Brillanter Auftakt bei Miesbach Kammermusikfestival
Es war ein brillanter Auftakt des Miesbach Kammermusikfestivals: Die Instrumentalisten zündeten musikalisches Feuerwerk in Kirche St. Andreas in Hohendilching.
Hohendilching - Zwölf Musikerinnen und Musiker, 16 Nationalitäten, drei Konzerte in drei Kirchen: So ließe sich das Miesbach Kammermusikfestival, das in diesem Jahr zum vierten Mal stattfindet, auf ein paar nackte Zahlen herunterbrechen. Wieder nahm die Hohendilchinger Familie Bundschuh zusammen mit weiteren Valleyer Kulturaffinen junge, international preisgekrönte Musiker für das Festival bei sich auf. Für die Gesamtorganisation zeichnet Sophie Bundschuh verantwortlich. Das erste Konzert fand am Samstagabend in der fast vollbesetzten Hohendilchinger Kirche St. Andreas statt.
Dominik Bundschuh, Bruder der Organisatorin, erklärte kurz das Konzept der Veranstaltung: Was als kleines Experiment vor vier Jahren begann, habe sich nun – dank der großzügigen Unterstützung kommerzieller und privater Sponsoren – fast schon ein bisschen etabliert. Mit einem Augenzwinkern bezeichnete er das kleine Valleyer Dorf Hohendilching für zwei Wochen als „Kulturhauptstadt der klassischen Musik“. Angesichts des dann Dargebotenen gar nicht mal so übertrieben. „Anders als die gängigen Festivals holen wir Spitzenmusiker in familiärer Atmosphäre runter vom Stress der großen Konzerte. In diesem Freiraum üben sie ohne Leistungsdruck auf höchstem Niveau Stücke ein, die sie gerne zusammen spielen wollen.“ Das Ganze immer in Kontakt zu Publikum, Bevölkerung und Landschaft.
Diese Freude und Leichtigkeit war den Akteuren bei ihrem Auftritt von der ersten bis zur letzten Minute anzumerken, die musikalische Klasse und die meisterhafte Beherrschung der Instrumente sowieso. Den Anfang machte das halbstündige Streichquartett Opus 13 in a-Moll von Felix Mendelssohn (1809 – 1847), das dieser mit 18 Jahren komponiert hatte. Es musizierten Laura Lunansky (Niederlande/Argentinien, Violine), Hana Chang (USA, Violine), Charles Galante (USA, Viola) und Annette Jakovic (USA/Japan, Cello). Virtuos, atemberaubend, gefühlvoll.
Jordi Carrasco Hjelm (Schweden) improvisierte am Kontrabass zu dem folgenden Streichquartett „Blueprint“ von Caroline Shaw (USA, geb. 1982), indem er Elemente alter Musik in neue, experimentelle Musik integrierte. Im Verlauf seiner beeindruckenden Darbietung kamen die vier Musiker Xenia Geugelin (Deutschland, Violine), Miclen LaiPang (USA, Violine und gleichzeitig künstlerischer Leiter des Festivals), Gordon Lau (Hongkong, Viola) und Marc Girard Garcia (Frankreich, Cello) von hinten durch das Publikum, nahmen Platz und spielten das – jetzt notierte – moderne Stück voller überraschender Wendungen mit Pizzicato, Dissonanzen, melodischen Passagen und Gegensätzen aus wild und zart, fröhlich und traurig, leicht und schwer und furios am Schluss.
Das letzte Stück des Abends war das Streichoktett Opus 5 in D-Dur des russischen Komponisten Reinhold Glière (1875 – 1956), gespielt von zwei Streichquartetten. Arianna Smith (USA, Viola) und Rainer Crosett (USA, Cello) kamen zu den bereits Erwähnten neu hinzu. Miclen LaiPang betonte die Seltenheit dieser Formation und dass es symphonisch, also „groß, breit und massiv“ geschrieben und mit „hochromantischen, energievollen Melodien“ durchsetzt sei. Was folgte, war ein musikalisches Feuerwerk, das mit größter Expertise, überschäumender Freude am Musizieren und jugendlicher Leichtigkeit dargeboten wurde. Es veranlasste das Publikum zu Standing Ovations, die sich über Minuten hinzogen und noch zwei wunderschöne Zugaben einbrachten.
Reinhold Schmid
Nächste Konzerte
Zwei weitere Konzerte mit völlig anderen Programmen finden beim Miesbach Kammermusikfestival am Mittwoch, 21. August, um 19.45 Uhr in der Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt in Miesbach sowie am Sonntag, 25. August, um 18 Uhr in der Pfarrkirche St. Josef in Holzkirchen statt. Der Eintritt ist jeweils frei, Spenden sind willkommen. Den Erlös des Konzerts in Miesbach spendet der Rotary Club Schliersee für die Miesbacher Tafel.