Kempten: Wie Eltern ihre Kinder zu starken Persönlichkeiten erziehen können

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Wie wichtig es für eine positive Entwicklung der Kinder sei, ihre Stärken zu fördern und somit gleichzeitig ihre Schwächen zu reduzieren, betonte Kathrin Schoenborn in ihrem Vortrag. © Claudia Mair

Vor kurzem fand in der Gustav-Stresemann-­Grundschule ein Vortrag zum ­Thema ­„Resilienzförderung bei Kindern“ statt. ­Referentin war Dipl. (Sozial-)Pädagogin ­Kathrin ­Schoenborn. Sie arbeitet sowohl als ­Schulsozialarbeiterin wie auch als Systemische ­Familientherapeutin und Systemische Coachin in ­ihrer eigenen Praxis.

Kempten – Heutzutage ist die Welt schnelllebig und komplex. Wir befinden uns in einem permanenten Erregungszustand, sind ununterbrochen über die sozialen Netzwerke erreichbar, fühlen uns oft gestresst und unter Druck gesetzt. In diesen unruhigen Zeiten ist es wichtig, auf seine eigene psychische Stabilität und Gesundheit zu achten. Vielen Erwachsenen gelingt es mit Hilfe von Yoga, Meditation, Sport, Lesen oder einem ausgiebigen Spaziergang wieder zu sich zu finden und zur Ruhe zu kommen. Aber wie sieht es bei unseren Kindern aus?

Was ist Resilienz?

Auch sie sind mit Krisen und herausfordernden Situationen konfrontiert – Leistungsdruck, Prüfungsangst, der Egoismus der anderen, Schicksalsschläge, ständig funktionieren zu müssen und Überforderung mit den sozialen Medien, sind nur einige davon.

Da viele Kinder nie gelernt haben, mit diesen belastenden Situationen umzugehen und sie erfolgreich zu bewältigen, nehmen psychische Auffälligkeiten wie Angststörungen und Depressionen im Kindesalter beträchtlich zu. Diese Fähigkeit, selbst in schwierigen Lebenskrisen mit Hilfe von persönlichen und sozial vermittelten Ressourcen wieder auf die Beine zu kommen, bezeichnet man als Resilienz. Schoenborn nennt sie auch das Immunsystem der Psyche.

Umsetzung im Alltag

Wie schaffen wir es nun, unsere Kinder in ihrer psychischen Kraft zu stärken? Grundlage hierfür ist erst einmal die Vermittlung klarer Strukturen, denn diese geben ihnen Sicherheit und Orientierung im Alltag. Kinder lieben Herausforderungen und genau an diesen können sie wachsen und lernen. Das gelingt aber nur, wenn sie Vertrauen in das Leben haben. Kathrin Schoenborn betont, wie wichtig es ist, unseren Kindern etwas zuzutrauen. Sie sollen vor schwierigen Situationen nicht verschont werden. Sie dürfen Fehler machen und ihre eigenen Erfahrungen sammeln, denn nur so können sie zu selbstbewussten und selbstständigen Menschen heranwachsen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, den Fokus bei der Erziehung nicht auf die Schwächen, sondern auf die Stärken der Kinder zu setzen. Denn wenn sie das Gefühl haben, dass sie alles schaffen können, gehen sie schon von vornherein ganz anders an eine Sache heran. Sieben Schutz- bzw. Resilienzfaktoren geben hier Orientierung. Einer davon ist es, durch Liebe, Halt, Vertrauen, Spaß und Nähe eine sichere Bindung aufzubauen und seinem Kind zu vermitteln: Du bist mir wichtig, ich bin für dich da – und zwar in totaler Präsenz und nicht mit einem Auge auf dem Smartphone.

Ein weiterer Punkt ist die Wahrnehmung von Gefühlen. Diese zu erkennen, zuzulassen und auch darüber zu sprechen stärkt unsere Kinder. Wir Erwachsene müssen hier Vorbild sein und dürfen keine Masken aufsetzten. Ebenfalls von großer Bedeutung ist der Aufbau eines positives Selbstbildes. Seinem Kind zu sagen und zu zeigen: Du bist gut so, wie du bist. Du darfst stolz auf deine Stärken, Talente und Besonderheiten sein. Genauso wie die Selbstwirksamkeit zu fördern. Den Kindern etwas zutrauen, sie in ihrem Tun bestärken, sie selbst, ihren Fähigkeiten entsprechend, handeln lassen. Das scheitert zwar oft an unserer nicht vorhandenen Zeit, ist aber notwendig, damit sie selbstbewusst und selbstständig werden können.

Auch die Fähigkeit, Probleme zu lösen und mit Konflikten angemessen umzugehen, gehört zu den Schutzfaktoren. Resiliente Kinder trauen sich, Probleme direkt anzugehen und kennen Problemlösestrategien, die zuvor gemeinsam mit ihnen erlebt und erlernt wurden. Sie haben auch keine Angst zu streiten, und das sollten die Eltern auch erlauben, selbst wenn es nervenaufreibend ist. Laut Kath­rin Schoenborn müssen Kinder streiten, weil es eine wichtige Fähigkeit für die weitere Entwicklung sei. Wer nicht streiten kann, dem fällt es schwer zu sagen, was ihn stört. Und natürlich sollte man lernen, zu sagen, was einen stört, ohne sich oder andere dabei zu verletzten.

Der letzte Punkt ist die Stressbewältigung und die Entspannungsfähigkeit. Ganz wichtig in einer Zeit, die geprägt ist von Medien. Kein Handy, kein Tablet, keine Toniebox. Stattdessen vorlesen, draußen spielen, Sport treiben oder einfach mal nichts tun und der Seele Ruhe schenken.

Zusammenfassend brauchen Kinderohren folgende Sätze von uns Erwachsenen: Ich hab dich lieb! Ich glaube an dich! Gut gemacht! Du bist etwas Besonderes! Ich bin stolz auf dich! Sowie unser Vertrauen und vor allem unsere Zeit – auch wenn wir dadurch oft unsere Komfortzone verlassen müssen. Aber es lohnt sich!

kb

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