Das Finale der Henkerstochter-Saga von Oliver Pötzsch

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Die Saga um die Henkerstochter war und ist in Schongau immer wieder Thema, auch beim Festspiel. Eine Szene der Premiere 2019. © Tobias Fuhrmann

Seit mehr als 15 Jahren schreibt der Münchner Autor Oliver Pötzsch die „Henkerstochter“-Romane über seine eigenen Vorfahren, die Schongauer Henkerfamilie Kuisl. Jetzt hat er den zehnten Band vorgelegt – es ist der letzte, so viel sei schon verraten. Eine Hintertür hat sich der Autor aber offengehalten.

Inhaltlich schließt der neue Band relativ nahtlos an Teil 9 an, als Familie Kuisl 1681 in Altötting in die diplomatischen Wirren der Türkenkriege geraten war. Jetzt ist 1683, der entscheidende Kampf um Wien läuft, und Pötzsch startet gleich mal mit einem Paukenschlag: Er lässt Paul Kuisl, Enkel des früheren Schongauer Henkers Jakob Kuisl, im Gefecht sterben – vermeintlich. Es ist die spannende Nebenhandlung des Romans, die sich wie immer bei Pötzsch irgendwann mit den anderen Strängen verknüpft.

Hauptteil der Geschichte spielt in Passau

Der Hauptteil der Geschichte spielt in Passau, wohin Kaiser Leopold I. aus dem belagerten Wien mitsamt Hofstaat geflohen ist und wohin auch Jakob Kuisl mit Familie unterwegs ist. Schwiegersohn Simon Fronwieser und Enkel Peter, weil sie beide als Feldärzte bei den Kämpfen helfen sollen, Kuisl selbst, weil er sich auf mysteriöse Schatzsuche begibt, um seiner Familie das Bürgerrecht zu erkaufen.

Schon seit mehreren Bänden ließ Pötzsch den alten Jakob Kuisl, eigentlich einen Brocken von Mann, immer gebrechlicher werden. Kein Wunder im Alter von damals biblischen 71 Jahren. Manch Leser hat sich gefragt, wie lange das noch gutgeht, nachdem der Autor uns im vorherigen Band mit dem spannenden Wort „Schlagfluss“ konfrontiert hatte, also einem Schlaganfall. Den hat Kuisl tatsächlich einigermaßen gut überstanden, aber nur auf Kosten einer Drogensucht.

Was war im 30-jährigen Krieg passiert?

Endlich wird auch gelüftet, was in allen Bänden bisher immer nur mehr oder weniger angedeutet wurde: Nämlich was genau vor 40 Jahren im 30-jährigen Krieg passiert ist. Kuisl war damals Söldner und mit einer üblen Truppe unterwegs, die er jetzt wieder in Passau trifft. Denn einer der fünf Gefährten hatte alle per Brief auf einen Schatz hingewiesen, der sie damals schon entzweit hatte und bei dessen Suche er nahe dran sei, aber Hilfe brauche.

Doch der alte Freund wird kurz zuvor umgebracht, und er ist nicht der einzige. Einer der alten Kumpane ist wohl der Mörder, doch wer? Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, in dem Pötzsch falsche Fährten legt, eine alte Liebe auftaucht, die Henkerstochter Magdalena zur Hebamme der Kaiserin wird und es plötzlich auch noch um die Nibelungen geht. Pötzsch beschreibt das alles so authentisch und bildreich, dass man den Dreck und Gestank der damaligen Zeit förmlich zu spüren und riechen glaubt.

Der Titel hat etwas Endgültiges

Das Ende soll nicht verraten werden, doch der Titel „Die Henkerstochter und das Vermächtnis des Henkers“ hatte schon vor dem Lesen etwas Endgültiges, was sich letztlich auch bestätigt. Die Leser werden die ungehobelten, sturen, aber doch liebenswerten Kuisls vermissen, so viel ist sicher – und hoffen, dass es sich der Autor doch noch mal anders überlegt. Ganz ausgeschlossen hat er es im Nachwort nicht.
Und im Stadtmuseum kann man sich das original Henkersschwert anschauen, dessen Rückkehr nach Schongau ebenfalls eine ganz eigene Geschichte ist.

Lesung und Führungen

An diesem Wochenende stellt Oliver Pötzsch seinen neuen Roman bei einer Lesung in Schongau vor. Die ist allerdings schon ausverkauft. Der Autor gibt aber auch zwei literarische Stadtführungen, die am Samstag und Sonntag zu den Schauplätzen seiner Romane führen. Beginn ist um 10.30 Uhr unter den Rathaus-Arkaden und dauert inklusive Mittagessen bis etwa 15.30 Uhr. Am Sonntag sind noch einige Plätze frei. Anmeldung bei der Schongauer Tourist Information unter touristinfo@schongau.de oder Tel. 08861/214-181.

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