Im Geretsrieder Stadtzentrum gibt es zahlreiche Mauerseglernistkästen. Experte Dr. Anton Vogel gewährte kürzlich interessante Einblicke in das Leben der Flugkünstler.
Er verbringt fast sein ganzes Leben in der Luft und schläft sogar im Flug. Nur zum Brüten bezieht der Mauersegler für ein paar Wochen Quartier. Im Geretsrieder Stadtzentrum gibt es zahlreiche Nistkästen, die zurzeit bewohnt sind. Dr. Anton Vogel vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) führte Interessierte kürzlich über den Karl-Lederer-Platz und gewährte interessante Einblicke in das Leben der Flugkünstler.
Sie fressen und schlafen im Flug
Die Segler ähneln Schwalben, sind aber nicht näher verwandt mit ihnen. Sie sind laut und kontaktfreudig. Den schrillen Ruf der Vögel hört man meistens morgen und abends, wenn sie weit in den Himmel aufsteigen und im Gleitflug verweilen. „Aber was Mauersegler niemals tun: freiwillig am Boden niedergehen“, berichtet Anton Vogel, „weder, um dort Insekten aufzupicken, noch um dort Halme aufzulesen“. Sie schlafen sogar in der Luft. Vermutlich ruhe bei den Vögeln in der Nacht nur eine Gehirnhälfte, die andere steuere derweil den Flug, erklärt der Münchner beim Rundgang.
Im Geretsrieder Zentrum sind an mehreren großen Gebäuden Nistkästen angebracht – beispielsweise den Häusern der Baugenossenschaft, am Puls-G-Gebäude sowie am Rathaus. An der Außenfassade unter dem Dach der städtischen Verwaltung gibt es insgesamt fünf Kästen. Vier Kameras, zwei davon mit Mikrofon, gewähren Einblicke in die Nester (wir berichteten). Weil die Vögel ihr Nistmaterial in der Luft sammeln, würden sie auch länger brauchen, bis sie ein etwa bieruntersetzergroßes Nest zusammen hätten.
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Anton Vogel hat einen Brutkasten mit extra Nistmulde und Starensperre dabei. „Wir haben absolut nichts gegen Stare“, versichert der Experte. Im Gegenteil: Man wolle die Vogelart sogar fördern. Aber: Die Hinterlassenschaften der Vögel an der Hauswand seien nicht zu übersehen. Deshalb habe der LBV im März extra Starenkästen in den Bäumen im Garten des Museums der Stadt Geretsried angebracht. „Der Bruterfolg ist gar nicht schlecht bisher“, berichtet der 50-Jährige.
Sechs Küken sind geschlüpft
Zurück zu den Mauerseglern: Via Handy zeigt Anton Vogel einen virtuellen Blick in die Nistkästen. Gerade sind Altvögel und ihr Nachwuchs zu sehen. Insgesamt gibt es bei den gefiederten Rathausgästen heuer sechs Küken. Mauersegler kümmern sich sehr fürsorglich um die Jungen. Solange die Eier noch nicht ausgebrütet oder die Jungvögel noch nackig sind, sitzt laut Anton Vogel immer ein Elternteil auf dem Nest. Einige der Küken in den Kästen haben bereits ein dichtes und flauschiges Federkleid und sind, weil sie sich schon selbst wärmen können, allein zu Hause. Die Eltern sind wohl auf Nahrungssuche. „Bei dem wechselhaften Wetter haben die Mauersegler offenbar einiges zu tun, um genügend Futter zu finden“, vermutet der Fachmann. Idealerweise befindet sich die Nahrungsquelle im Umkreis von einem Kilometer. „Aber auch Strecken von bis zu 60 Kilometern sind möglich“, weiß der Experte. „Das fliegen die leicht.“
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Weitere Nistkästen sollen folgen
Auf Anton Vogels Initiative wurden bereits 2007 die ersten Nistkästen am Rathaus angebracht, 2023 kamen weitere hinzu. Auch am Neuen Platz an der Händelstraße gibt es welche. Das LBV-Mitglied berichtet, dass auch in Wolfratshausen an der Kräuterstraße vier Brutmöglichkeiten angebracht werden sollen. Wenn die Brutzeit vorbei ist, Anfang, Mitte August, werden die Mauersegler wieder in den Süden ziehen. Übrigens: Anton Vogel hat ein zweites Buch über Mauersegler geschrieben. In „Siries weite Reise“ beschreibt er den ersten Flug eines Weibchens ins afrikanische Winterquartier.