Russland-Öl gelangt weiter nach Europa – Geheime Flotte umgeht Sanktionen

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Russlands Präsident Putin investiert Milliarden in eine Schattenflotte. Ihr Ziel: westliche Sanktionen umgehen und Rohöl nach Europa liefern.

Moskau – 8,5 Milliarden US-Dollar. So viel soll Russlands Präsident Wladimir Putin in den Erwerb alter Schiffe investiert haben, um westliche Sanktionen zu umgehen. Der Historiker und Russland-Experte Craig Kennedy, der auch an der Harvard Universität tätig ist, behauptet, dass es wirtschaftlich sinnvoller gewesen wäre, die herkömmliche Flotte zu benutzen. Doch wie effektiv ist diese sogenannte Schattenflotte? Ein aktueller Bericht zeigt, dass sie offenbar direkt in Europa operieren kann.

Schattenflotte verschifft direkt nach Europa – und stützt Russlands Wirtschaft

Die Schattenflotte von Putin versorgt Europa mit Lieferungen und stärkt somit die russische Wirtschaft. Untersuchungen von Report Mainz haben die Routen verschiedener Tankschiffe nachverfolgt, die mutmaßlich russisches Rohöl transportieren. Laut Medienberichten starten diese Schiffe von russischen Ostseehäfen und steuern dann direkt Häfen innerhalb der Europäischen Union an, um dort ihr Öl zu entladen.

Wladimir Putin in Russland.
Russland-Öl gelangt weiter nach Europa – Geheime Flotte umgeht Sanktionen © IMAGO/Alexander Kazakov/Kremlin Pool

Es gebe mehrere dokumentierte Fälle, die dies belegen. Das Problem dabei: Solche Transaktionen sind eigentlich verboten, da sie gegen geltende EU-Sanktionen verstoßen. Besonders beteiligt an diesen Transporten sollen Schiffe von griechischen Reedereien gewesen sein. Wie die Tagesschau berichtet, werden sie der berüchtigten Schattenflotte von Putin zugeordnet.

Ein Beispiel dafür ist der Tanker „Calida“, der laut Report Mainz am 23. August von Ust-Luga in Russland aus gestartet sein soll und am 11. September in Augusta in Italien ankam. Nachdem die „Calida“ vor Augusta geankert hatte, soll sie mit 5,8 Meter weniger Tiefgang gefahren sein. Dies deutet darauf hin, dass sie zumindest einen Teil seiner Ölladung abgeladen haben muss. Weitere Hinweise auf eine erhöhte Aktivität der Schattenflotte in der Ostsee liefert eine Datenauswertung der Umweltorganisation Greenpeace. Sie hat festgestellt, dass vermehrt alte Tanker in der Ostsee unterwegs sind. Russland kauft vorrangig solche alten Tanker, um die Schattenflotte aufzurüsten.

Wichtiges Öl für Russlands Wirtschaft – Schattenflotte soll Sanktionen umgehen

Was steckt dahinter? Die Schattenflotte ist ein Instrument von Putin, um bestimmte westliche Sanktionen zu umgehen. Es geht dabei vor allem um die Ölpreisbremse und die Abkehr von russischem Gas. Nach Kriegsbeginn hatten die G7-Staaten eine Preisobergrenze für russisches Rohöl festgelegt. Jedes westliche Unternehmen, das am Transport von russischem Öl beteiligt ist, erhält eine Bescheinigung, die besagt, dass die Ladung maximal 60 US-Dollar pro Barrel kostet. Unternehmen dürfen ihre Dienste nicht anbieten, wenn sie diese Bescheinigung nicht erhalten.

Putin hat darauf reagiert: Wenn die Schiffe, die russisches Öl transportieren, nicht als russische Schiffe gekennzeichnet sind und die Herkunft ihrer Ladung möglichst unbekannt ist, dann sollte es möglich sein, weiterhin mit dem Westen Handel zu treiben. Wie der aktuelle Bericht zeigt, steuern die Schiffe der Schattenflotte weiterhin europäische Häfen an. Außerdem profitiert Putin davon, dass einige große Länder in Asien die westlichen Sanktionen nicht mittragen – darunter China, Nordkorea und Indien. Im Juni 2024 hatte die Schattenflotte täglich Öl im Wert von 3.272 Kilobarrel verschifft, berichtete die Financial Times. Die „traditionelle“ Flotte erreicht diese Menge bei weitem nicht mehr.

Westliche Nationen passen Sanktionen an – und zielen auf russische Schiffe

Die westlichen Nationen haben begonnen, direkt die Schiffe zu sanktionieren, anstatt die dahinterstehenden Unternehmen. Ein Beispiel dafür ist das Vereinigte Königreich: Am 11. September hatte das Land zehn Schiffe mit Sanktionen belegt, von denen es annahm, sie gehörten zur Schattenflotte. Das Außenministerium erklärte, der Ölexport sei eine der wichtigsten Einnahmequellen Russlands – ohne ihn wäre der Ukraine-Krieg wesentlich schwerer zu finanzieren. Etwa ein Viertel des russischen Budgets für 2023 stammte aus Ölverkäufen.

„Russland war gezwungen, über acht Milliarden Dollar in den Aufbau dieser Schattenflotte zu stecken“, sagte David Lammy, der Außenminister des Vereinigten Königreichs. „Wenn die sanktionierten Tanker nur herumdümpeln und nicht in der Lage sind, Öl zu laden, können wir Putins Investment zu einem teuren Fehltritt für den Kreml machen. Unsere Handlungen werden dabei helfen, Russlands Versuche, ökonomische Sanktionen zu umgehen, zunichtezumachen.“

Die EU-Staaten hatten bereits Monate zuvor einen ähnlichen Schritt unternommen – im 14. Sanktionspaket waren ebenfalls Sanktionen gegen einzelne Öltanker enthalten. Report Mainz hat herausgefunden, dass das Auswärtige Amt angekündigt hat, dass in Zukunft weitere Schiffe auf der Sanktionsliste landen sollen. Derzeit befindet man sich in „enger Abstimmung“ mit den G7- und EU-Partnern in dieser Angelegenheit.

Auch interessant

Kommentare