„Der K-Fall wurde fortlaufend geprüft“: Vize-Landrat berichtet aus Hochwasser-Krisenstab

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Palettenweise Sandsäcke wurden beim THW in Miesbach gefüllt. © Stefan Schweihofer

Das Hochwasser durch den Starkregen spülte Haushams Bürgermeister Jens Zangenfeind als Vize-Landrat an die Spitze des landkreisweiten Krisenstabs. Wie es ihm erging, berichtet er im Interview.

Landkreis – Dass er den Dienst an der Basis nicht scheut, hat Haushams Bürgermeister Jens Zangenfeind (FWG) bereits 2016 bewiesen. Da legte er bei der Feuerwehr Agatharied das Leistungsabzeichen Wasser erfolgreich ab. Beim Hochwasser durch die Starkregenlage am Montag, 3. Juni, aber konnte er nicht an vorderster Front eingreifen. Gefordert war Zangenfeind trotzdem. Als Stellvertreter von Landrat Olaf von Löwis leitete er den landkreisweiten Krisenstab. Wie ihm der Sprung ins kalte Wasser gelungen ist und warum man sich gegen die Ausrufung eines Katastrophenfalls entschied, erklärt der Vize-Landrat im Interview.

Herr Zangenfeind, auch Hausham und Agatharied waren von der Starkregenflut am Montag betroffen. Wie schwer war es für Sie, als Bürgermeister und auch ausgebildeter Feuerwehrmann Ihren Leuten vor Ort nicht direkt zur Seite stehen zu können?

Jens Zangenfeind: Es ist richtig, dass ich mich in meiner Funktion als Vize-Landrat während der Abwesenheit von Olaf von Löwis nicht nur auf meine eigene Gemeinde konzentrieren konnte. Aber auch im landkreisweiten Krisenstab ist es wichtig, sich zwischen den Lagebesprechungen immer wieder direkt an die Einsatzorte zu begeben. Das ist in unserem flächenmäßig eher kleinen Landkreis gut machbar. Konkret war ich am Montag in Mitterdarching, den Miesbacher Stadtteilen Kleinthal und Bergham sowie natürlich in Hausham und Agatharied. Selbstverständlich hatte ich auch laufend telefonischen Kontakt mit unseren Kommandanten und wusste daher, dass sie alles im Griff haben.

Jens Zangenfeind, Haushamer Bürgermeister.
Jens Zangenfeind, Haushamer Bürgermeister und Vize-Landrat. © THOMAS PLETTENBERG

Die Ausrufung eines Katastrophenfalls stand also zu keinem Zeitpunkt im Raum?

Jens Zangenfeind: Wir haben das natürlich fortlaufend überprüft. Als sich die Situation verschärft hat, haben wir eine örtliche Einsatzleitung nach Artikel 15 des Bayerischen Katastrophenschutzgesetzes bestellt. Glücklicherweise konnten wir dann die Schüler aus den zunächst per Bus nicht erreichbaren Schulen in Fischbachau und Hausham holen und die Bewohner von unmittelbar durch das Hochwasser bedrohten Häusern evakuieren. Dank all unserer Einsatzkräfte und der großen Unterstützung durch die Gemeinden – die Stadt Miesbach und die Gemeinde Waakirchen haben etwa umgehend Notunterkünfte in Turnhallen zur Verfügung gestellt – ist die Lage nicht eskaliert. Zudem wollten wir keine überregionalen Kräfte wie beispielsweise der Bundeswehr aus den noch schlimmer betroffenen Gebieten wie dem Landkreis Pfaffenhofen abziehen. Zumal es ohnehin mehrere Stunden gedauert hätte, bis diese bei uns eingetroffen wären.

Bei aller Abwägung mussten Sie am Ende diese weitreichende Entscheidung für den gesamten Landkreis treffen. Wie ist es Ihnen in dieser ungewohnten Rolle ergangen?

Jens Zangenfeind: So ungewohnt war das nicht. Entscheidungen zu treffen, gehört auch als Bürgermeister zu meinen Aufgaben. Man darf in der Politik nie Angst davor haben, vor allem nicht bei der Bewältigung von Krisen. Durch die hervorragenden und hochprofessionellen Mitarbeiter im Krisenstab wusste ich stets bestens über alle Sachverhalte Bescheid. Beruhigend war natürlich auch das gute Gefühl, dass wir im Landkreis eine große Zahl an haupt- und ehrenamtlichen Einsatzkräften und Helfern haben, die sich auch in dieser Krise wieder vorbildlich für das Wohlergehen ihrer Mitmenschen eingesetzt haben. Angesichts der wohl in Zukunft weiter zunehmenden Extremwetterereignisse ist diese landkreisweite Zusammenarbeit sehr wichtig. Katastrophen machen nicht vor Gemeindegrenzen halt. Umso wichtiger ist es auch, Hochwasserschutzprojekte mit Nachdruck voranzutreiben.

sg

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