Besuch beim Hundefriseur: Damit das Fell gepflegt bleibt und der Teddy sitzt
Einmal Waschen und Schneiden, bitte! Hundefriseure sind Profis, wenn es um rassegerechte Fellpflege geht. Doch nicht immer wissen ihre vierbeinigen Kunden das zu schätzen. Ein Besuch.
Holzkirchen – Malteser-Dame Elly wedelt mit dem Schwanz beim Betreten des Salons. Sie ist Stammkundin bei Sonja Püschner und kennt das schon: Erst Waschen in einer höhenverstellbaren Hundedusche aus Edelstahl mit Pflegeprodukten auf Naturbasis aus Großbritannien, anschließend Trocknen unter dem sogenannten Blower. Ein lärmender Vorgang, für den Püschner ihren Kunden Ohrenschützer aus Frottee aufsetzt, dann Schneiden mit der Hand und schließlich Augen-, Ohren- und Krallenpflege. Das vorherige Duschen ist wichtig. Aus hygienischen Gründen und damit Dreck im Fell die Hundefriseurscheren nicht abstumpft. Sie sind länger als Friseurscheren. Eine ist außerdem gebogen, um das Fell am Bauch gut schneiden zu können. Etwa zwei Stunden dauert das Procedere, dann wird Elly von ihrem Herrchen wieder abgeholt.
Elly kommt aus Tegernsee – das Einzugsgebiet von Püschners Salon reicht sogar über die Landkreisgrenzen hinaus. „Die Nachfrage ist enorm“, sagt die 54-Jährige, die „Loisl‘s Hundefriseur“ Anfang des Jahres in Holzkirchen eröffnet hatte, wo laut Gemeindeverwaltung 673 steuerpflichtige Hunde gemeldet sind. Für den Landkreis liegen keine Zahlen vor, da die Hundesteuer in die Zuständigkeit der Gemeinden falle, wie das Landratsamt auf Nachfrage erklärt.
Auslöser für die Eröffnung von „Loisl‘s“ war, dass Püschner für ihren Zwergdackel Loisl – Namensgeber des Salons – nur mit ausgesprochen langen Wartezeiten einen Friseurtermin bekommen hatte. „Da habe ich selbst mit der Fellpflege angefangen und gemerkt, dass mir das Spaß macht“, erzählt Püschner, die bis dahin in der Möbelbranche im Vertrieb gearbeitet hatte. Sie beschloss mit Blick auf die hohe Nachfrage, das bestehende Angebot zu erweitern – und sattelte beruflich um. Zuvor absolvierte sie aber noch die Ausbildung in „moderner Hundecoiffure auf internationalem Niveau“ bei der in der Branche namhaften Hundefriseurin Simone V.-Liewig in München, die sie mit einem Diplom abschloss. Die Ausbildung umfasst unter anderem das rassegerechte Schneiden beziehungsweise Trimmen von 500 Hunderassen, die Physiologie von Haar und Fell, Frisurtypen, Gesundheit und Hygiene, das Führen von Kundengesprächen sowie die Wirtschaftlichkeit des Salons.
Hundefriseur ist in Deutschland kein Ausbildungsberuf, theoretisch darf jeder als solcher arbeiten. Daher ist der Prozentsatz nicht qualifizierter Hundefriseure hoch, wie der Berufsverband der Groomer in Deutschland, eine Art Innung, kritisch feststellt. Für Püschner ist klar: „Ohne Qualifikation ist es schwierig, einen Hund so zu schneiden, dass es dem Rassestandard entspricht.“
Voraussetzung ist außerdem Erfahrung im Umgang mit Tieren. „Ich merke sehr schnell, wenn sich ein Hund nicht wohlfühlt“, sagt Püschner, die mit Hunden als Haustieren aufgewachsen ist. Bisher wurde sie zwar nicht gebissen, allerdings kommt es manchmal vor, dass sie eine Behandlung abbrechen muss. „Wenn ein Hund sehr gestresst ist, kann ich es nicht vertreten, denn das wäre Quälerei.“ Zuweilen zieht sie schwierigen Tieren in Absprache mit dem Hundehalter einen weichen Maulkorb aus Nylon über. „In solchen Fällen macht mich der Halter im Vorfeld darauf aufmerksam, dass der Hund beißen könnte, weil er nicht so gern angefasst werden möchte.“
Insbesondere bei Hunden aus dem Tierschutz müsse man sich vorsichtig herantasten. „Duschen kann eine völlig neue Situation für sie sein, wenn sie zuvor auf der Straße gelebt haben.“ Meist aber seien Hunde aus Tierschutzprojekten dankbarer als alle anderen.
Der Löwenanteil ihrer Kunden ist mit dem Friseurbesuch ohnehin vertraut. Püschner bietet hierfür eine Welpeneingewöhnung an. „Da setze ich den Welpen erstmal auf den Tisch und mache ihn mit Bürste und Kamm bekannt, damit er die Grundpflege kennenlernt.“ Erst, wenn der Welpe das schaffe, komme er unter die Dusche, in der Regel erst beim nächsten Besuch.
Elly scheint das Procedere zu genießen. Brav lässt sie sich shampoonieren und die Tränensteine vom Auge entfernen. Püschners Loisl, der als harthaariger Dackel nicht geschnitten, sondern getrimmt wird, schläft zuweilen sogar dabei ein. „Man muss die Hunde von klein auf dran gewöhnen, Loisl hat auch eine Weile gebraucht“, erzählt Püschner. Beim Trimmen wird abgestorbenes Fell ausgezupft. „Dann bekommt die Haut mehr Luft, sodass es nicht zu Juckreiz kommt.“ Für manche Rassen, etwa Rauhaardackel oder Parson Russell Terrier, ist regelmäßiges Trimmen besonders wichtig, da es den Fellwechsel erleichtert und damit die Regulierung der Körpertemperatur. Würde man rauhaarige Rassen scheren, würde das die natürliche Schutzfunktion ihres Fells zerstören, erklärt Püschner.
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Die diplomierte Hundefriseurin liebt ihren Beruf. „Es ist eine kreative Tätigkeit“, sagt sie. Trotz rassetypischer Schnitte bleibe ein großer Gestaltungsspielraum. „Je nach Gesichtsform stehen Hunden andere Schnitte.“ Elly zum Beispiel bekommt den sogenannten Teddy verpasst. „Das sieht sehr süß aus bei Hunden mit rundem Kopf“, weiß Püschner. Nicht zuletzt liebt sie den Umgang mit Hunden. „Und wenn sie hinterher noch schöner sind, weiß man, was man geleistet hat.“
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