Russland attackiert Kiew mit Dutzenden Drohnen: „Größter Angriff in diesem Jahr“ – Entwarnung zu früh

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Die letzten Momente einer Shahed-Drohne: Dieses Video eines abgeschossenen Flugobjekts veröffentlicht die ukrainische Luftwaffe. © Screenshots Telegram/@kpszsu

In dieser Nacht wird Kiew zum Hauptziel von Russlands Luftattacken. Es gibt eine Parallele zur Silvesternacht. Die ukrainische Luftabwehr funktioniert.

Kiew – Wenn es dunkel wird, müssen sich die Menschen in der Ukraine besonders in Acht nehmen. Und mit dem Schlimmsten rechnen. Russland nutzt im Ukraine-Krieg vor allem den Schutz der Nacht, um seine Luftangriffe auf das überfallene Nachbarland zu fahren. Dabei wird offenkundig alles bombardiert, was den Truppen des Kreml ins Visier kommt – auch ein Kinderkrankenhaus.

So kommen die Menschen in der Ukraine in vielen Nächten nicht wirklich zur Ruhe. Sie leben besonders gefährlich, wenn es dunkel ist. Manchmal geht es besonders höllisch zu. Wie in der Nacht vom 30. auf den 31. Juli in Kiew. Die Militärverwaltung der ukrainischen Hauptstadt berichtete auf Telegram von mehreren Wellen, in denen Drohnen Attacken flogen.

Russland greift Kiew an: Siebte Drohnen-Attacke auf ukrainische Hauptstadt im Juli

Bereits kurz nach Mitternacht gab es die ersten Meldungen über Angriffe aus der Luft. Sergei Popko, Leiter der Militärverwaltung, warnte kurz vor 1 Uhr: „Bleiben Sie in den Notunterkünften. Ignorieren Sie den Luftalarm nicht!“

Nach 5 Uhr und noch während der Attacken war bereits von einem „der massivsten Angriffe in der Ukraine während des gesamten Krieges“ die Rede. Es sei bereits der siebte Angriff mit Drohnen auf Kiew im Juli gewesen – im Schnitt also alle vier Tage oder Nächte lässt Moskau die Millionenstadt bombardieren. Weiter heißt es: „Gemessen an der Anzahl der eingesetzten unbemannten Flugobjekte war es im Jahr 2024 der größte Angriff auf die Hauptstadt.“

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Drohnenangriff auf Kiew: Ukrainische Streitkräfte holen alle Flugobjekte vom Himmel

Laut Popko wurden bis dahin mehr als drei Dutzend Drohnen zerstört. Der Luftalarm habe mehr als sieben Stunden angedauert. Die Drohnen seien in Wellen aus allen möglichen Richtungen gekommen. Es war eine erste Zwischenbilanz. Sie klang wie eine erste Entwarnung. Diese wäre aber zu früh gekommen.

Denn zu diesem Zeitpunkt war der Angriff noch nicht beendet. Nur 15 Minuten später wurde der nächste Luftalarm ausgerufen. Wieder habe keine einzige Drohne ihr Ziel erreicht, letztlich seien mehr als vier Dutzend im Luftraum Kiew oder im Anflug auf die Stadt abgeschossen worden.

So hielt Popko gegen 7 Uhr fest: „Unter den Bedingungen eines so dichten und massiven Luftangriffs funktionierten unsere Streitkräfte und Luftverteidigungsmittel perfekt!“ Nach ersten Erkenntnissen seien weder Verletzte noch Schäden zu beklagen.

Ukraine-Krieg: 89 Shahed-Drohnen und eine Kh-59-Rakete abgeschossen

Auf Telegram fasste die Luftwaffe der ukrainischen Streitkräfte später zusammen, beim Angriff seien eine Luftlenkrakete Kh-59 aus dem Luftraum des besetzten Gebiets Cherson und 89 Shahed-Drohnen aus den russischen Regionen Jeisk, Seschtscha, Kursk und Primorsko-Achtarsk abgefeuert worden. Hauptziel sei Kiew gewesen.

Es habe sich um die gleiche Anzahl an iranischen Drohnen gehandelt wie beim Angriff in der jüngsten Silvesternacht. Alle 89 seien abgeschossen worden. Auf dem Telegram-Kanal wurde ein Video verbreitet, das den Absturz einer der Drohnen zeigen soll. In der ersten Sequenz trudelt ein brennendes Objekt gen Boden, dann ist zu sehen, wie über einem Feld eine dunkle Rauchwolke aufgeht. Mit der Kh-59 zielte Russland demnach auf die Oblast Mikolajiw im Süden, doch auch die Rakete wurde abgeschossen.

Sergei Popko mit Schirmmütze
Luftangriff auf Kiew: Sergei Popko berichtet als Leiter der Militärverwaltung der Hauptstadt über die nächtlichen Attacken. © IMAGO / NurPhoto

Luftangriff abgewehrt: Russland sorgt für weitere unruhige Nacht in Kiew

Laut Mykola Oleschtschuk, Kommandeur der Luftwaffe, waren an der Verteidigung mobile Einsatzgruppen der gesamten ukrainischen Streitkräfte, die taktische Luftfahrt der Luftstreitkräfte, die Heeresflieger der Landstreitkräfte, Flugabwehrraketeneinheiten und die elektronische Kampfführung der Luftstreitkräfte beteiligt.

Falls Wladimir Putin Kiew in dieser Nacht weiteren sichtbaren Schaden zufügen wollte, scheint die Mission gescheitert zu sein. Dafür ist es dem Moskauer Machthaber aber gelungen, der Stadt, die er ursprünglich im Februar 2022 im Handstreich erobert haben wollte, eine weitere unruhige Nacht zu bescheren. Womöglich ist das für den russischen Präsidenten schon Triumph genug. (mg)

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