Kirchenexperte erwartet eine schwierige Papstwahl: "Wird spannend"

Der Kirchenrechtler Thomas Schüller erwartet nach dem Tod von Papst Franziskus ein schwieriges Konklave. Die Versammlung zur Neuwahl des Papstes werde sich vermutlich länger hinziehen, sagte der renommierte Experte von der Universität Münster. "Es wird, glaube ich, ein längeres Konklave, ein komplexeres Konklave, weil die Wählergruppe heterogen ist." Viele der in den vergangenen Jahren von Franziskus ernannten Kardinäle aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt ließen sich im Vorhinein kaum in bestimmte Fraktionen und Richtungen einteilen. Sie hätten auch keine Erfahrung damit, im sogenannten Vor-Konklave bereits die Weichen zu stellen, sagte Schüller.

"Es wird spannend zu beobachten sein: Erstens: Wird die reformorientierte Gruppe sich durchsetzen und sich auf einen Kandidaten einigen? Und zweitens: Wie sind die Freeplayer zu sehen? Die aus der Mongolei, aus Timor oder wo auch immer der Papst Kardinäle ernannt hat, die gar nicht mit den römischen Gebräuchen vertraut sind, aber hoffentlich die innere Freiheit haben, den zu wählen, den sie für den besten halten?"

Papst hat den Eurozentrismus der Kirche beendet

Schüller sagte, das Hauptverdienst des verstorbenen Papstes bestehe darin, den Eurozentrismus der katholischen Kirche – die Fixierung auf Europa – aufgebrochen und die Kirche an die Ränder geführt zu haben. "Das sieht man eben auch daran, dass im Kardinalskollegium jetzt alle Völker und Nationen vertreten sind." Inwieweit der Reformkurs von Franziskus Bestand haben werde, hänge davon ab, wer jetzt zu seinem Nachfolger gewählt werde. "Aber sagen wir mal so: Das hat man ja 1989 gesehen: Wenn einmal dieser Geist der Freiheit geweckt ist, dann lässt er sich nicht in die Tube zurückdrängen. Und dazu hat Franziskus die Gläubigen ermächtigt."

Papst Franziskus ist tot

Der als Kämmerer zuständige Kurienkardinal Kevin Farrell gab den Tod des katholischen Kirchenoberhauptes bekannt: "Liebe Brüder und Schwestern, mit tiefer Trauer muss ich Ihnen den Tod unseres Heiligen Vaters Franziskus mitteilen. Um 7.35 Uhr heute Morgen ist der Bischof von Rom, Franziskus, in das Haus des Vaters zurückgekehrt. Sein ganzes Leben war dem Dienst an Gott und seiner Kirche gewidmet. Er hat uns gelehrt, die Werte des Evangeliums mit Treue, Mut und universeller Liebe zu leben, insbesondere zugunsten der Ärmsten und Ausgegrenzten. Mit unendlicher Dankbarkeit für sein Beispiel als wahrer Jünger des Herrn Jesus Christus empfehlen wir die Seele von Papst Franziskus der unendlichen barmherzigen Liebe des dreifaltigen Gottes." Erst gestern am Ostersonntag hatte Papst Franziskus vor mehreren Zehntausend Gläubigen auf dem Petersplatz zu Ostern den Segen Urbi et Orbi (Der Stadt und dem Erdkreis) gespendet. 

Papst Franziskus
Papst Franziskus ist am Ostermontag im Alter von 88 Jahren verstorben. dpa

Franziskus war seit März 2013 im Amt

Der gebürtige Argentinier - mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio - war seit März 2013 im Amt. Damals wurde er nach dem überraschenden Rücktritt des deutschen Papstes Benedikt XVI. zum Nachfolger gewählt, als erster Nichteuropäer seit mehr als 1.200 Jahren. Lange Zeit hatte Franziskus im Vatikan den emeritierten Papst noch an seiner Seite: Benedikt XVI. - mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger - starb 2022 mit 95 Jahren.