Turmsanierung: St. Georg bekommt neue Schindeln und neuen Glockenstuhl

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Eingerüstet seit Frühjahr: Am und im Kirchturm von St. Georg in Otterfing laufen noch bis Jahresende umfangreiche Sanierungsarbeiten. Unter anderem wird das Dach mit neuen Lärchenholz-Schindeln eingedeckt. © Thomas Plettenberg

Der markante Spitzturm der Otterfinger Pfarrkirche ist von Baugerüsten verhüllt, die Glocken von St. Georg schweigen. Und das wird noch einige Monate so bleiben, die Sanierungsarbeiten dauern bis Jahresende. Der Turm wird nicht nur neu eingeschindelt, er bekommt auch einen Glockenstuhl aus Eichenholz.

Otterfing – Wer von Norden über die Staatsstraße 2573 in den Landkreis rollt, den begrüßt, als erste Landmarke des Miesbacher Lands, der 40 Meter hohe Spitzturm von St. Georg – der höchste Punkt Otterfings. Das Wahrzeichen verbirgt sich seit März jedoch hinter einem Baugerüst, es läuft eine umfassende Generalsanierung.

Dass eine größere Renovierung am Turm nötig werden würde, offenbarte ein Sturm im März 2019. „Teile des Putzes hatten sich vom Turm gelöst“, erklärt Martina Hanigk, Verwaltungsleiterin des Pfarrverbands Otterfing, auf Anfrage. Es folgten bautechnische Untersuchungen, die eine „Teil-Außeninstandsetzung“ nahelegten. Wie sich zeigte, hatten der Zahn der Zeit und die scharfen Schnäbel vieler Spechte den Schindeln zugesetzt. Von der Turmfassade drohte weiter Putz abzuplatzen. Witterungsschäden zeigten sich auch an der Nordseite der Kirchenwand (Langhaus) sowie an der Nordost-Ecke der Sakristei.

Alles sofort anzupacken, hätte die Kräfte der Pfarrei überlastet. „Die Renovierung der Sakristei wurde zurückgestellt, um sich auf das Wesentliche zu beschränken“, sagt Hanigk. Zum Wesentlichen gehört auch der Austausch des alten Stahlglockenstuhls. Professor Stephan Zippe, der Glocken-Sachverständige im Erzbistum München und Freising, hatte sich vor Ort ein Bild gemacht und geraten, im Zuge der Turmsanierung den stählernen Glockenstuhl auszubauen. „Die Schwingungen hatten sich negativ auf die Statik ausgewirkt“, erklärt Hanigk. Die große Glocke durfte gleich nach der Beschau nicht mehr läuten, seit der Baustelle sind alle Glocken stumm.

Der neue Glockenstuhl besteht aus Eichenholz. Zudem wird das tragende Grundgerüst des Turmhelms instandgesetzt und durch zusätzliche Konstruktionen stabilisiert. Neue Lärchenholz-Schindeln werden zum Jahresende von Otterfings Spitze leuchten; die Wände des unten viereckigen und oben achteckigen Turms, der in seinem Kern aus dem Jahr 1584 stammt, werden erneuert. Laut Hanigk dauern die Arbeiten voraussichtlich bis Ende des Jahres. Die Kirche selber ist während der Sanierung frei zugänglich.

Damit die Handwerker in luftiger Höhe sicher und effektiv arbeiten können, entwarf eine Spezialfirma zusammen mit dem Gerüstbauer ein maßgeschneidertes Fassadengerüst. Dafür wurde das historische Bauwerk mittels 3D-Laserscan haarklein vermessen. Auf der Basis dieser Daten konstruierten die Ingenieure einen exakten Aufbauplan, um den Turm passgenau einzurüsten. So kommt‘s, dass das Wahrzeichen Otterfings jetzt auch als 3D-Plan vorliegt.

Das moderne, digitale Aufmaß musste die Pfarrei nicht extra bezahlen; der Gerüstsystem-Hersteller nutzte in Otterfing die Gelegenheit, ein Referenz-Projekt auf eigene Kosten auszuarbeiten. Trotzdem summieren sich die Sanierungskosten am Kirchturm auf eine stolze Summe. Die Kosten liegen laut Verwaltungsleiterin Ha㈠nigk bei rund 1,17 Millionen Euro. 85 Prozent davon trägt die Erzdiözese München und Freising, die Kirchenstiftung muss 15 Prozent aufbringen.

Um die finanzielle Last abzufedern, stellte die Pfarrei einige Zuschuss-Anträge, unter anderem beim Landesamt für Denkmalpflege, bei der bayerischen Landesstiftung und dem Landkreis Miesbach. Großzügig zeigten sich bereits die Gemeinde Otterfing, die 25 000 Euro zur Verfügung stellt, und der Bezirk Oberbayern, der die Turmsanierung mit 28 700 Euro unterstützt.

Die letzte Sanierung des Kirchturms liegt fast 30 Jahre zurück. Die Pfarrchronik vermerkt, dass zwischen 1996 und 1998 ebenfalls Spechtschäden zu beheben waren sowie bröckelnder Putz Ausbesserungen erforderte; damals waren etwa 45 000 Mark nötig. Die Turmfassade war zuvor schon 1989 für 83 000 Mark erneuert worden. Eine umfassende Außenrenovierung war 1977 nötig geworden. Die Arbeiten nahmen, wie 2024, fast das ganze Jahr in Anspruch. Damals wurde das schadhafte Schieferdach von Kirche und Turm abgetragen; Dachgauben wurden eingebaut, Regenrinnen erneuert, ein komplett neuer Putz aufgezogen. Sogar die Ziffernblätter und Zeiger der Uhr sowie das Turmkreuz erstrahlten danach in neuem Glanz. Die Gesamtkosten damals wirken aus heutiger Sicht überschaubar: 301 000 Mark (154 000 Euro) waren zu zahlen.

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