Rotkreuzklinik in Lindenberg muss endgültig schließen

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Schluss, aus, vorbei: Die Rotkreuzklinik in Lindenberg wird endgültig geschlossen. © Bäucker

Die insolvente Rotkreuzklinik in Lindenberg muss endgültig schließen, alle Pläne zur Sanierung sind gescheitert. Der Stadtrat zeigt sich betroffen.

Lindenberg – „Wir sind erschüttert, dass das Insolvenzverfahren nicht zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden kann“, sagte der Bürgermeister. Er sprach von einem „schweren Schlag“ für die Stadt und die Mitarbeiter. „Wir erleben eine ‚kalte Strukturbereinigung‘, einen Totalangriff auf das Gesundheitswesen im ländlichen Raum“, fuhr er fort. Die Klinik sei zum „Opfer der Umstände“ geworden.

Rotkreuzklinik in Lindenberg muss schließen – Wut auf die Politik

Dass sie jetzt abgewickelt werde, sei „ein Stück gewollt“. Man rechne mit der Schließung von etwa 80 Häusern, Lindenberg gehöre zu den ersten. „Ich hoffe, dass die Herrschaften in der hohen Politik sich im Klaren sind, was sie anrichten“, fügte er hinzu. Die Situation sei für alle Beteiligten furchtbar und die Stadt werde versuchen zu helfen, damit möglichst alle Beschäftigten einen neuen Arbeitsplatz finden.

Die Sichtweise der Geschäftsführerin der Klinik

Caroline Vogt habe am gleichen Tag die Mitarbeiter über das endgültige Aus informieren müssen. Sie musste um ihre Worte und mit den Tränen ringen in der emotional aufgeladenen Situation. Das Verfahren laufe seit einem knappen Jahr, erklärte die Geschäftsführerin. In dieser Zeit habe man gemeinsam mit den Mitarbeitern versucht, neue Strukturen aufzubauen. „Wir waren auf einem sehr guten Weg“, betonte sie. Aber Gesundheitsminister Lauterbach habe die Rahmenbedingungen immer wieder geändert. Auch die Trennung von manchen Beratern sei im Laufe des Verfahrens notwendig gewesen.

Die Schere zwischen den Erlösen und den Kosten sei in den letzten Monaten und vor allem in den letzten Wochen immer größer und unkontrollierbarer geworden, beschrieb Vogt die neuesten Entwicklungen. Stellen, die während der Insolvenz frei geworden seien, habe man nicht besetzen können. Zurzeit gebe es nur noch circa 30 Patienten, etwa die Hälfte von ihnen „Überleitungspflegepatienten“, die nicht einmal abgerechnet werden könnten. „Irgendwann geht es nicht mehr. Dementsprechend müssen Konsequenzen gezogen werden“, sagte sie.

Krankenhäuser auf dem Land sind die Verlierer

„Hut ab vor den Mitarbeitern, die noch da sind und die verbliebenen Patienten versorgen“, lobte die Geschäftsführerin die Loyalität ihrer Angestellten.

Das neue „Gesetz zur Verbesserung der Versorgungsqualität im Krankenhaus“ könne vielleicht in Berlin funktionieren, aber hier nicht, betonte Vogt. Die Strukturen auf dem Land seien darauf nicht ausgerichtet. Das Krankenhaus müsse beispielsweise eine Art „Strafe“ zahlen, wenn Patienten länger dort bleiben, weil man für sie keinen ambulanten Pflegedienst finde („Überlieger“). Die Kosten würden in allen Bereichen steigen, die Erstattungen jedoch nur minimal, im Promillebereich angepasst. „Das passiert zum Leidwesen der Patienten. Der Patient ist nicht im Vordergrund“, sagte die Geschäftsführerin.

„Die Neuaufnahme von Patientinnen und Patienten wird in Kürze beendet. Personen, die sich aktuell in stationärer Versorgung befinden, werden bis zum Abschluss ihrer Behandlung weiter versorgt“, informiert die Klinik in einer Pressemitteilung.

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