Billigairline ist insolvent: Betroffene Kunden sollten ihre Buchungen jetzt prüfen
Die kanadische Billigairline Canada Jetlines ist insolvent, es ist bereits die dritte Fluggesellschaft in Kanada innerhalb eines Jahres. Wieso ist der Markt in Kanada so schwierig für Neueinsteiger?
Ontario – Nur zwei Jahre nach dem ersten Flug muss der Billigflieger Canada Jetlines auf dem Boden bleiben. Das Unternehmen ist in finanzielle Schieflache geraten und muss den Betrieb einstellen. Es ist bereits die dritte kanadische Fluggesellschaft innerhalb eines Jahres, die den Flugbetrieb einstellen muss. Was passiert mit gebuchten Tickets?
Insolvenz des Billigfliegers Canada Jetlines: Insolvente Airline rutschte in Schieflage
Die kanadische Fluggesellschaft aus Mississauga in Ontario gab erst kürzlich bekannt, dass es ihr nicht gelungen sei, das erforderliche Kapital zu finden, um sich über Wasser zu halten. „Das Unternehmen hat alle verfügbaren Finanzierungsalternativen verfolgt, einschließlich strategischer Transaktionen sowie Eigen- und Fremdkapitalfinanzierungen“, so Canada Jetlines-Sprecherin Erica Dymond in einer Mitteilung, die der kanadischen Nachrichtenplattform CityNewsEverywhere vorliegt. „Leider war das Unternehmen trotz dieser Bemühungen nicht in der Lage, die für die Fortführung des Geschäftsbetriebs erforderliche Finanzierung zu erhalten.“
Der erste Flug des Billigfliegers hatte am 22. September 2022 von Toronto nach Calgary stattgefunden. Bis zuletzt führte Canada Jetlines noch zahlreiche Flüge von Toronto nach Miami, Orlando und Cancun in Mexiko durch. Seit dem 15. August 2024 blieb die junge Flotte jedoch am Boden.
Das plötzliche Ende überrascht, da das Unternehmen noch im Mai in seinen Finanzberichten mitteilte, bis 2026 auf 15 Flugzeuge wachsen zu wollen. Die Fluglinie hatte zudem Verträge mit großen Sportvereinen und führte unter anderem Flüge für drei Mannschaften der Canadian Football League durch. Inzwischen ist die Website des Unternehmens jedoch offline.
Insolventer Billigflieger mit über 200 Gläubigern scheiterte am hart umkämpften Markt in Kanada
Rund einen Monat nach dem letzten Flug wurde Canada Jetlines am 11. September schließlich für insolvent erklärt, heißt es in einer Erklärung der Reiseregulierungsbehörde Travel Industry Council of Ontario (TICO). Berichten zufolge schuldet das Unternehmen 225 Gläubigern insgesamt 11,8 Millionen kanadische Dollar, also fast neun Mio. US-Dollar. Geografische Herausforderungen und die geringe Bevölkerungszahl Kanadas, sowie die hohen Betriebs- und Verwaltungskosten machen kanadischen Billigfliegern zu schaffen.
In den letzten zwölf Monaten mussten neben Canada Jetlines noch zwei weitere Billigflieger aus Kanada aufhören: Swoop stellte den Betrieb im Oktober letzten Jahres ein, Lynx Air folgte diesen Februar. Nun gibt es in Kanada mit Flair Airlines nur noch eine Billigfluggesellschaft. „Jedes Mal, wenn man etwas Wettbewerb auf dem kanadischen Markt verliert, ist das irgendwie traurig für die Reisenden, weil es weniger Druck auf die Preise ausübt“, wird Jacques Roy, Professor für Transportmanagement an der HEC Montreal Business School, von CityNewsEverywhere zitiert.

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„Jedes Mal, wenn ein neuer Akteur in den Markt eintreten will, gibt es nur eine Gewissheit: Er wird mindestens in den ersten acht, neun, zehn Monaten Geld verlieren, vielleicht sogar noch mehr. Man braucht also ein gutes Bankkonto“. Kanada sei überhaupt ein sehr „harter Markt“, auch weil die großen Airlines eine starke Konkurrenz sind: „Die großen Anbieter werden versuchen, Ihre Preise zu halten. Und wenn Sie Ihre Preise unter Ihre Kosten senken, dann ist das ein Rezept für kurzfristigen Misserfolg“.
Was passiert mit bereits gebuchten Tickets nach der Insolvenz der Airline?
Was bedeutet die Insolvenz für bereits gebuchte Tickets? „Es werden alle Anstrengungen unternommen, um den Passagieren zu diesem Zeitpunkt zu helfen“, meinte Canada Jetlines-Sprecherin Erica Dymond zuletzt. Auf der TICO Website wird bestätigt, dass Canada Jetlines Vacations alle zukünftigen Buchungen von Urlaubspaketen (Hotel und Flug) bereits storniert und Kunden rückerstattet hat. Daher sollen Betroffene ihre Kreditkartenabrechnungen überprüfen, egal ob sie direkt bei Canada Jetlines Vacations oder über eine TICO-registrierte Reiseagentur gebucht haben. Wer nur Flugleistungen über eine TICO-registrierte Plattform gebucht hat und keine Erstattung erhalten hat, kann einen Anspruch gegen den Entschädigungsfonds geltend machen. Kunden, die jedoch außerhalb Ontarios oder direkt bei Canada Jetlines gebucht haben, sind nicht erstattungsberechtigt.
Der kanadische Flugmarkt gilt wegen hoher Betriebskosten, strenger Vorschriften und des intensiven Wettbewerbs durch große Airlines wie Air Canada und WestJet als besonders herausfordernd und schwierig. Kleinere Fluggesellschaften wie Canada Jetlines kämpfen mit Preisschwankungen und wirtschaftlicher Unsicherheit, was sich auch auf ihre finanzielle Stabilität auswirkt. Günstige Tickets führen außerdem zu dünnen Gewinnspannen, was es neuen Marktteilnehmern besonders schwer macht, profitabel zu sein.
Auch in Deutschland leiden Fluganbieter unter den hohen Flughafengebühren. Und trotz Hilferufe an die Politik verteuern sich die Gebühren weiter. Hohen Flughafengebühren, schmälern die Gewinne von Billigfliegern auf Kurz- und Mittelstrecken erheblich, sodass viele Verbindungen für die Airlines nicht mehr rentabel sind. Das ist der Hauptgrund, wieso Ryanair, Wizz Air und Easyjet in Deutschland aktuell ihr Streckennetz reduzieren – und sich immer mehr aus Deutschland zurückziehen.