Außenseiter-Chance: Wer wird der nächste Papst? Auf der „Papabili“-Liste steht auch ein Deutscher

Wenn ein Papst stirbt, ist der Heilige Stuhl verwaist. Nach dem Tod von Papst Franziskus am Ostermontag stehen nun die mehr als 1,4 Milliarden Katholiken ohne Oberhaupt da. Um einen Nachfolger für Papst Franziskus zu bestimmen, kommen spätestens 20 Tage nach seinem Tod die Kardinäle aus aller Welt, die das 80. Lebensjahr noch nicht überschritten haben, im Vatikan zum sogenannten Konklave zusammen.

Die Wahl eines Nachfolgers kann relativ schnell gehen - oder sich über Wochen hinziehen. Bereits vor dem Tod von Papst Franziskus wurde über erste Nachfolgekandidaten spekuliert. 

Das College of Cardinals Report aktualisiert regelmäßig die Liste der potenziellen Nachfolger – der sogenannten „Papabili“. 2025 zählen dazu Kirchenmänner aus aller Welt – darunter auch ein deutscher Kardinal mit Außenseiterchancen. Ein Überblick über die aussichtsreichsten Kandidaten:

Die wichtigsten Papabili:

  • Kardinal Gerhard Ludwig Müller (Deutschland): Der ehemalige Bischof von Regensburg wird für seine Intelligenz, Bodenständigkeit und vor allem seine Fähigkeiten als versierter Theologe geschätzt. Seit dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. haben deutsche Geistliche im Vatikan jedoch insgesamt an Einfluss verloren.
  • Kardinal Angelo Bagnasco (Italien): Er wurde aus dem Ruhestand aktiviert und wird als konservativer Vertreter des traditionellen Papsttums angesehen – seine italienische Herkunft spielt ihm dabei zugute. Als Kandidat könnte er nach den turbulenten Jahren unter Papst Franziskus dazu beitragen, der katholischen Kirche wieder Stabilität zu verleihen.
  • Kardinal Matteo Zuppi (Italien): Der Erzbischof von Bologna ist als Präsident der italienischen Bischofskonferenz CEI schon automatisch einer der Favoriten bei der Papst-Wahl. Er ist der Sondergesandter des Papstes für Frieden in der Ukraine.
  • Kardinal Pietro Parolin (Italien): Der jetzige Vatikan-Staatssekretär gilt als mächtiger Mann im Vatikan und könnte sogar das Konklave leiten.
  • Kardinal Pierbattista Pizzaballa (Italien): Pizzaballa wird als versierter Diplomat im politisch angespannten Nahen Osten geschätzt, wobei sein Ansatz als unkonventionell gilt. Er führt einen offenen Dialog mit jüdischen, islamischen und christlich-orthodoxen Religionsführern.
  • Kardinal Peter Erdö (Ungarn): Erdö dürfte bei Konservativen, die eine Abkehr von Franziskus' progressivem Kurs erwarten, die besten Chancen haben. Der Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenz wird als tief traditionell angesehen.
  • Kardinal Willem Eijk (Niederlande): Er ist kein Befürworter von Reformen. Im Herbst 2024 erklärte er den Medien, dass die Weltkirche von den Fehlern der niederländischen Kirche lernen müsse, die mit ihren liberalen Positionen keinen Erfolg erzielt habe.
  • Kardinal Anders Arborelius (Schweden): Er wird als besonnener Mensch geschätzt und genießt sowohl bei Konservativen als auch bei Progressiven große Beliebtheit.
  • Kardinal Jean-Marc Aveline (Frankreich/Algerien): Aveline genießt auch außerhalb der kirchlichen Kreise Anerkennung als „Mann von überragender Intelligenz“. Bei kontroversen kirchlichen Themen wie der Frauenordination oder dem Zölibat blieb Aveline in der Vergangenheit eher zurückhaltend, wodurch er sich nicht öffentlich positionierte, aber auch keine Gegner schuf.
  • Kardinal Peter Turkson (Ghana): Er gilt als einer der Favoriten auf die Papst-Nachfolge - und würde als erster schwarzer Papst in die Geschichte eingehen. Er wird als moderat eingeschätzt und hat die strengen Gesetze gegen Homosexualität in Afrika kritisiert, dabei jedoch die kulturellen Besonderheiten des Kontinents hervorgehoben.
  • Kardinal Robert Sarah (Guinea): Bereits nach dem Rücktritt von Joseph Ratzinger wurde er als potenzieller Kandidat für das Papstamt gehandelt. Seine Aussichten bei den Anhängern von Papst Franziskus könnten jedoch dadurch getrübt sein, dass er im Januar deutliche Kritik an den von Franziskus befürworteten Segnungen homosexueller Gläubiger geäußert hatte.
  • Kardinal Luis Antonio Tagle (Philippinen): Er zählt zu den einflussreichsten Vertrauten von Papst Franziskus und gilt als einer der aussichtsreichsten nicht-italienischen Kandidaten für dessen mögliche Nachfolge.
  • Kardinal Malcolm Ranjith (Sri Lanka): Er steht für eine konservative Wertehaltung. Im Jahr 2024 sprach er sich klar gegen zwei Gesetzesinitiativen zur Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen in Sri Lanka aus.
  • Kardinal Charles Maung Bo (Myanmar): Bo ist der Erzbischof von Yangon und übt als Präsident der Föderation der Asiatischen Bischofskonferenzen erheblichen Einfluss aus. Darüber hinaus ist er Vizepräsident der NGO "Religions for Peace", die sich der Friedensförderung durch interreligiösen Dialog verschrieben hat.

Vor allem ein Papst vom afrikanischen Kontinent oder aus dem Fernen Osten wäre ein Novum für die katholische Kirche. 

Kardinal Gerhard Ludwig Müller gilt als Konservativer.
Kardinal Gerhard Ludwig Müller gilt als Konservativer. IMAGO / ABACAPRESS

Der "politische" Zwiespalt der katholischen Kirche

Vor der Wahl eines neuen Papstes ist die Stimmung innerhalb der katholischen Kirche angespannt. Der nächste Papst steht vor der Aufgabe, die Kirche besser zu organisieren und offener zu machen – mit mehr Mitbestimmung für verschiedene Gruppen, erklärt der Vatikanexperte Marco Politi gegenüber dem "Spiegel".

Im Konklave, also zur Wahl des neuen Papstes, treffen sehr unterschiedliche Gruppen aufeinander. Es gibt eine starke, gut organisierte konservative Strömung, vor allem aus Afrika, Osteuropa und den USA. Sie wünschen sich einen Papst, der den traditionellen Kurs stärkt. Zu ihnen gehört auch der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller (77) aus Mainz.

Die Reformer, die den bisherigen Papst Franziskus unterstützen, halten sich eher im Hintergrund und haben sich selten öffentlich für seine Neuerungen starkgemacht. Dazwischen steht eine große Gruppe unentschlossener Kardinäle. Diese "Mitte" wird am Ende wohl den Ausschlag geben – und beide Seiten wissen, dass sie Rücksicht auf Franziskus’ Erbe nehmen müssen, um genügend Unterstützung zu bekommen.

Wie funktioniert die Konklave? 

Die Zeit nach dem Tod eines Papstes ist genau geregelt und folgt in den meisten Fällen jahrhundertealten Traditionen und Ritualen. Spätestens drei Wochen nach dem Tod des Papstes beginnt das sogenannte Konklave, bei der ein neuer Papst gewählt wird. Diese findet streng abgeschirmt in der Sixtinischen Kapelle statt, wo jegliche Kommunikation nach außen verboten ist. Wahlberechtigt sind alle Kardinäle unter 80 Jahren – sie bilden die Konklave. 

Die Wahl beginnt mit einem ersten Wahlgang am Nachmittag des ersten Tages, gefolgt von zwei Wahlgängen am Vormittag und zwei am Nachmittag der darauffolgenden Tage. Ein Kandidat muss eine Zweidrittelmehrheit erreichen. Die abgegebenen Stimmzettel werden auf einer Schnur aufgereiht und verbrannt – schwarzer Rauch signalisiert eine erfolglose Wahl, weißer Rauch kündigt einen neuen Papst an.

Sobald ein Kandidat die nötige Mehrheit erreicht hat und die Wahl annimmt, ist er offiziell das neue Oberhaupt der katholischen Kirche. Danach endet das Konklave, und es folgt die feierliche Verkündigung "Habemus papam" (übersetzt: Wir haben einen Papst) von der Loggia des Petersdoms. Der neue Papst tritt dann erstmals öffentlich auf, nennt seinen gewählten Papstnamen und spendet den Apostolischen Segen "Urbi et Orbi". Damit beginnt sein Pontifikat, das in der Regel bis zu seinem Tod oder einem sehr seltenen Rücktritt andauert.