FOCUS-online-Report aus dem Vatikan: Trauer um Franziskus: Bei Deutschen auf Petersplatz keimt eine große Hoffnung
Am gestrigen Ostersonntag hatte Papst Franziskus von der Mittelloggia des Petersdoms den auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen noch den Segen „Urbi et Orbi“, der Stadt und dem Erdkreis, gespendet. Am frühen Montagmorgen ist er verstorben, und wieder sind viele Menschen auf dem Petersplatz.
Kylie über Papst Franziskus: "Das zeigt, wie stark sein Charakter war"
Kylie, 27 Jahre, aus den USA, ist betroffen: „Er war fast mein ganzes Leben lang Papst. Es ist schwer vorstellbar. Wir sind irgendwie zufällig hier hergekommen, und in so einem historischen Moment hier zu sein, ist wirklich etwas Besonderes. Und ja, wir sind einfach sehr bewegt von allem, was gerade passiert.“ Und er fügt hinzu: "Ich glaube, dass die Katholiken stark sind und wir das alle durchstehen werden – und dass eine gute Zukunft vor uns liegt. Es gibt immer noch Hoffnung.“

Michel, der auch in den USA lebt und aus den Niederlanden stammt, betont: „Gestern waren wir hier zur Ostermesse und haben Papst Franziskus draußen gesehen. Heute Morgen, als wir von seinem Tod erfahren haben, fühlte es sich für mich unwirklich an, dass er gestern noch draußen war. Er hat bis zu seinem allerletzten Tag Menschen gesegnet. Das war einfach etwas ganz Besonderes, ihn bis zu seinem allerletzten Moment arbeiten zu sehen. Das zeigt, wie stark sein Charakter war, dass er bis zu seinem letzten Moment weitergemacht hat.“
Gefragt nach der Zukunft der katholischen Kirche sagt er: „Ich denke, es hängt viel davon ab, welchen neuen Papst sie wählen. Wird es ein progressiver Papst oder ein konservativer Papst? Das wird alles entscheidend sein. Ich hoffe, sie wählen jemanden, der die katholische Kirche genauso gut repräsentiert wie Papst Franziskus.“
Laura und Franziska in Rom: "Ein komisches Gefühl"
Die beiden Deutschen Laura, 28 Jahre alt, und Franziska, 26 Jahre, verbringen ihren Osterurlaub in Rom. Sie machen sich Gedanken zur Bedeutung des Todes von Franziskus. Für sie persönlich, als "nicht wahnsinnig christliche Personen", habe der Tod von Franziskus zwar nicht so viel Bedeutung wie für andere. Aber sie geben zu: „Das betrifft einen schon. Und jetzt hier zu stehen und zu wissen, er ist jetzt vor noch nicht mal 12 Stunden gestorben, ist ein komisches Gefühl.“
Für den Italiener Giovanni, 56 Jahre alt, hingegen ist als Tiefgläubiger klar, was der Tod des Oberhauptes der katholischen Kirche bedeutet: „Der Verlust einer Führungspersönlichkeit, einer Person, die mir durch ihr Vorbild, ihr Leben, ihr Verhalten und ihre Worte geholfen hat, mich in wichtigen Momenten meines Lebens zu orientieren – aber auch im Alltag. Auch im Bewusstsein über die Verbindung zwischen meinen persönlichen Entscheidungen als Mensch, unserer westlichen Zivilisation und Entscheidungen in Bezug auf den Konsum, den Umgang mit der Erde, die Fürsorge für die Schöpfung."
Colin: "Dieser Geist, den er verströmt hat, ist meiner Meinung nach wahnsinnig wichtig im Moment"
Und Colin Klostermeier, 52 Jahre aus Deutschland, betont: "Der menschlichste Papst, an den ich mich persönlich erinnern kann, ist gestorben."
Er sei ein Papst gewesen, der "sehr nah an Jesus Christus ist". Mit ihm sei jemand gestorben, "den die Welt im Moment eigentlich dringend gebraucht hätte, auch wenn er schon sehr alt war und sehr krank war". Klostermeier meint: "Aber dieser Geist, den er verströmt hat, ist meiner Meinung nach wahnsinnig wichtig im Moment.“ Und er erkennt, dass es völlig unklar ist, wie es weitergeht im Vatikan. Er fragt sich, "ob das jetzt in die konservative Richtung geht, oder ob es ein Papst wird, der die Linie von Franziskus weiterführt oder vielleicht sogar die Kirche noch weiter öffnen kann“.
Johannes Müller, 39 Jahre und auch aus Deutschland, ist auf dem Pilgerweg der Via Francigena unterwegs und ist in Rom am Ziel angekommen. "Es ist wie der Tod von jedem normalen Menschen. Es ist tragisch für die Angehörigen. Da ich zwar gläubig bin, aber evangelisch und im evangelischen Glauben der Papst logischerweise nicht existiert, ist es für mich einfach nur eine bekannte Person, die vielleicht auch gewissen Einfluss hat."
"Ich hoffe wirklich, dass es keinen Rückschritt gibt"
Johan Grundig aus Schweden, 46 Jahre alt, hätte heute aus Rom abreisen sollen. "Aber ich habe mich entschieden, noch einen Tag länger zu bleiben – nur deshalb.“ Papst Franziskus habe ihm „sehr viel bedeutet, denn er hat Signale ausgesendet, dass sich dieser 'Koloss', die katholische Kirche, in eine Richtung bewegt hatte, die ungewohnt ist. Und genau darum geht es bei Führung. Also ja, ich denke, er hat viel für das Christentum getan und für die verschiedenen Gruppen innerhalb des Christentums.“

Und weiter: „Hoffentlich wird man in seinem Sinne weitermachen – mit der gleichen Haltung und den gleichen Ideen, die Papst Franziskus verkörpert hat. Ich hoffe wirklich, dass es keinen Rückschritt gibt – keinen Rückfall in eine härtere, strengere Auslegung von Religion und in eine stärkere Verflechtung von Politik und Religion.“
Heute Abend um 19.30 Uhr findet im Gedenken an den verstorbenen Papst Franziskus das Rosenkranzgebet auf dem Petersplatz im Vatikan statt.