„Ich habe gesagt: Bitte tun Sie’s nicht“: Tankstellenmitarbeiterin verhindert Betrug
Christine Kohlhund, Stationsleiterin der Esso-Tankstelle in Berg, half am Montag dabei, einen Betrug zu verhindern – zum zweiten Mal innerhalb von zwei Monaten.
Berg – „Aufmerksame Tankstellenmitarbeiterin verhindert Betrug“: Eine Pressemitteilung mit diesem Titel verschickte die Starnberger Polizei am Montagmittag. Zwei Stunden zuvor, gegen 11 Uhr, hatte Christine Kohlhund, Stationsleiterin der Esso-Tankstelle in Berg, alles richtig gemacht. Dank der 37-Jährigen wurde ein 69 Jahre alter Mann nicht um 900 Euro erleichtert.
Den Mann aus dem Landkreis Starnberg, der in den Tankstellenladen kam, musste Kohlhund in gewisser Weise zu seinem Glück zwingen. Denn er hatte vor, sogenannte Apple-Gift-Cards im Wert von 900 Euro zu kaufen – für einen ganz bestimmten Zweck. „Ich war gerade mit unserem Azubi im Gespräch, da stand auf einmal meine Kollegin mit dem Herrn im Büro“, erzählt die Stationsleiterin dem Starnberger Merkur. Der Mann hatte das Bündel mit den Wertkarten schon in der Hand. „Ich musste ihn etwas überzeugen und habe gesagt: Bitte tun Sie’s nicht.“
Der Hintergrund: Wie die Polizei berichtete, hatte der 69-Jährige bereits am vergangenen Mittwoch einen Anruf erhalten, den er aber verpasste. „So riefen die Betrüger am Samstag nochmals an – mit der ,guten Nachricht‘, dass er 38 000 Euro bei einem Gewinnspiel gewonnen hätte“, schreibt Polizeioberkommissarin Christine Bachmann in ihrem Bericht. „Dafür sollte er vorher 900 Euro Bearbeitungsgebühren in Form von Apple-Karten bezahlen.“
Polizei: Betrugsmasche wird telefonisch abgewickelt
Obwohl ihm das komisch vorgekommen sei, so Bachmann, habe er die Karten bei der Tankstelle erwerben wollen. Angeblich hätte er die Codes auf den Gift-Cards nicht herausgegeben, sondern den Betrügern lieber eine Falle stellen wollen. So oder so: „Die Tankstellenmitarbeiterin riet ihm richtigerweise stattdessen zur Anzeigenerstattung bei der Polizei – üblicherweise werden diese Art von Betrugsfällen nur über das Telefon abgewickelt“, erklärt die Oberkommissarin.
Christine Kohlhund war auf den Fall vorbereitet. Denn Ende 2023 hatte sie einen ganz ähnlichen erlebt. „Vor Weihnachten kam eine Frau ganz aufgelöst in die Tankstelle“, erzählt sie. Die Kundin hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Apple-Karten gekauft, die Seriennummer an die Betrüger weitergegeben und vergeblich versucht, sich das Geld von Apple zurückzuholen. Sie habe ihr geraten, die Verbraucherzentrale oder gegebenenfalls einen Rechtsanwalt einzuschalten, berichtet Kohlhund. Und sie habe recherchiert, dass Apple den Betrag zurückerstatten müsse. „Die Frau hatte Familie mit Kindern, es war kurz vor Weihnachten, da sitzt das Geld nicht so locker“, sagt Kohlhund. Und es gab tatsächlich ein Happy End. Die Kundin befolgte den Rat der Tankstellenmitarbeiterin, informierte die Polizei, erhielt das Geld zurück, und Apple sperrte die Karte. „Sie kam dann mit einer Flasche Sekt vorbei und hat sich bedankt“, berichtet Kohlhund. „Für mich war es aber selbstverständlich, zu helfen.“
Apple warnt online vor Betrugsversuchen
Als Stationsleiterin in Berg ist Christine Kohlhund, die in Gilching wohnt, erst seit Juni 2023 tätig. Aber sie hat mitbekommen, dass sich die Betrüger mit der Masche vor einiger Zeit noch direkt an Tankstellen-Mitarbeiter wandten. „Sie wurden am Telefon so lange manipuliert, bis sie die Seriennummern auf den Karten rausgegeben haben“, sagt sie. Ein derartiger Fall an der Esso-Station in Berg ist ihr aber nicht bekannt.
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Apple warnt auf seiner Internetseite vor Betrugsversuchen mit Geschenkkarten. Das Unternehmen rät, den Code auf der Rückseite nie an unbekannte Personen weiterzugeben und im Zweifel schnellstmöglich die örtliche Polizei zu kontaktieren.