Deutschlands Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg warnt vor Kreml-Chef Putin. Die Vorbereitung auf einen russischen Angriff sei „Pflicht“.
Berlin – Jüngst warnte Verteidigungsminister Boris Pistorius vor einem Angriff aus Russland. „Unsere Experten rechnen mit einem Zeitraum von fünf bis acht Jahren, in denen das möglich sein könnte“, bezifferte Pistorius im ZDF einen möglichen Zeitraum.
In Schweden und Norwegen herrscht bereits Alarmstimmung. Das Nato-Großmanöver „Steadfast Defender“ an der Grenze zu Russland simuliert unterdessen schon mal einen Angriff auf das Bündnis. Und auch die Bundeswehr beschäftigt sich offenbar mit einem Geheimpapier, bei dem ein russischer Angriff das Szenario bestimmt.
Nun hat sich der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg in die Debatte eingeschaltet. Dieser warnt im Interview mit der Bild vor der Unberechenbarkeit von Wladimir Putin und äußert sich zu der Gefahr eines Angriffs aus Russland.
Guttenberg mit Ukraine-Vergleich: „Traue einem Putin so weit, wie man einen Klavierflügel schmeißen kann“
„Also, bei Putin muss man mit allem rechnen und dass der am Ende des Tages oftmals einen Scheiß auf irgendwelche Abmachungen gibt, haben wir oftmals in der Historie erleben dürfen“, erklärte Guttenberg nicht nur in Bezug auf den Ukraine-Krieg. „Und dass er nicht davor zurückschreckt, dann auch zu den undenkbar grauenvollen Mitteln zu greifen“, fügte der frühere CSU-Verteidigungsminister hinzu.
„Ich traue einem Putin so weit, wie man einen Klavierflügel schmeißen kann“, sagte Guttenberg. Es gebe allerdings Wege, Putin in „einer gewissen Vertragstreue“ zu halten. Seiner Meinung nach sei das „ein möglichst klarer, unmissverständlicher Hinweis darauf: ‚Einen Schritt weiter und es fliegt dir was ganz anderes um die Ohren‘.“ Aber das müsse natürlich dann „auch mit Glaubwürdigkeit unterfüttert sein“. Gerade in der Ukraine-Frage befürchte er allerdings einen „tipping point“, einen Wendepunkt. „Ich habe große Sorgen, was die Entwicklung der nächsten Monate anbelangt“, sagt er. Die Geschlossenheit des Westens werde immer „poröser“.
„Richtig und gut“: Guttenberg lobt die Warnung von Pistorius vor einem Angriff aus Russland
Deshalb befürwortet Guttenberg eine Auseinandersetzung mit einem möglichen Angriff aus Russland. Auch, wenn dieser, nach seiner Aussage, bei „fünf oder zehn Prozent“ liege. Pistorius selbst hält diesen ebenfalls für eher unwahrscheinlich. Panikmache erkannte der ehemalige Verteidigungsminister in seinen Warnungen dennoch nicht. „Ich finde es zunächst einmal richtig und gut, dass endlich einmal auch in Szenarien gedacht und nicht nur ad hoc auf den nächsten Tag hin gehandelt wird“, betonte er im Bild-Podcast „Ronzheimer“.
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Der SPD-Politiker will laut Guttenberg mit seiner Warnung vor einem russischen Angriff oder seiner Forderung, dass die Bundeswehr „kriegstüchtig“ werden müsse, die „Gesellschaft damit auch wachrütteln“. Der frühere CSU-Hoffnungsträger pflichtete indirekt bei: Es sei „doch unsere verdammte Pflicht, uns darauf inhaltlich, aber über die Inhalte hinaus auch tatsächlich vorzubereiten.“ Schließlich sei die Welt nun eine, „wo sich innerhalb einer Nanosekunde Gewichte dramatisch verschieben können.“
Nato-Großmanöver an der Grenze zu Russland im Februar
Dramatische Verschiebungen durch einen Angriff aus Russland befürchten vor allem Schweden und Norwegen. Norwegens Armeechef richtete unter anderem wegen Putins Russland einen dramatischen Appell an die eigene Bevölkerung.
Für das bevorstehende Nato-Großmanöver zur Abschreckung von Russland im Februar plant die Bundeswehr eine vierstufige Aktion. Bestandteil des Manövers ist auch die Verlagerung von Bundeswehr-Einheiten nach Litauen. Insgesamt sollen 90.000 Soldaten und tausende Panzer bei dem Manöver im Einsatz sein.