Wenn Putin diese Gebiete bekommt, könnte er sich 4,4 Jahre Krieg sparen
Im Ringen um Frieden in der Ukraine gibt sich der russische Präsident Wladimir Putin unbeirrt. Das Töten will er nur einstellen, wenn er in einem Vertrag ukrainische Gebiete zugesprochen bekommt – und zwar auch solche, die seine Armee bislang gar nicht erobert hat.
Zwar ist nicht ganz klar, welche Gebiete sich Putin mindestens einverleiben will. Zeitweise war die Rede von allen vier umkämpften Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson. Die "Financial Times" berichtete kürzlich, dass der russische Machthaber die Frontlinien in Saporischschja und Cherson einfrieren und die Regionen Donezk und Luhansk komplett übernehmen will.
Putin könnte jetzt erreichen, was er auf dem Schlachtfeld nicht schafft
Für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sind beide Varianten kaum zu akzeptieren, auch weil der innenpolitische Druck dagegen hoch ist. Auch seine europäischen Verbündeten sind skeptisch. Denn solche Gebietsabtretungen würden Russland eindeutig als Gewinner aus den Verhandlungen gehen lassen.
Putin hätte erreicht, was er militärisch in dreieinhalb Jahren nicht geschafft hat. Zum Beispiel in der Region Donezk sind derzeit noch rund 7600 von 26.500 Quadratkilometern in ukrainischer Hand – also rund 29 Prozent. Auch Saporischschja und Cherson sind zu signifikanten Teilen noch nicht erobert. Nur die Region Luhansk ist schon heute weitestgehend unter russischer Besatzung.
Russland bräuchte mehr als vier Jahre, um Regionen zu erobern
Wie unverschämt das vermeintliche Kompromissangebot für die Ukrainer ist, hat das britische Verteidigungsministerium in einer Analyse mit einer Zahl untermauert. Wie es in seinem regelmäßigen Ukraine-Update auf X schreibt, würde Russland etwa 4,4 weitere Jahre kämpfen müssen, bis es die vier beanspruchten Regionen vollständig erobert hätte.
"Basierend auf den bisherigen durchschnittlichen täglichen Verlusten Russlands im Jahr 2025, wie vom ukrainischen Generalstab berichtet, würden weitere 4,4 Jahre zu etwa 1.930.000 weiteren russischen Verlusten (Getötete und Verwundete) führen", rechnet das Verteidigungsministerium vor. Die hochgerechnete Zahl ist fast doppelt so hoch wie die Verluste von 2022 bis heute.
Die Zeit und die Verluste könnte Putin sich sparen, wenn ihm die vier Regionen am Verhandlungstisch zugesprochen würden. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, mahnte deshalb bei X: "Glaubt den Russen nicht und fallt nicht auf ihre Erpressung herein."
Bei Gebietsabtretungen würde Festungsgürtel an Russland fallen
Putin würde mit der Übernahme der Regionen sich noch einen weiteren Vorteil verschaffen. Seine Truppen hätten dann gute strategische Voraussetzungen, um zu einem späteren Zeitpunkt neue Angriffe auf weitere Landesteile zu starten.
Bislang beißen sich die russischen Truppen die Zähne am Festungsgürtel von Donezk aus. Auf einer Länge von rund 50 Kilometern hat die Ukraine Bunker und Stellungen ausgebaut. Auch Teil der Rüstungsproduktion finden hier in Frontnähe statt.
Würden die Ukrainer den Festungsgürtel aufgeben und sich zurückziehen müssen, wäre die Grenzen der Regionen Donezk und Luhansk der neue Kontaktpunkt der beiden Konfliktparteien. Diese Grenzen sind derzeit aber unbefestigt und würden einem neuen Angriff Russlands kaum standhalten können. Die Ukraine würde viel Zeit benötigen, um dort neue Festungen anzulegen.