„Immer mehr Betroffene“: Heuschnupfenzeit im Frühjahr - Experten geben Tipps

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Geretsried-Wolfratshausen
  4. Wolfratshausen

KommentareDrucken

Blumenwiesen und blühende Bäume: Was viele Menschen nach einem langen Winter lieben, wird für nicht wenige zur Qual – sie leiden unter Heuschnupfen. © Bodo Marks/DPA

Laufende Nase, tränende Augen: Im Frühjahr leiden viele unter Heuschnupfen. Die Zahl der Betroffenen wird immer höher. Laut Apotheker Christopher Hummel hat das unterschiedliche Ursachen.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Die Tage werden wärmer, die Gräser sprießen, Blumen und Bäume blühen. Was die einen freut, wird für die anderen zur Qual. Im Frühjahr leiden viele Menschen unter Heuschnupfen, eine Allergie gegen Blütenpollen. „Und es werden immer mehr Betroffene“, sagt Christopher Hummel, Apothekersprecher im Landkreis. Das habe unterschiedliche Ursachen. Einmal gebe es immer mehr Pollenarten, die hier nicht heimisch und auf die unsere Körper deshalb nicht vorbereitet seien.

Allergie gegen Blütenpollen: „Vor allem den Kindern fehlt es, auch einmal im Dreck zu spielen“

Außerdem nehme die Luftverschmutzung durch Feinstaub zu. Auch das führe zu heftigeren Reaktionen auf die Pollen. „Und wir halten nichts mehr aus. Vor allem den Kindern fehlt es, auch einmal im Dreck zu spielen“, sagt der Apotheker mit Filialen in Gaißach und Bad Heilbrunn. Aufgrund übertriebener Hygiene verlerne unser Körper mit eigentlich harmlosen Substanzen wie Pollen umzugehen und regiere über.

(Unser Wolfratshausen-Geretsried-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)

Die Symptome können unterschiedlich ausfallen: Schnupfen, laufende Nase, tränende Augen bis hin zu Atemproblemen. Aber es gebe Möglichkeiten, diese Symptome zu lindern. Vielen Allergikern ist mit Nasensprays, Tabletten oder Tropfen aus der Apotheke schon geholfen.

Die darin enthaltenen Antihistaminika sorgen dafür, dass der Botenstoff Histamin, der für die allergische Reaktion verantwortlich ist, unwirksam wird. Laut Hummel hilft es ebenfalls, sich anhand sogenannter Pollenflugkalender darüber zu informieren, wann die Pollenart fliegt, die die allergische Reaktion hervorruft. So kann sich der Betroffene danach richten und bei großer Pollenbelastung zu Hause bleiben.

Heuschnupfen im Frühjahr: Pollenflugkalender können Betroffenen helfen

Pollenflugkalender sind analog in der Apotheke erhältlich oder digital. Apps wie „Husteblume“ zeigen täglich die aktuelle Pollenbelastung in der Umgebung an, genauso machen sie Vorhersagen für die kommende Zeit. Hummel empfiehlt zudem, sich bestmöglich vor dem Kontakt mit Pollen zu schützen.

Die Wohnung lüften sollte man nur frühmorgens, bevor der Pollenflug beginnt oder spätabends. Tagsüber rät er dazu, die Fenster geschlossen zu lassen. Vor der Nachtruhe sollte man sich nicht im Schlafzimmer umziehen und die Kleidung auch nicht dort liegen lassen. Am besten ist es, vor dem Zu-Bett-Gehen zu duschen und seine Haare zu waschen, weil so am wenigsten Pollen ins Bett gelangen. Das kann vor schlaflosen Nächten und geschwollenen Augen am Morgen bewahren.

Aktuelle Nachrichten aus der Region Wolfratshausen/Geretsried lesen Sie hier.

Für alle, die nicht vom Heuschnupfen betroffen sind, sei es wichtig, dafür zu sorgen, dass das Immunsystem intakt bleibt, damit sich keine allergischen Reaktionen entwickeln, sagt Hummel. Dabei helfe ausreichender Schlaf, eine gesunde Ernährung ohne dauerhaften Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel sowie Bewegung an der frischen Luft, so der Apothekersprecher weiter.

Stark betroffene Allergiker sollten auf jeden Fall einen Facharzt aufsuchen. Dr. Angelika Rietz ist Allergologin. Die Geretsriederin warnt vor einem sogenannten „Etagenwechsel“ bei Allergikern.

Dabei könne sich aus der falschen Behandlung von Heuschnupfen Asthma entwickeln. Dieses sei, um einiges schwieriger zu behandeln, und könne nie vollständig therapiert werden. Auch bei eher untypischen Beschwerden wie Bauch- oder Kopfschmerzen in der Pollenflugzeit kann es sich um eine allergische Reaktion handeln. Deshalb empfiehlt Rietz jedem, der Anzeichen einer Allergie zeigt, einen Arztbesuch.

Falsche Behandlung von Heuschnupfen kann zu Asthma führen

Bei starken Symptomen könne eine „Desensibilisierung“ Abhilfe schaffen. Dabei werde der Körper durch wöchentlichen Kontakt mit dem Allergen daran gewöhnt, und die Symptome würden abnehmen. „Die Desensibilisierung kann entweder als Kurzzeittherapie über sechs bis acht Wochen angewendet werden oder als Langzeittherapie über drei Jahre“, so die Allergologin. Was ihrer Meinung nach akut helfen kann, ist die Einnahme von Kalziumtabletten. Das Kalzium die Ausschüttung von Histamin hemmt.

Neben einer Desensibilisierung kann laut Kerstin Sczesny, Heilpraktikerin aus Wolfratshausen, ebenso helfen, nach der Ursache des Heuschnupfens zu suchen. Ihrer Ansicht nach müsse man „an der Wurzel angreifen und nicht nur die Symptome behandeln“. Oftmals würden Allergien mit einem Problem im Darm zusammenhängen, da 70 bis 80 Prozent der Abwehrreaktionen unseres Immunsystems im Darm ablaufen.

Wenn der Darm geschwächt sei, habe es das Immunsystem schwerer, mit Heuschnupfen umzugehen. Daher empfiehlt die Heilpraktikerin eine mit einer Heuschnupfentherapie verbundene Darmtherapie, um die Symptome langfristig zu lindern. Wichtig sei überdies, das Immunsystem zu stärken, etwa durch Einnahme von Vitamin-C-Kapseln. Von Marie Kronawitter

Auch interessant

Kommentare