Lincoln, Kennedy – und jetzt Trump: Die blutige Historie von Anschlägen auf US-Präsidenten

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Der Angriff auf Donald Trump legt alte Wunden in den USA offen. Attentate auf Präsidenten gibt es in der US-Geschichte zahlreich – das an John F. Kennedy ist nur eines von ihnen.

Butler/Washington, D.C. – Bei seinem Auftritt im Rahmen des US-Wahlkampfs in Butler im US-Bundesstaat Pennsylvania wurde am frühen Samstagabend (13. Juli 2024, 18.08 Uhr Ortszeit) auf Donald Trump geschossen. Der Schütze wurde daraufhin von Secret-Service-Beamten „eliminiert“, wie es dem Geheimdienst zufolge hieß. Im Publikum kam eine weitere Person ums Leben. Das FBI spricht von einem „versuchten Attentat“. 

Die Angst vor der Versehrtheit des US-Präsidenten durch Attentate ist historisch gewachsen

In den USA ist die Stimmung nach dem versuchten Attentat angespannt. Etwa meldete CNN, der Schusswaffen-Angriff auf Trump öffne ein beunruhigendes Kapitel der US-Historie erneut. Denn die Angst vor Attentaten auf US-Präsidenten ist eine historische. Beteiligt daran ist nicht nur das Attentat auf John F. Kennedy 1963, sondern einige weitere.

Verletzt wird Donald Trump von Secret-Service-Agenten von der Bühne gebracht.
Das Attentat auf Donald Trump steht historisch in einer Reihe mit zahlreichen Attentaten und Attentatsversuchen auf US-Präsidenten. Insgesamt vier US-Präsidenten starben sogar in der Folge tödlicher Angriffe auf sie. © Gene J. Puskar/dpa

Am Ohr blutend hielt sich Trump einige Momente in Deckung, bevor Mitarbeiter des Secret Services ihn schützend umringten. Vereinzelt fielen noch Schüsse, doch bald schien die Situation gesichert. Bei einigen US-Bürgerinnen und Bürgern älterer Generationen dürfte das Anschlagsversuch auf Trump Erinnerungen wachrütteln an die Fernsehbilder, die am 22. November 1963 das Attentat an John F. Kennedy in die Welt aussendeten. 

John F. Kennedy steht bislang an jüngster Stelle von vier ermordeten US-Präsidenten

Im vergangenen Jahr jährte es sich zum 60. Mal: das Attentat auf John. F. Kennedy. Kurz nach Mittag (Ortszeit) wurde Präsident Kennedy an diesem Tag ermordet, als er in einer Autokolonne über die Dealey Plaza in der Innenstadt von Dallas fuhr. Kennedy und seine politischen Berater bereiteten sich zu diesem Zeitpunkt im Herbst 1963 auf den nächsten Präsidentschaftswahlkampf 1964 vor. Obwohl er seine Kandidatur noch nicht offiziell erklärt hatte, war JFK Library zufolge klar, dass Kennedy erneut kandidieren würde.

Und er schien zuversichtlich, was seine Chance auf eine Wiederwahl anging. Ende September reiste Kennedy an die Westküste und sprach in weniger als einer Woche in neun verschiedenen Staaten. Die Reise sollte ein Schlaglicht auf die natürlichen Ressourcen und die Bemühungen um den Naturschutz werfen. JFK nutzte die Reise aber auch, um Themen wie Bildung, nationale Sicherheit und Weltfrieden für seine Kandidatur im Jahr 1964 auszuloten.

Aufgeregte Menschenmassen säumten die Straßen in Dallas an jenem 22. November und winkten den Kennedys zu. Gegen 12.30 Uhr bog ihr Wagen in die Dealey Plaza ein. Dann plötzlich: das Knallen lauter Schüsse. Die Kugeln trafen Kennedy am Hal und am Kopf, der daraufhin zu seiner Lebensgefährtin hinübersackte. Der Wagen raste zum nur wenige Minuten entfernten Parkland Memorial Hospital. Doch für den Präsidenten kam jede Hilfe zu spät. Um 13.00 Uhr wurde der damalige US-Präsident für tot erklärt.

Abraham Lincoln war der erste US-Präsident, der durch ein Attentat ums Leben kam

Der Fall Kennedy ist aber längst nicht der einzige Präsidentenmord in der US-Historie. Insgesamt sind bereits vier amtierende US-Präsidenten ermordet worden, und drei von ihnen bereits weit vor JFK: Abraham Lincoln (1865), James A. Garfield (1881) und William McKinley (1901).

Abraham Lincoln wurde am Abend des 14. April 1865 Opfer eines Attentats. Lincoln war Gast an diesem Abend bei einer Sondervorstellung der Komödie „Unser amerikanischer Cousin“. Begleitet wurde er laut der Library of Congress im Ford‘s Theatre von seiner Frau Mary Todd Lincoln, einem 28-jährigen Offizier namens Major Henry R. Rathbone und Rathbones Verlobter Clara Harris. 


Ermordung von Präsident Abraham Lincoln, Kupferstich von John Wilkes Booth (1838-1865) am 14. April 1865 im Ford s Theatre in Washington, D.C. Kupferstich.
Das versuchte Attentat auf Donald Trump in Butler sorgt viele US-Bürgerinnen und -Bürger. Denn die Sorge vor Anschlägen und Ermordungen von Präsidenten ist in den USA historisch gewachsen. John F. Kennedy ist dabei nur ein Beispiel. © imago

Nach Ende des Stücks trat eine Gestalt mit einer gezogenen Derringer-Pistole in die Präsidentenloge, zielte und feuerte. Lincoln sackte nach vorn. Der Attentäter, John Wilkes Booth, ließ seine Pistole fallen und schwenkte einen Dolch. Rathbone stürzte sich auf ihn und zwang den Mörder ans Geländer der Loge. Booth sprang vom Balkon, blieb aber an einer Fahne hängen, wobei er sich bei der Landung einen Knochen im Bein brach. Obwohl er verletzt war, eilte er durch die Hintertür hinaus und verschwand auf einem Pferd in der Nacht.

Geschichte durch Attentate ermordeter US-Präsidenten: Auch Garfield und McKinley unter ihnen

James A. Garfield, der 20. Präsident der Vereinigten Staaten, begab sich am 2. Juli 1881 – rund vier Monate nach seinem Amtsantritt – mit zwei seiner Söhne auf eine kurze Reise. Sie wollten einen Zug nach Williams nehmen, dem College, das Garfield besucht hatte. Auch sollte er dort eine Rede halten. Doch als er durch den Bahnhof ging, trat ein bewaffneter Mann hinter Garfield und schießt zweimal auf ihn. Eine Kugel streift Garfields Arm, die andere dringt in seinen unteren Rücken ein. Garfield war nicht sofort tot. Stattdessen wurde er ins Weiße Haus zurückgebracht, wo Ärzte versuchten, die Kugel zu entfernen. Noch mehr als zwei Monate litt er infolgedessen, bevor er letztlich am 19. September im Alter von 49 Jahren starb.

Auch der 25. US-Präsident William McKinley starb infolge von Schussverletzungen, die ihm durch ein Attentat zugefügt worden waren. Als Täter erwies sich damals, am 14. September 1901, ein Mann namens Leon Czolgosz. Dieser hatte McKinley bei einem öffentlichen Auftritt auf der panamerikanischen Ausstellung in Buffalo im US-Bundesstaat New York erschossen. Ursprünglich glaubten die Ärzte, dass Präsident McKinley das Attentat überleben würde, obwohl nur eine Kugel entfernt werden konnte. Am 29. Oktober desselben Jahres wurde sein Mörder Czolgosz hingerichtet.

Auch erfolglose Attentate wie nun auf Trump gab es bereits – etwa auf Ronald Reagan

Wie nun im Falle des versuchten Attentats auf Donald Trump gibt es jedoch auch solche Angriffe, die fehlschlugen – oder solche, die rechtzeitig verhindert wurden. Zu ersten gehört auch das Attentat auf den 40. US-Präsidenten Ronald Reagan, das am Nachmittag des 30. März 1981 um 14:27 Uhr (Ortszeit) vor dem Hilton Hotel in Washington, D.C. durch John Hinckley, Jr. verübt wurde. Ronald Reagan und die drei anderen Verletzten überlebten den Anschlag allerdings. Reagan kehrte am 25. April 1981 ins Weiße Haus zurück.

Im Falle des jüngsten Angriffs ereignete sich das versuchte Attentat nicht auf einen amtierenden US-Präsidenten, sondern auf einen ehemaligen, der nun wieder zur Wahl stehen wird. Am Montag wollen die Republikaner Donald Trump nämlich auf ihrem Parteitag in Milwaukee offiziell ihrem Präsdentschaftskandidaten für die US-Wahl im November ernennen. Abzuwarten bleibt, wie sich das versuchte Attentat in Butler auf den Wahlkampf auswirkt. (fh)

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