westliche Sanktionen hatten die russische Energiewirtschaft mit voller Wucht getroffen. So muss zum Beispiel Rosneft sein Öl über Umwege exportieren und verkauft sein Öl seit Erlassung der Sanktionen verstärkt nach Indien und China. Allerdings stellt sich die Frage, wie lange sich Putin auf Indien verlassen kann. Zwar kauft das Land noch Putins Öl – gleichzeitig wächst bei den Handelspartnern auch die Angst vor Sekundärsanktionen, weshalb Indien und China ihren Handel mit Russlands Wirtschaft weiter einschränken wollen. Zudem muss Putin im Zuge der Sanktionen sein Öl mithilfe seiner Geisterflotte transportieren lassen, die meist veraltet und marode sind.

Putin will für Gewinne der russischen Wirtschaft Ölkonzerne fusionieren – doch ziehen alle mit?

Ein großer Energiedeal wäre vor dem Hintergrund deshalb natürlich umso vielversprechender für Putin und Russlands Wirtschaft. Doch dieser Schritt, gerade die Fusionierung der drei Ölkonzerne, könnte Risiken zur Folge haben. Das WSJ rechnet damit, dass ein Abkommen würde in den russischen Machtzentren für Unruhe sorgen könnte.

Mit der Angelegenheit vertraute Personen zweifeln an, dass Igor Seltschin, Rosneft-Chef und ehemaliger stellvertretender Ministerpräsident, bereit wäre, ein fusioniertes Unternehmen zu leiten. Zudem würde Putins Plan bedeuten, dass Russlands Wirtschaft Lukoil unter direkte staatliche Kontrolle stellen müsste – ein Schritt, der ebenfalls nicht allen gefallen könnte. (bohy)

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